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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schicksal bestimmt. Sie war dazu bestimmt, die Verkehrtheit ihrer eigenen Überzeugungen zu entdecken und durch ihr Verhalten ihren liebsten Grundsätzen zuwiderzuhandeln. Sie war dazu bestimmt, eine Liebe zu überwinden, die ihr in dem hohen Alter von siebzehn Jahren begegnet war, und mit keinem stärkeren Gefühl als großer Wertschätzung und einer starken Freundschaft ihre Hand freiwillig einem anderen zu reichen! Und dieser andere war ein Mann, der nicht weniger unter einer früheren Liebe gelitten hatte als sie selbst – den sie noch zwei Jahre zuvor als zu alt angesehen hatte, um überhaupt zu heiraten – und der noch immer den gesundheitsfördernden Schutz einer Flanellweste in Anspruch nahm!
    Aber so war es. Statt einer unwiderstehlichen Leidenschaft zum Opfer zu fallen, wie sie es sich einst in törichter Erwartung geschmeichelt hatte – statt für immer bei ihrer Mutter zu bleiben und ihr einziges Vergnügen in Zurückgezogenheit und Studien zu finden, wie sie es später mit ruhigerem und nüchternerem Urteilsvermögen beschlossen hatte   –, sah sie sich mit neunzehn eine neue Bindung eingehen, neue Pflichten übernehmen in einem neuen Heim – als Gattin, als die Frau des Hauses und der Familie und als Schirmherrin eines Dorfes.
    Colonel Brandon war nun so glücklich, wie er es nach Meinung aller, die ihn am meisten liebten, verdiente. In Marianne fand er seinen Trost für allen vorangegangenen Kummer, ihre Zuneigung und ihre Gesellschaft ließen sein Gemüt wiederaufleben und wieder heiter werden; und daß Marianne ihr eigenes Glück darin fand, das seine zu begründen, |413| war gleichermaßen die Überzeugung und die Freude aller seiner aufmerksamen Freunde. Marianne konnte niemals nur halb lieben, und sie wandte ihrem Gatten mit der Zeit ihr ganzes Herz ebenso hingebungsvoll zu, wie sie es einst Willoughby zugewandt hatte.
    Willoughby hörte nicht ohne tiefe Betroffenheit von ihrer Heirat; und seine Strafe war bald darauf vollständig, als ihm Mrs.   Smith aus eigenem Antrieb verzieh; und da sie seine Heirat mit einer Frau von Charakter als Ursache für ihre Nachsicht nannte, gab sie ihm Grund zu der Annahme, daß er bei einem ehrenhaften Verhalten Marianne gegenüber zugleich glücklich und reich hätte werden können. Daß seine Reue für sein Betragen, mit dem er sich schließlich selbst bestraft hatte, aufrichtig war, braucht nicht bezweifelt zu werden, auch nicht, daß er lange voller Neid an Colonel Brandon und voller Bedauern an Marianne dachte. Aber daß er für immer untröstlich war – daß er die Gesellschaft floh oder in eine ständige düstere Stimmung verfiel oder an gebrochenem Herzen starb, darf nicht angenommen werden, denn er tat nichts dergleichen. Er lebte, um sich seinen Aufgaben zu widmen, und häufig, um sich zu vergnügen. Seine Gattin war nicht immer schlechter Laune, und auch sein Heim war nicht immer unbehaglich. Und in seiner Pferde- und Hundezucht und in Sport und Spiel aller Art fand er kein unerhebliches Maß an häuslichem Glück.
    Für Marianne bewahrte er jedoch, trotz seiner Unhöflichkeit, ihren Verlust zu überleben, stets eine entschiedene Hochachtung, die ihn an allem interessiert sein ließ, was ihr begegnete; und er machte sie zu seinem heimlichen Maßstab weiblicher Vollkommenheit; und so manche aufblühende Schönheit wurde in späteren Tagen von ihm unbeachtet gelassen, da sie keinem Vergleich mit Mrs.   Brandon standhielt.
    Mrs.   Dashwood war klug genug, in ihrem Landhaus in Barton zu bleiben und keinen Versuch zu unternehmen, nach Delaford umzuziehen; und glücklicherweise für Sir John und Mrs.   Jennings hatte Margaret, als ihnen Marianne genommen wurde, ein zum Tanzen höchst geeignetes Alter erreicht, und |414| es bot sich auch durchaus schon an, einen Liebhaber bei ihr zu vermuten.
    Zwischen Barton und Delaford gab es ständigen Kontakt, wie es eine starke Familienverbundenheit ganz natürlich gebietet; und unter den Vorzügen und dem Glück Elinors und Mariannes wollen wir es nicht als das Geringste erachten, daß sie, obgleich sie Schwestern waren und beinahe in Sichtweite voneinander wohnten, ohne Unstimmigkeiten untereinander leben konnten und auch, ohne ein kühles Verhältnis zwischen ihren Gatten herbeizuführen.

Informationen zum Buch
    Zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, erleben den sozialen Abstieg der Familie nach dem Tod ihres Vaters auf gegensätzliche Weise. Für die rationale Elinor bedeutet er

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