Versprechen der Nacht
Ihnen nichts. Wo ist Savannah? Ich bin hier, um sie zu beschützen.«
»Sie haben sie entführt!«
Gideons Blut gefror zu Eis. »Wer?«
»Ich weiß nicht.« Sie schüttelte den Kopf, ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle. »Ein paar Männer tauchten hier auf, vor etwa einer Stunde. Haben mich gefesselt und meine Schwester mitgenommen, mit vorgehaltener Waffe.«
Gideon stieß ein wütendes Knurren aus, tierhaft und tödlich. »Wohin haben sie sie gebracht? Wie haben sie ausgesehen?«
Amelie sackte vornüber und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht! Oh mein Gott, jemand muss ihr helfen. Ich muss die Polizei anrufen!«
Gideon nahm sie fest bei den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. »Hören Sie zu, Amelie. Sie müssen hierbleiben und dürfen niemanden anrufen. Sie müssen mir vertrauen. Ich werde nicht zulassen, dass Savannah etwas passiert.«
Sie starrte ihn an, Zweifel lag in ihren verängstigten Augen. »Sind Sie das etwa? Der ihr gestern Abend in Boston das Herz gebrochen hat, sodass sie sich zu mir nach Hause geflüchtet hat, als wäre ihre ganze Welt zusammengebrochen?«
Er antwortete nicht darauf, aber der Vorwurf lastete schwer auf ihm. »Ich bin der, der sie liebt. Mehr als sein Leben.«
»Dann lassen Sie nicht zu, dass sie ihr wehtun!«, rief sie. »Dass diese Männer meine Savannah töten!«
Gideon schüttelte feierlich den Kopf. »Das werde ich. Ich schwör’s Ihnen bei meinem Leben.«
Kaum hatte er es gesagt, da näherte sich ein Fahrzeug und hielt draußen vor dem Haus. Das dumpfe Dröhnen des Motors verstummte, dann wurden zwei Autotüren zugeworfen.
Gideon hob den Kopf, seine Kriegerinstinkte waren schlagartig in voller Alarmbereitschaft. Mit gezückter Waffe wirbelte er herum zur Haustür.
Da war sie.
Sie stand auf dem Rasen ihrer Schwester in der Dunkelheit, gefangen von einem Menschen, der sie im Schwitzkasten hatte – ein Lakai, wie Gideon sofort erkannte. Der riesige Schlägertyp presste Savannah die Mündung seiner Pistole gegen die Schläfe. Sie hatte geweint, ihr Gesicht war tränenverschmiert, die Lippen aschgrau vor Entsetzen.
Schlagartig strömte Gideon alles Blut aus dem Kopf und in sein dröhnendes Herz hinein.
Da bemerkte er den zweiten Mann, einen Stammesvampir, der lässig im Schatten einer Zypresse in der Nähe stand. Er trug einen maßgeschneiderten marineblauen Wollmantel, sein braunes Haar war makellos geschnitten und elegant nach hinten frisiert. Und seine Hände ruhten auf dem Knauf eines langen Schwertes, dessen polierte Stahlklinge im Mondlicht schimmerte.
Gideon brauchte den handgeschmiedeten Griff nicht zu sehen, um zu wissen, dass ein Raubvogel – ein Falke – in ihn eingearbeitet war.
Hugh Faulkners Schwert.
Aber das war nicht der Gen-Eins-Waffenschmied, den Gideon vor Jahrhunderten in London getötet hatte. Diesen Stammesvampir hatte er nie zuvor gesehen, da war er sich sicher.
»Lass die Waffen fallen, Krieger.«
Gideon sah von dem Stammesvampir zu dem Lakaien hinüber, der Savannah hielt, und schätzte ab, welchen der beiden er zuerst töten musste, damit sie die beste Chance hatte, heil davonzukommen. Das war bei beiden nicht sicher, und er wollte keinen Fehler riskieren, der sie das Leben kosten konnte.
»Waffen hinlegen«, knurrte der Vampir erneut. »Oder mein Mann pustet ihr das hübsche Köpfchen weg.«
Gideon lockerte seinen Griff um die Pistole und bückte sich, um sie auf den Boden zu legen.
»Alle Waffen. Langsam.«
Er nahm seinen Waffengürtel ab und legte ihn neben seinen Füßen auf den Boden. Die bandagierte Schnittwunde an seinem Oberschenkel hatte wieder zu bluten begonnen und sickerte durch sein Hosenbein.
Der andere Vampir schnüffelte dramatisch in der Luft und bleckte die Lippen zu einem amüsierten Grinsen. »Doch nicht ganz so unverwundbar, wie mir scheint.«
Gideon sah zu, wie der Stammesvampir die Spitze von Faulkners Schwert in der feuchten Erde von Amelie Duprees Hof drehte. »Kenne ich dich?«
Der Vampir lachte leise. »Niemand kannte mich. Damals nicht.«
Gideon versuchte, ihn einzuordnen, überlegte, ob oder wann ihre Pfade sich schon gekreuzt haben konnten.
»Du hast mich damals nicht bemerkt. Das hat auch er kaum getan.« Es lag bitterer Groll in seinem Ton, aber auch noch etwas anderes. Ein alter, bitterer Schmerz. »Sein Bastard, den er nicht anerkennen wollte. Die einzige Familie, die er hatte.«
Gideon sah ihn mit schmalen Augen an. »Hugh Faulkner hatte einen
Weitere Kostenlose Bücher