Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
unsterbliche Bedrohung und beschützten damit die Dörfer, die in dem Tal darunter lagen. Sie begann zu begreifen, dass es ein Segen war, wenn diese Männer hier an vorderster Front blieben – und sich der Zivilisation fernhielten.
Als sie sich nun mit ihren Wachen immer tiefer in die Halle hineinbegab, blieb Regin mit einem Mal abrupt stehen. Nur wenige Meter vor ihr auf dem Podest saß der Mann auf dem Thron, den sie vorhin im ungestümen Kampfgetümmel entdeckt und hingebungsvoll beobachtet hatte.
Angesichts der unübertroffenen Geschwindigkeit und Kraft, mit der er seine Streitaxt geschwungen hatte, war sie davon ausgegangen, dass er ihr Anführer war: Aidan.
Auf der Lehne seines Throns saß eine dralle Brünette, die ihm einen gefüllten Krug darbot und etwas ins Ohr flüsterte. Die Magd blickte ihn voller Erregung an, ihre Atmung war flach. Hält sie den Kriegsherrn für gut aussehend? Regin musterte ihn. Da sind wir beide uns einig.
Er hatte breite Schultern und muskulöse Arme und war insgesamt so kräftig gebaut wie ein Bär. Sein blondes Haar war dicht, und einige Strähnen waren zu wirren Zöpfen geflochten, sodass sie ihm nicht ständig ins Gesicht fielen. Er besaß noch all seine Zähne, und sie waren weiß und ebenmäßig. Seine von der Sonne gebräunte Haut ließ die wintergrauen Augen besonders hervorstechen.
Als er sich während des Kampfes seiner Berserkerwut hingegeben hatte, hatten diese Augen wie vom Blitz zerrissene Gewitterwolken geleuchtet.
Jetzt zog er die Frau auf seinen Schoß, zweifellos in der Absicht, sich dem liederlichen Treiben um ihn herum anzuschließen. Und siehe da, schon legt er los … Er löste die Schnüre ihres stramm sitzenden Mieders.
»Mein Herr, haltet kurz ein«, beeilte sich eine der Wachen zu sagen. Um den Kriegsherren aufzuhalten, ehe es zu spät war?
»Was ist?« Aidan sah nicht einmal auf und ließ sich nicht davon abhalten, weiter die ausladenden Brüste der Frau freizulegen. Sobald er ihr Mieder gelockert hatte, schob er seine große Hand hinein, um eine davon zu umfassen.
»Dieser Junge verlangte danach, Euch zu sehen.«
Junge . Männer nahmen stets an, sie wäre einer von ihnen, nur weil sie Hosen trug und ein Schwert mit sich führte.
Aidan wandte sich um, bis sein Blick auf Regin fiel. »Wer bist du?«, fragte er mit tiefer, donnernder Stimme. Augenblicklich verlangsamten sich die ungestümen Raufereien in der ganzen Halle, und die Männer ließen sich von den Huren ablenken.
»Ich bin ein müder Reisender und brauche Hilfe«, antwortete sie aufrichtig.
Bei ihren Worten zogen sich seine Brauen zusammen. »Deine Stimme klingt … vertraut.« Er zog die Hand aus dem Mieder der Frau und setzte sich aufrecht hin. Seine Haltung drückte eine gewisse Anspannung aus, als ob allein schon ihre Stimme ihn nervös gemacht hätte. »Auch wenn dein Akzent fremd ist.«
»Eure Sprache ist nicht meine Muttersprache.« Das war die uralte Sprache der Unsterblichen. Seine Sprache, das Altnordische, war ihre erste Fremdsprache.
»Tritt näher.«
Auch wenn es ihr widerstrebte, Befehle von einem Sterblichen zu befolgen, trat Regin vor.
Sein Blick war wachsam, prüfend. Sie war sich dessen bewusst, dass er sie von Kopf bis Fuß eingehend musterte: ihren Gang, den ungewöhnlich kostbaren Stoff ihres Umhangs, die goldene Brosche, die ihre Kapuze fixierte.
Die Magd versuchte, seine Aufmerksamkeit erneut auf sich zu lenken, indem sie ihm die Hand ans Gesicht legte, aber Aidan wischte sie einfach fort. Als sie sich daraufhin aufreizend auf seinem Schoß bewegte, sah er sie finster an und zischte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie ein beleidigtes Schnauben ausstieß und davonstolzierte. Dennoch warf sie einen sehnsüchtigen Blick über die Schulter hinweg zurück.
Aus irgendeinem Grund war Regin froh, dass Aidan die vollbusige Brünette fortgeschickt hatte. Vermutlich war sie einfach nur erleichtert, da er ihr jetzt mit Sicherheit seine volle Aufmerksamkeit schenkte. »Ich sah Euch heute auf dem Schlachtfeld, Kriegsherr. Ihr habt gut gekämpft.« Wie immer sprach sie einfach jeden Gedanken aus, der ihr gerade in den Sinn kam. Gleich darauf schossen ihr wieder einmal Lucias Worte durch den Kopf: Du musst wirklich lernen, den Mund zu halten. Du würdest sogar die Geduld eines Gletschers auf die Probe stellen.
Er beugte sich vor. »Wir sind Berserker, Junge – wir kämpfen alle gut.«
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie zeigte mit dem Daumen auf einen jungen,
Weitere Kostenlose Bücher