Versprechen eines Sommers
schaute in das untere Regal, wo die restlichen Filme standen. „Aha, das ist schon besser.“
„ Die Nachtschwestern von Vegas ?“, fragte Olivia. „ Flug des Penis ? Auf keinen Fall. Du wirst keine Pornos dahin stellen, wo die Leute sie sehen können.“
„Doch“, beharrte Freddy. „Auf sehr subtile Weise sagt das, dass hier ein ganz normaler Typ wohnt, der keine große Show macht. Wieso triffst du dich überhaupt mit einem Mann, der Pornos guckt?“
Die DVDs waren Überbleibsel einer Junggesellenparty, aber sie hatte keine Lust, Freddy das zu erklären. Also lächelte sie nur mysteriös und sagte: „Wer sagt denn, dass Rand der Einzige ist, der hier Pornos guckt?“
„Oh, gönn mir mal ’ne Pause.“
„Das tue ich“, sagte sie. „Ob es mir nun gefällt oder nicht. Wenn du dich das nächste Mal entschließt, wieder für mich zu arbeiten, kläre es doch bitte vorher mit mir ab.“
„Du hättest sowieso Ja gesagt.“ Er steckte den Stiel des Staubwedels in seine hintere Hosentasche. „Du sagst immer Ja. Das ist der andere Grund, warum ich hier bin.“
„Wie soll ich das denn verstehen?“
Sein normalerweise sonniges Lächeln verschwand. Er richtete seinen ernsten Blick aus braunen Augen auf Olivia und sank vor ihr auf ein Knie. Dann griff er in seine Hosentasche und holte eine kleine schwarze Schachtel hervor. „Olivia, ich muss dich etwas fragen.“
„Oh bitte. Soll das ein Witz sein?“ Sie lachte, aber die Ernsthaftigkeit in seinem Blick verstörte sie.
„Ich meine es todernst.“
„Dann steh auf. Ich kann dich nicht ernst nehmen, wenn du so auf dem Boden hockst.“
„Gut. Was immer du willst.“ Mit einem tiefen Seufzer stand er auf und öffnete die Schmuckschachtel. Darin lag ein Paar silberner Ohrringe. An einem hing der Buchstabe N und an dem anderen ein O. „Eine freundliche Erinnerung daran, einfach Nein zu sagen.“
„Komm schon, Freddy.“ Sie gab ihm einen spielerischen Schubs. „Du hast seit dem ersten Tag ein Problem mit Rand. Ich wünschte, du würdest darüber hinwegkommen.“
„Ich bitte dich Livvy. Heirate ihn nicht.“ Er zog sie dramatisch in seine Arme. „Brenn stattdessen mit mir durch.“
„Du bist arbeitslos.“ Sie schob ihn von sich.
„Überhaupt nicht. Ich habe den besten Arbeitgeber der Stadt – dich. Und er ist zu spät, oder? Dieser Halunke. Was für ein Mann kommt zu spät, wenn er die Frage aller Fragen stellen will?“
„Ein Mann, der im Berufsverkehr vom Flughafen in die Stadt steckt.“ Olivia trat ans Fenster und schaute viele Stockwerke hinunter auf die Straße, auf der sich die Taxen so eng drängten, dass es aussah wie ein Fluss voller gelbem Schlamm. „Und niemand sagt heutzutage noch Halunke. Schreib ihn noch nicht ab, Freddy.“
„Entschuldige, du hast recht. Böser Freddy.“ Er tat so, als wolle er sich geißeln. „Ich will nur nicht, dass man dir wehtut.“
Wieder einmal. Er sprach es nicht aus, aber die Worte hingen in dem Schweigen zwischen ihnen.
„Mir geht es gut“, sagte Olivia. „Rand ist nicht wie …“ Sie versuchte, die emotionale Aufruhr in ihrem Inneren zu unterdrücken. „Nein. Ich werde es nicht sagen. Ich werde sie nicht im gleichen Atemzug nennen.“
Sie schüttelte sich. Begib dich gar nicht erst dorthin. Das Problem war nur, dort war hier. Sie konnte ihrem eigenen Leben nicht entfliehen. Die Tatsache, dass sie zwei Mal verlobt und sitzen gelassen worden war, war genauso ein Teil von ihr wie ihre grauen Augen und ihre Schuhgröße. In ihrem Freundeskreis machte man Witze über ihr Pech mit Männern. Genauso, wie man früher Witze über ihr Gewicht gemacht hatte. Und genau wie damals lachte Olivia mit, obwohl sie innerlich blutete.
„Kluges Kind“, unterbrach Freddy ihre Gedanken. „Rand Whitney ist eine ganz eigene Katastrophe, die nichts mit den anderen gemein hat.“
„Oh mein Gott, jetzt wirst du aber melodramatisch.“
„Er ist der Falsche für dich, Sweetheart.“
„Weißt du was?“, sagte sie. „Ich brauche das nicht. Du bist gefeuert.“
„Du kannst mich nicht feuern, weil du mich gar nicht eingestellt hast.“
Sie tippte mit dem Fuß auf. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich versuche, dich zum Gehen zu bewegen.“
„Und falls du es noch nicht bemerkt hast, ich versuche, dich davon zu überzeugen, Rand fallen zu lassen.“
Sie funkelten einander an, und die Belastung für ihre Freundschaft war beinahe greifbar. Sie hatten sich im letzten Jahr an der Columbia
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