Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
genug ist, um das Glas zu zerbrechen.«
Regin stieß einen tiefen Seufzer aus und zuckte gleich darauf vor Schmerz zusammen. »Zum Beispiel Portia und Ember.« Die beiden Sorceri in Carrows Zelle, die angeblich seit Jahrhunderten ein Liebespaar waren.
Portia, die Königin der Steine, konnte den Mount Everest in ihren Vorgarten versetzen, wenn ihr nach einer Kletterpartie zumute war. Emberine, die Königin der Flammen, besaß die Macht, Feuer aus ihren Händen schießen zu lassen oder sich selbst in eine Flamme zu verwandeln. Ein einziger ihrer Feuerstöße konnte einen Unsterblichen ernsthaft verwunden. Ein Mensch – oder ein junger Unsterblicher – hätte keine Chance.
Carrow und ihre kleine Cousine Ruby saßen mit diesen Sorceri in der Falle. Mögen die Götter ihnen beistehen.
»Volós könnte die Scheibe zerschmettern«, sagte Natalya abwesend. »Mit einem einzigen Tritt.« Die Kreatur war riesig, zweieinhalb Meter groß und muskelbepackt. »Ich könnte ihm hier entgegentreten. Endlich.«
Der Boden begann zu vibrieren. Schmale Risse zogen sich durch den Zement, aus denen Staubwolken entwichen.
»Ist das etwa, was ich denke, dass es ist?«, fragte Natalya.
»Sieht aus, als ob Portia langsam munter wird. Halt dich ja gut fest«, sagte Regin. »Thad ist bestimmt kurz vorm Durchdrehen. Wenn wir frei sind, schnappen wir ihn uns und suchen sofort meine Hexenfreundin.«
»Einverstanden.«
»Portia erschafft einen Berg aus Fels«, übermittelte ihnen der Gestaltwandler.
Als das Grollen stärker wurde, sagte Natalya: »Wenn ein Berg wächst, heißt das dann nicht auch, dass das umliegende Land runterrutscht?«
Regin nickte. »Richtig. Und wir befinden uns auf dem umliegenden Land.« Eine Rauchwolke wälzte sich durch den Korridor. »Sieht aus, als wäre Emberine nun frei.« Ob Carrow den beiden wohl entkommen konnte, mit einem kleinen Mädchen im Schlepptau?
Wieder und wieder zersplitterte Glas, als immer mehr Kreaturen freikamen.
»La Dorada kommt«, flüsterte der Gestaltwandler. »Oh, ihr Götter, sie kommt.«
Einige Sekunden vergingen, dann schleppte sich La Dorada an ihnen vorbei. Sie war halb mumifiziert, aber klitschnass. Schleimig. Regin stieß einen leisen Pfiff aus. » Die Rückkehr der Mumie trifft auf Dingos haben mein Gesicht gefressen .«
Streifen verfaulter Gaze hingen vom Körper der Zauberin herab. Ihr Gesicht war voller Eiter, und es fehlten einige Hautstücke, ebenso wie ein Auge.
Ein Dutzend Wendigos scharwenzelte wie ein Rudel Wachhunde um sie herum. Sie waren genauso ansteckend wie Ghule, aber sehr viel schneller und schlauer. Wobei jedoch selbst ein durchschnittlicher Schleimklumpen schlauer als ein Ghul war.
»Sieh dir nur all das Gold an«, hauchte Natalya andächtig.
Dorada trug einige coole Schmuckstücke: eine goldene Krone auf ihrem verunstalteten Kopf und eine reich verzierte Brustplatte über einem erstaunlich intakten Gerippe. Bei jedem Schritt schwebten Goldplättchen von ihr hinab.
»Sie ist total gruselig, aber ich bin nicht wählerisch.« Regin schlug mit der Faust gegen die Glasscheibe, ohne den Schmerz in ihrem Brustkorb zu beachten. »He, du Schöne! Komm und nimm mir diesen dämlichen Kragen ab.«
»Bist du verrückt geworden?«, zischte Natalya.
»Was soll sie denn schon groß machen? Mich vivisezieren? Mich einsperren? Denk dran, wir müssen einen Pakt erfüllen.« Gleich darauf wandte sie sich wieder an Dorada und rief: »Ernsthaft, Süße, schieb deinen mumifizierten Hintern hier rüber.« Regin trat gegen das Glas. »Lass mich verdammt noch mal hier …«
La Doradas Kopf schwang herum, und sie starrte Regin mit ihrem verbliebenen Auge an.
»Okay, das ist echt abartig. Hör mal, Gollum, wenn du mich hier rausholst, helfe ich dir dabei, deinen Schatz zu finden.«
Regin hätte schwören können, dass sich der Mund der Zauberin zu einem zahnlosen Grinsen verzog. Gleich darauf setzte sie ihren Weg fort.
»Nein, nein, nein!«, schrie Regin. »Ich will auch immer böse sein! Hilf einem gemeinen Miststück hier raus!«
Aber sie war fort und ließ Regin und Natalya als wehrlose Opfer in ihrer Falle zurück. Sie trugen nach wie vor ihre Wendelringe, während die Krieger des Pravus bereits den Trakt durchstreiften. Sobald sie die Menschen eliminiert hatten, würden sie sich ihren wahren Feinden widmen.
Dann werden sie Jagd auf uns machen.
Als Declan sein Heiligtum verließ und den abgeriegelten Forschungstrakt betrat, blickte er sich erst einmal aufmerksam
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