Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
ihrer Brüste mit der blutigen Hand und quetschte sie, was unglaublich obszön aussah. Denn wegen des Drucks platzte die vorgewölbte Brust auf und schwärzliche Flüssigkeit und aufgelöstes Gewebe rannen bis zum Bauch hinunter.
»Was ist los, Nash? Bin ich nicht gut genug für dich? Willst du mich nicht ficken?« Sie trat so nah an mich heran, dass mich ihre Körperhitze und der Gestank würgen ließen. »Mach ich dich nicht mehr an? Bist du etwa nicht scharf auf mich?«
Gott weiß, was als Nächstes passiert wäre, hätte sich in diesem Moment nicht die Tür geöffnet. Zwei Männer in Schutzanzügen traten auf Mickey zu und reichten ihr den hier üblichen orangefarbenen Schutzanzug, in den sie sofort hineinstieg. Ihre Füße verschwanden in Gummistiefeln, zugleich glitt ein Helm über ihren Kopf, und das Atemgerät aktivierte sich. Ich konnte hören, wie Mickey zischend Luft holte. Bereitwillig ging sie mit den Männern mit – offenbar spürte sie, dass sie jetzt nicht mehr zu uns, sondern zu ihnen gehörte. Auch sie war jetzt eine Gesichtslose.
Das war das Letzte, was ich von Mickey sah.
Mittlerweile war mir absolut klar, was im Creek vor sich ging. Jeder Zweifel war beseitigt. Mir fiel ein, was Price gesagt hatte:
Du musst Folgendes verstehen, Nash: Wenn ein ansteckendes Virus seinen Wirt infiziert, versucht es im Grunde, diesen Wirt zu übernehmen – ihn in das Virus umzuwandeln. Aber Price hatte auch behauptet, eine vollständige Umwandlung sei unmöglich. In diesem Punkt hatte er sich geirrt, denn was hier geschah ... Unter diesen orangefarbenen und blauen Schutzanzügen steckten keine Menschen, keine gesunden Organismen aus Fleisch und Blut, sondern bewegliche Zusammenballungen eines denkenden tödlichen Virus – virale Imitationen menschlicher Wesen. Nichts anderes. Mit Janie oder mir hatten sie nichts gemein.
Sie waren mit der Medusa verbündet und warteten jetzt auf die Ankunft ihrer Erlöserin, ihrer Prophetin – der neuen Göttin dieser durch und durch kaputten Welt.
Janie und ich hatten uns dieser Welt bislang nicht angepasst, deshalb stellten wir eine Bedrohung für diese Wesen in den Raumanzügen dar. Nicht zufällig, sondern aus Abscheu und Furcht waren sie vor uns zurückgeschreckt, als wir das Gebäude betreten hatten. Sie hatten Angst vor einer Ansteckung, Angst vor einer Verseuchung. Denn sie fürchteten gesunde menschliche Körper mit aktiven Immunsystemen und der Fähigkeit, Antikörper zu produzieren, ebenso sehr, wie wir das Ebola-Virus fürchteten. Janie und ich stellten für sie Krankheitspotenzial dar, eine Seuchengefahr, die beseitigt werden musste. Wir waren für sie die Monster.
Nach einer Weile kehrten zwei Gestalten in Schutzanzügen zurück. Einer von ihnen hatte das schwarze Metallkästchen dabei. »Es ist an der Zeit«, erklärte er.
»Tu uns das nicht an«, sagte ich. »Bitte nicht. Töte uns einfach, vernichte uns. Aber spritz uns nicht das Virus.«
» Wir werden euch gar nichts antun. Wenn ihr umgewandelt seid, wird sie es sein, die euch berührt und in der Gemeinschaft willkommen heißt.« Er sprach von der Medusa.
»Bitte tu uns nicht weh«, bat Janie, während ihr Tränen übers Gesicht strömten. »Tu uns nichts an.« Sie legte sich die Hände auf den Bauch. »Das darfst du nicht. Ich bin schwanger.«
14
Drei Stunden später ging in meinem Kopf wegen Janies Enthüllung immer noch alles drunter und drüber.
Aber als ich mich endlich wieder beruhigt hatte und die Geschichte mit ein wenig Abstand betrachtete, passte alles zusammen. Janie hatte sich schon ziemlich lange seltsam verhalten und noch schlimmere Stimmungsschwankungen als früher gehabt. Aber das hatte in erster Linie nicht mit meiner Beziehung zu Mickey zu tun gehabt, sondern mit etwas viel Wichtigerem – ihrer Schwangerschaft. Sie sagte, sie habe es schon seit Gary gewusst. Als wir uns nach dem Überfall des Kriegsbeil-Clans und der Attacke der Vögel auf dessen Tote in der Apotheke verschanzt hatten, hatte sie sich dort heimlich einen Schwangerschaftstest besorgt – einen, wie man ihn früher ohne Arzt hatte vornehmen können, indem man sich die Einfärbung eines präparierten Streifens ansah. Ich wusste noch, dass sie an jenem Tag für längere Zeit verschwunden und mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen zurückgekehrt war.
»Warum hast du’s mir nicht gesagt?«, fragte ich.
»Was hätte das schon genützt, Rick? Was hätte es geändert?«
»Ich hatte doch ein Recht, es zu
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