Versprechen der Nacht
»Du kannst keiner sein.«
Er fluchte leise. »Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast, Savannah. Wenn du mich jetzt einfach nur anhören würdest –«
»Oh Gott.« Sie stieß ein scharfes Lachen aus. »Du streitest es nicht einmal ab?«
Er spürte, wie in seinem Kiefer eine Sehne zuckte. »Ich wollte dir alles erklären, aber nicht, solange du so durcheinander warst. Du hast heute Abend selbst gesagt, du willst nicht mehr hören.«
Sie stolperte einen Schritt zurück, schüttelte stumm den Kopf. Ihr starrer Blick war distanziert geworden, nach innen gerichtet. Er verlor sie. Sie zog sich vor ihm zurück wie vor jemandem, dem sie misstrauen und den sie fürchten musste. Vielleicht sogar beschimpfen. »Ich muss hier raus«, murmelte sie. »Ich muss nach Hause. Ich muss meine Schwester anrufen. Sie denkt, ich sitze im Nachtbus zu ihr, und ich …«
Dann drehte sie sich abrupt um und lief ins Schlafzimmer zurück. Sie machte eine hektische Runde durchs Zimmer und begann ihre Kleider einzusammeln.
Gideon folgte ihr. »Savannah, davor kannst du nicht davonlaufen. Du steckst schon mittendrin. Wir beide.«
Stumm hob sie ihr Höschen vom Boden auf und zog es hastig an. Dabei erhaschte Gideon einen Blick auf das dunkle seidige Nest zwischen ihren Beinen, sah ihre langen, samtigen Schenkel und ihre zarte mokkabraune Haut.
Haut, die er jetzt am liebsten überall geküsst hätte, und zwar sofort.
Ohne etwas zu sagen oder ihn auch nur anzusehen, suchte sie sich weiter ihre Wäsche zusammen. Ihre straffen kleinen Brüste wippten, als sie sich den kleinen Spitzen-BH anzog.
Wieder meldete sich Gideons Erregung, zu mächtig, um sie zurückzuhalten. Er konnte seine rasche physische Reaktion auf ihren Anblick nicht zügeln, so hübsch und zerzaust, wie sie war, vom Sex mit ihm vor ein paar Stunden. Seine Glyphen begannen sich mit Farbe zu füllen, sein Zahnfleisch prickelte, als seine Fänge sich ausfuhren.
Hastig packte sie ihren Pulli und ihre Jeans, drückte sie an sich und eilte mit gesenktem Kopf an ihm vorbei aus dem Schlafzimmer.
Er folgte ihr rasch, stapfte ihr nach.
»Savannah, du kannst jetzt nicht gehen. Ich kann dich jetzt nicht nach Hause lassen. Es ist zu spät.« Seine Stimme war rau, heiser von seinem Verlangen und dem wilden Drang, ihr jetzt die ganze Wahrheit zu sagen.
Er raste zu ihr hinüber, schneller, als sie wahrnehmen konnte, und legte ihr die Hand auf die Schulter, auf das kleine Stammesgefährtinnenmal auf ihrer makellosen Haut. »Verdammt, ignoriere mich nicht so. Hör mir zu.«
Sie wirbelte herum, die Augen weit aufgerissen. Seine eigenen Augen fühlten sich heiß in seinem Schädel an, sie mussten gerade wieder aussehen wie glühende Kohlen. Durch irgendein Wunder der Täuschung und durch verzweifelte Willenskraft hatte er bisher geschafft, seine Transformation vor ihr zu verbergen, aber jetzt schaffte er es nicht mehr. Er versuchte es noch nicht einmal.
»Oh mein Gott«, stöhnte sie, Angst in der Stimme. Sie wehrte sich gegen seinen Griff, drehte mit einem erstickten Entsetzensschrei den Kopf weg.
Gideon nahm ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn wieder anzusehen. »Savannah, schau mich an. Sieh mich. Vertrau mir. Du hast gesagt, dass du mir vertraust.«
Ihre Augen wanderten langsam zu seinem offenen Mund und den Spitzen seiner Fänge, die sich jede Sekunde weiter ausfuhren. Nach einem langen Augenblick blickte sie wieder auf in seine glühenden Augen. »Du bist einer von ihnen. Du bist ein Monster, genau wie sie. Ein Rogue …«
»Nein«, sagte er fest. »Kein Rogue, Savannah. Aber ich bin ein Stammesvampir, wie sie. Wie sie es waren, bevor sie der Blutgier verfallen sind.«
»Ein Vampir«, stellte sie klar, vielleicht musste sie das Wort jetzt laut aussprechen. Dann senkte sie die Stimme zu einem Flüstern. »Bist du untot?«
»Nein.« Fast hätte er laut herausgelacht über diesen weitverbreiteten Irrtum, tat es aber nicht, weil der Gedanke ihr solche Angst einjagte. »Ich bin nicht untot, Savannah. Das ist der Punkt, wo sich bei meiner Spezies Mythos und Realität am meisten unterscheiden. Der Stamm hat außerirdische Ursprünge. Großer Unterschied.«
Jetzt starrte sie ihn mit offenem Mund an. Er ließ sich ausgiebig von ihr mustern, denn je länger er ruhig vor ihr stand, umso ruhiger schien auch sie zu werden. »Du hast von mir nichts zu befürchten«, sagte er zu ihr. Es war ein Versprechen, ein feierlicher Schwur. »Du brauchst nie Angst vor mir zu haben,
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