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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Schädels war mir bewusst, was das bedeutete, doch es war zu entsetzlich, um es auch nur in Erwägung zu ziehen.
    Schließlich erzählte ich den anderen von dem Schattengebilde.
    Janie wirkte keineswegs überrascht. Sie nahm das, was sie von mir erfuhr, einfach als gegeben hin. Sean dagegen hielt mich für völlig durchgeknallt und die Tatsache, dass ich »Stimmen hörte«, für ein Symptom von Wahnsinn. Specs reagierte wie erwartet: Ihm gefiel die Vorstellung, ein Opfer darzubringen. »Wenn das Schattengebilde eine Gabe will«, sagte er, »dann müssen wir ihm eine beschaffen.«
    »Eine Opfergabe?«, fragte Sean. »Was denn zum Beispiel? Ein Menschenopfer?«
    »Genau.«
    »Du spinnst doch, Kleiner. Aber was soll’s? Wir können uns ja irgendeinen alten Lumpensack schnappen und den opfern.«
    Janie sagte kein Wort, und das brauchte sie auch gar nicht, denn ich sah in ihren Augen, wie enttäuscht sie von mir war. Die Opfergabe war eine barbarische, üble Idee. Das war mir genauso bewusst wie ihr – und trotzdem machten wir uns daran, diese Idee in die Tat umzusetzen.
    Specs war geradezu begeistert davon. Wie gesagt: Ihn faszinierte dieser ganze New-Age-Mist, ob es die Kristalle waren, Astrologie und Horoskope oder sonst was. Er hatte viele Bücher über Hexerei, Satanismus und all diesen esoterischen Bockmist gelesen, deshalb kam ihm eine solche Opfergabe wie die natürlichste Sache der Welt vor.
    Eines Abends schnappten wir uns irgendeinen zerlumpten alten Mann, fesselten und knebelten ihn, zerrten ihn auf einen leeren Parkplatz und banden ihn an einem Baum fest. Danach schichteten wir einen hohen Holzstoß auf und zündeten ihn an. Specs sagte, das bedeute Sühne; wir müssten ein Brandopfer darbringen, um das Schattengebilde zu befriedigen, nur so werde es auch weiterhin auf unserer Seite stehen.
    Die entsetzliche Szene werde ich nie vergessen: Der alte Mann loderte wie eine Kerze auf und starb laut schreiend. Ich sah, wie seine Augen buchstäblich verschmorten und seine Haut sich so aufheizte, dass sie wie Wachs vom Körper rann und zischend in die Flammen fiel. Als der Alte nur noch schwelte, flehte ich das Schattengebilde an, ihn zu holen. Das war das erste Mal, dass das Schattengebilde physische Gestalt annahm und uns erschien. Es nahm unser Brandopfer an ... verleibte es sich ein ... und dennoch hatte ich das Gefühl, dass dieses Opfer nicht das war, was es gewollt hatte.
    Das Schattengebilde verlangte nicht nach einem Brandopfer, sondern nach einem lebenden Opfer.
    War wütend über das, mit dem wir es abgespeist hatten.
    Wollte eine weitere Gabe.
    Und zwei Tage später wurde Specs krank.
    14
    Wir waren gerade von einer Expedition zurückgekommen, bei der wir nach fahrtüchtigen Wagen Ausschau gehalten hatten, die uns aus der Stadt bringen konnten. Den ganzen Tag über hatte Specs sich seltsam verhalten und kaum etwas gesagt. Als wir wieder in Seans Wohnung waren, gesellte er sich zu mir.
    »Hab mir irgendwas eingefangen, Nash«, erklärte er. »Etwas wirklich Schlimmes.«
    »Du bist bestimmt nur erschöpft«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    »Ich huste aber schon seit drei Tagen.«
    Und er hatte recht. Ich glaube, uns allen war klar, dass mit Specs irgendwas nicht stimmte; doch wir versuchten uns damit zu beruhigen, dass es allenfalls eine leichte Erkältung sein könne. Dabei verdrängten wir lieber, dass in diesen Tagen selbst leichte Infekte tödlich enden konnten.
    »Ich kann nicht mehr durch die Nase atmen, Nash«, sagte Specs. »Manchmal bekomme ich kaum noch Luft. Und meine Muskeln und Gelenke tun mir ständig weh.«
    »Sag den anderen vorerst noch nichts.«
    Er schüttelte den Kopf. »Leider muss ich es ihnen wohl sagen. Ich darf sie doch nicht einfach mit dem anstecken, was mich erwischt hat.«
    Der gute alte Specs. Sein ganzes Leben lang hatte er so ziemlich vor allem und jedem Angst gehabt. Er war einer dieser Menschen, denen Gott, die Natur oder wer auch immer kaum genügend Kraft mitgegeben hatte, um das Leben Tag für Tag zu bewältigen. Doch wenn es hart auf hart ging, konnte er unglaubliche innere Stärke beweisen. Und ungeheure Selbstlosigkeit.
    Wir erzählten Janie und Sean von Specs’ Erkrankung. Weder Specs noch ich hätten es den beiden übel genommen, wären sie auf Distanz zu ihm gegangen, aber das taten sie nicht.
    »Du bist einer von uns, zusammen kriegen wir das schon wieder hin«, sagte Janie.
    »Mach dir keine Sorgen, kleiner Bruder«, sagte Sean. »Wir bringen dich schon

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