Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
Vom Netzwerk:
uns folgte.
    »Also?«, sagte ich schließlich und drehte mich zu ihr um.
    »Ich heiße Janie.« Sie schenkte mir ein zögerliches Lächeln.
    13
    Wir hingen noch ein paar weitere Wochen bei Sean herum. Ich weiß nicht genau, warum, denn ich musste ja eigentlich nach Westen, das Schattengebilde hatte es mir befohlen. Aber damals hatte ich keine Eile damit, das kam erst später. Das Leben in Cleveland war nicht gerade ein Zuckerschlecken, doch ich war gern mit Sean zusammen. Noch nie war ich einem so einfallsreichen Menschen wie ihm begegnet. Stets wusste er, wo man sich etwas besorgen konnte; er kannte in der ganzen Stadt Orte, wo Lebensmittel, Überlebensausrüstungen der Armee und Waffen versteckt waren. Später erfuhr ich, dass das Cleveland-Chapter der Hells Angels, mit dem Sean befreundet gewesen war, all diese Verstecke angelegt hatte, um sich auf einen Krieg vorzubereiten.
    Die Stadt war nicht nur voll von Krätzekranken, sondern man musste sich auch vor den Straßenbanden und vor allem vor den Kriegsbeil-Clans in Acht nehmen. Nachts war es wegen der Ratten, Mutanten und verwandelten Kinder, die sich in der Dunkelheit auf den Straßen tummelten, besonders gefährlich. Wir gewöhnten uns an den Roten Regen, der kam und ging.
    Irgendwann fand ich in einem Geschäft für naturwissenschaftlichen Bedarf einen wunderbaren Ausrüstungsgegenstand: einen solarbetriebenen Geigerzähler. Sobald verstrahlte Kinder in meiner Nähe auftauchten, schnellte der Zeiger in die Höhe und warnte mich frühzeitig. Der Geigerzähler brachte mich auch zu der Erkenntnis, dass der Rote Regen nicht nur Blut, Fleischabfälle und Säure mit sich brachte, sondern auch radioaktiven Niederschlag. Als ich mit dem Zähler über eine der roten Pfützen fuhr, schlug der Zeiger wie verrückt aus.
    Während dieser Wochen bei Sean lernte ich Janie gut kennen. Offenbar vertraute sie Sean und Specs nicht, denn sie klammerte sich ausschließlich an mich. Dieses liebe, wunderbare Mädchen war stets an meiner Seite. Obwohl sie fast 20 Jahre jünger war als ich, mochte sie mich irgendwie und verliebte sich irgendwann in mich. In der früheren Welt hätte sie mich wohl kaum eines Blickes gewürdigt, selbst wenn ich in ihrem Alter gewesen wäre. Doch in dieser neuen Welt galten nicht nur andere Gesetze, sondern man hatte auch veränderte Ansprüche an Umwelt und Menschen und setzte andere Prioritäten, und das galt auch für Janie. Als die alte Welt unterging, war sie in ihrem ersten Studienjahr gewesen. Sie hatte Ärztin werden wollen. Wie ich von ihr erfuhr, hatte sie in der High School zu den besten Schülerinnen ihres Jahrgangs gehört und war zu dessen Sprecherin gewählt worden, außerdem hatte sie sich auch in sozialer Hinsicht stark engagiert. Sie war regelmäßig zur Kirche gegangen, hatte ehrenamtliche Dienste im örtlichen Kinderkrankenhaus geleistet, im Winter Kleidung für Hilfsbedürftige und im Sommer Lebensmittelkonserven für Not leidende Rentner gesammelt.
    Als die Bomben fielen, hatte sie sich zusammen mit anderen Studenten nach Painesville in Ohio durchgeschlagen und miterlebt, wie ihre Freunde und ihre Familie starben. Vor einem Monat war sie dann mit anderen nach Cleveland aufgebrochen und dort hatten sich die Kriegsbeil-Clans ihre Freunde geschnappt, sodass sie völlig auf sich gestellt in der Stadt gestrandet war.
    Sie hatte genauso viel wie alle anderen durchgemacht, war dabei aber das bildhübsche, gutherzige Mädchen geblieben, das ihr Herz auf der Zunge trug.
    Wir alle mochten sie und wollten sie beschützen – selbst Sean, dem das gar nicht ähnlich sah. Ich glaube, wir alle beneideten sie darum, dass sie das Ende der alten Welt überlebt hatte, ohne ihre moralischen Grundsätze aufzugeben. Doch wir anderen konnten nicht so sein wie sie. Mittlerweile war die Welt ein einziger Dschungel, in dem nur die Starken und Grausamen überlebten. Und da Janie das nicht begriff oder nicht begreifen wollte, mussten wir ständig ein Auge auf sie haben. Sie hatte ein großes Herz, größer als ihr guttat, und da draußen gab es allzu viele Dinge, die ihr leicht ein Stück davon herausreißen konnten.
    Gegen Ende unseres Aufenthalts in Cleveland begann das Schattengebilde wieder damit, mir etwas einzuflüstern. Diesmal ging es nicht darum, dass wir nach Westen ziehen sollten. Es wollte etwas anderes von uns, rückte aber nicht deutlich damit heraus. Ich wusste nur, dass es ihm um eine Opfergabe ging. In irgendeinem Hinterstübchen meines

Weitere Kostenlose Bücher