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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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und ließ Giacomo an sich vorbei ins Freie treten, als ihm ein Gedanke kam. Er wandte sich noch einmal zu der Frau um.
    »Was verlangst du eigentlich dafür, dass du uns das Geheimnis nennst?«
    »Auch das werdet ihr morgen erfahren, vorausgesetzt, dass ich euch an der verabredeten Stelle treffe.«
    »Du glaubst nicht, dass wir den Mut aufbringen. Doch ich sage dir, du irrst dich.«
    »Wir werden sehen.«
    Cosimo wandte sich um und verließ das Zelt. Er konnte dieses milde Lächeln der Frau nicht mehr ertragen.
    Der Tag danach
    Stille Ehrfurcht erfüllte die Kapelle. Sanft schimmerte das Tageslicht durch die wenigen schmalen Fenster aus buntem Glas, warf Streifen roten, grünen und gelben Lichts auf den Altar und das Kruzifix, vermischte sich mit dem Schein der Kerzen vor dem Standbild der Heiligen Jungfrau. Wie klares, kühles Wasser Flusskiesel umspülten die gemurmelten Gebete zweier alter Frauen die zierlichen Säulen. Die sich immer wiederholenden Anrufungen der Gottesmutter wurden als leises, im Raum schwebendes Echo von den Seitenwänden zurückgeworfen und stiegen schließlich zu der gedrungenen Kuppel empor. Unwillkürlich stellte man sich die Frage, was der Mensch und all sein Streben auf dieser Welt vor dem Angesicht Gottes war. Und ebenso unwillkürlich tauchte die Antwort auf – nichts als eine Hand voll Staub.
    Mitten in diese Stille hinein wurde das Portal aufgerissen, und grelle, beißende Strahlen des Sonnenlichts durchbohrten das Halbdunkel wie tödliche Lanzen. Cosimo betrat die Kapelle nicht, er platzte förmlich in sie hinein, als hätte ein wütender Sturm ihn mit sich gerissen. Und tatsächlich fühlte er sich auch so. Allerdings tobte der Sturm nicht draußen, in den Straßen von Florenz, sondern in ihm selbst.
    Er eilte ein paar Schritte den Mittelgang entlang auf den Altar zu. Die Sohlen seiner Schuhe klapperten geräuschvoll über den Steinboden, als wären sogar sie zornig. Dann blieb er stehen, damit seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnen konnten. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss – laut und dröhnend wie eine Kesselpauke. Das leise Gemurmel erstarb. Missbilligend wandten sich die beiden alten Frauen zu ihm um, zu ihm, dem Störenfried, dem Fremdling, der in diesen heiligen Hallen nichts zu suchen hatte. Cosimo spürte es selbst. Er gehörte nicht hierher. Er fühlte sich nicht wohl in diesem von Heiligkeit und Stille, Anbetung, Buße und grenzenlosem Gehorsam erfüllten Raum. Die Atmosphäre der Kapelle hatte für ihn stets den schalen Geschmack von Melancholie, Trübsinn und mangelnder Lebensfreude. Und jetzt in seinem Zorn war ihm das schier unerträglich. War er vielleicht ein Ungläubiger? Nein, keineswegs. Allerdings gehörte er auch nicht zu den Pazzi, jener wohlhabenden Kaufmannsfamilie, die diese Kapelle vor einiger Zeit – angeblich allein zu Ehren Gottes – hatte erbauen lassen. Er gehörte zu den anderen. Zu denen, die offen zugaben, dass sie ihren Reichtum niemals als eine Bürde empfanden, deren erdrückende Last man höchstens durch tägliche Buße erträglicher machen konnte.
    Wie jedes Mal, wenn er sich in der Kapelle der Pazzi aufhielt, verspürte Cosimo den unwiderstehlichen Wunsch, die kleine Kirche auf der Stelle wieder zu verlassen. Doch heute war er nicht gekommen, weil er geladen worden war, an einer der zahllosen Familienmessen der Pazzi teilzunehmen. Er war gekommen, um seinen Freund zu holen. Seinen Freund Giacomo de Pazzi, mit dem er, wie sie es am Vortag verabredet hatten, eigentlich genau zu dieser Stunde vor den Toren der Stadt Arianna treffen sollte. Und eines war gewiss, er würde ihn auch finden und mitnehmen, zur Not am Kragen und gegen seinen Willen hinausschleifen. Vermutlich hatte Giacomo Angst bekommen. Doch Cosimo war nicht gewillt, der Hexe ihren Triumph zu gönnen. Sie sollte nicht Recht behalten.
    Er atmete einmal kurz durch und setzte seinen Weg fort, vorbei an den beiden alten Weibern, die sich bekreuzigten, als wäre in der Gestalt eines vornehmen, gerade siebzehnjährigen Mannes der Teufel persönlich an ihnen vorbeigegangen. Cosimo lächelte, als ihm einfiel, dass er ja gar nicht seine normalen Gewänder aus Samt, Seide und teurem Leinen, geschneidert nach der neuesten Mode, trug. In den ärmlichen, mehrfach geflickten Kleidern eines Schustergesellen konnten die beiden Alten ihn natürlich nicht erkennen. Er war ein Medici. Und ein Medici ließ sich nicht einfach verscheuchen oder davon abbringen, sein einmal gewähltes

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