Verschwunden in den Flammen (German Edition)
Rachelihrerseits kam sehr gerne raus und unter Leute. Außerdem verfügte sie über einen bewundernswerten sechsten Sinn und das Geschick zu verstehen, wie die Leute ticken. Diese Aufgabenverteilung funktionierte für beide sehr gut.
Rachel ging zum Parkplatz und schloss ihren Geländewagen auf, während sie ihre Aktentasche versteckt hielt. Das war eine weitere Veränderung in ihrem Leben. Sie hatte ihren schwarzen BMW 7er gegen einen schwarzen Chevy Tahoe mit Vierradantrieb eingetauscht. Sie stieg ein und fuhr nach Hause.
Genau genommen hatte Rachel zwei Orte, die sie ihr Zuhause nannte. Als Mallory verschwand, konnte sie es nicht über sich bringen, ihr Haus zu verkaufen. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass Mallory eines Tages zurückkehren würde. Und sie wollte nicht, dass dann Fremde dort wohnen würden. Deshalb stand es nahezu leer, bis auf eine Hausangestellte, die dort mit ihrem Exmann, dem Hausmeister, wohnte. Sie wusste, es war verrückt, so viel Geld auszugeben, nur um das leere Haus zu behalten, aber sie konnte nicht anders.
Ihr zweites Zuhause war ein reizender Florida-Bungalow mit vier Zimmern in Strandnähe. Er verfügte über ein kleines Schwimmbecken, einen Whirlpool und einen Garten für Maggie. Weil sie so viel unterwegs war, bot der Bungalow genau das Richtige für sie. Und er lag nur eine kurze Distanz vom Büro entfernt.
Rachel brauchte nicht lange, dann hatte sie alles beisammen, was sie für die Reise benötigte. Wie immer wartete ein gepackter Koffer griffbereit auf den nächsten Einsatz. Seitdem Mallory verschwunden war, spürte sie ein Bedürfnis, anderen zu helfen.
Rachel hörte, dass ihr Telefon piepte und ihr mitteilte, dass sie eine SMS bekommen hatte. Sie blickte auf ihr BlackBerry. Janine hatte die Nummern geschickt, die sie noch benötigte, um endlich loslegen zu können.
Sie rief in der Brandinspektion an und vereinbarte ein Treffen mit dem leitenden Ermittler Jeff Stanton. Jeff war über ihre Arbeit im Bilde. Wegen eines prominenten Falls, der Tochter des Gouverneurs von Florida, John Knowles, hatten Rachel Scott und FloridaOmni Search landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Sie einigten sich auf ein Treffen am nächsten Morgen um acht Uhr in Jeffs Büro.
Sie warf alles auf den Rücksitz des Tahoes und ging noch einmal ins Haus, um Maggie und das für ihre Versorgung nötige Zubehör zu holen. Immer wenn sie Maggie bei Janine ließ, packte sie extra viel Futter und Spielzeug ein für den Fall, dass sie länger als erwartet fortbleiben würde. Sie nahm die Tüte mit Science Diet Hundefutter und suchte in dem Weidenkorb nach dem Quietschspielzeug, das Maggie am liebsten mochte. Der lila Dinosaurier, eine gelbe Ente und ein roter Ball folgten nacheinander in einen Plastikbeutel.
Maggie beobachtete Rachel mit großer Aufmerksamkeit, während ihr dicker schwarzer Schwanz hin und her wedelte. Vermutlich würde er in einigen anderen Bundesstaaten kupiert werden, damit kein unbeabsichtigter Hieb irgendjemandem einen Bluterguss am Bein verursachte.
Mit einem Satz sprang der loyale schwarze Labrador in den Tahoe. Rachel rubbelte Maggies Kopf. »Braves Mädchen. Du ziehst für ein paar Tage in Jacks Haus. Hast du ein Glück, was?«
Maggie stimmte mit einem kurzen Bellen zu.
KAPITEL 5
Santa Rosa Beach, Florida, Montag, 10:30 Uhr
Ken Collins trug die übliche graue Sträflingskleidung. Sein braunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Er trug es ordentlich kurz geschnitten, wie beim Militär. Die Falten verliehen seinen Gesichtszügen eine gewisse Eleganz, und seine Augen hatten die Farbe von dunklem Eistee. Während er auf den acht Quadratmetern seiner Zelle umhertigerte, dachte er darüber nach, wie kompliziert sein Leben in so kurzer Zeit geworden war. Seine Gedanken kreisten um den nur wenige Tage zurückliegenden Moment, als er die schlimmste Nachricht seines Lebens erhalten hatte.
»Steh auf, Ken, du hast Besuch.« Der Wärter schlug gegen die Tür.
Ken schwang seine Beine über den Rand der oberen Koje des Etagenbettes und sprang nach unten. Er erwartete niemanden. Seine Anwältin kam jeden Dienstag, um den Fall zu besprechen, man konnte die Uhr danach stellen. Aber heute war Freitag. Er fragte sich, was los war. Ken folgte dem Wärter den langen Gang zum Besuchersaal hinunter, aber er ging daran vorbei.
»Wohin gehen wir?«, fragte Ken verwirrt.
Der Wärter ging schweigend weiter.
»Ich dachte, ich hätte Besuch«, murmelte Ken, als sie zwei Sicherheitstüren
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