Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
noch vor dem nächsten Sonnenaufgang unter entsetzlichen Qualen gestorben. Er hatte sich in ihren Armen gekrümmt, während sie nur hilflos zusehen konnte. Nachdem Brandr sich durch halb Europa gekämpft hatte, erreichte er sie endlich, kurz bevor Treves sein Leben aushauchte.
» Langweile ich dich etwa?« Diese Frage hatte Regin in tausend Jahren noch nie zuvor gestellt.
Chase zuckte nichtssagend die Achseln, die dunklen Augenbrauen zusammengezogen.
Was geht nur in diesem komplizierten Gehirn vor sich? Bei Aidan hatte sie immer gewusst, was er dachte, aber dieser Ire verwirrte sie immer wieder. »Vermutlich willst du das Geplauder einfach nur übergehen und endlich zum Küssen kommen, nicht wahr? Ist ja verständlich.«
Auf seinen brennenden Blick hin schüttelte sie langsam den Kopf. »Nein? Also gut, dann geb ich dir jetzt mal einen Rat. Kostenlos. Du steckst vermutlich bis zum Hals in Arbeit, und du hasst es«, sagte sie. »Chase, du bist nicht dazu gemacht, so eine Einrichtung zu leiten. Du bist ein Jäger, ein Krieger, der dazu geboren wurde, mitten im dicksten Kampfgetümmel zu stecken.«
»Meinst du, dass ich deinen Rat wünsche oder benötige?«
»Ich bin immerhin um einiges älter als du.«
»Und doch um so vieles unreifer.«
»Selbstverständlich. Willst du mir vielleicht erzählen, worüber du nachdenkst?«
Nach einer ganzen Weile sprach er weiter. »Wenn jede Reinkarnation bestimmte Aspekte von Aidan personifizierte, wofür standen dann die anderen?«
»Gabriel, der Spanier, stand für Humor und Sex. Edward, mein junger englischer Kavallerist, war …« Sie verstummte, wie immer überwältigt von den herzzerreißenden Erinnerungen an ihn. »Edward war die reine Liebe.«
»Du glaubst, ich wäre eine dieser Reinkarnationen. Und was repräsentiere ich deiner Meinung nach?«
»Ich glaube, du könntest alles sein«, erwiderte sie. »Aber jetzt, in diesem Augenblick, verkörperst du Aidans dunkle Obsession. Du stehst kurz davor zu ertrinken, Chase, und tief in deinem Inneren weißt du, dass ich dein Rettungsseil bin.«
Er legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich finde es interessant, dass du mir von einem Mann erzählst, der allem, wofür er je gearbeitet hatte, den Rücken kehrte. Dieser Ritter beendete für eine Frau eine Belagerung. Und gleich darauf rätst du mir, diese Einrichtung nicht länger zu leiten?«
»Ich habe nur erzählt, was mit Treves passiert ist. Außerdem war er keineswegs der Schoßhund des Königs. Er hatte die Befehle seines Herrschers immer schon infrage gestellt und ihm durchaus schon Widerstand geleistet. Es hieß sogar, dass Treves den Thron an sich reißen könnte, wenn er es darauf anlegen würde.«
Aus diesem Grund hatte Philipp bereits einen Auftragsmörder angeheuert. Als Treves den Befehl des Königs, die Burg einzunehmen, verweigerte, ließ der König ihn vergiften.
Treves hat mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er mich einem Sieg vorzog …
Der Blick der Walküre schien in weite Ferne gerichtet, ihre Augen flackerten. Als sie ihm schließlich wieder ins Gesicht sah, sagte sie: »Lass mich dir eine Frage stellen, Magister. Hast du dich deinem Boss schon einmal widersetzt?«
Er hatte schon vorher vermutet, dass ihre Geschichte wieder nur Teil eines heimtückischen Plans war und dazu dienen sollte, sie ihrem Ziel näher zu bringen. Mit diesen Worten hatte sie seinen Verdacht bestätigt.
Während Declan sich zunehmend entspannt hatte, hatte sie ihn gründlich manipuliert. Jedes einzelne ihrer Worte war sorgfältig ausgewählt gewesen. »Wenn ich nicht wie dieser Ritter handle, dann bin ich also ein Schoßhund?« In angewidertem Tonfall fuhr er fort: »Vielleicht sollte ich für dich alles zurücklassen, mein ganzes bisheriges Leben?«
»Ich könnte dich glücklicher machen als der Orden.« Wie selbstsicher sie war.
»Ich tue dies nicht, um glücklich zu sein, Walküre. Und ich hinterfrage Befehle nicht, weil ich an das Ziel glaube: die Menschheit zu beschützen. Meine Art.«
»Ich glaube, in Wahrheit möchtest du das alles hinter dir lassen, um mit mir zusammen zu sein, Chase. Ich warte nur auf dich.«
»Ich soll meine Mission aufgeben? Niemals, Walküre! Wer würde diese Arbeit denn tun, wenn ich nicht wäre?« Seine behandschuhte Hand ballte sich zur Faust. Noch nie hatte ihn jemand derartig wütend gemacht wie sie! Er sollte doch eigentlich völlig emotionslos sein. Jeden Abend injizierte er sich betäubende Medikamentencocktails … warum überkamen
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