Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
wenn es sich nicht unbedingt um einen ausgedehnten Krieg oder eine entscheidende Schlacht handelte, schien das Schicksal Konflikte zu schüren und einzelne Faktionen gegeneinander auszuspielen. Bowes Vater hatte ihm erzählt, dass das Schicksal in einigen Familien eine neue Saat auslegen würde, indem es Gefährten zusammenführte, aber in den meisten anderen Familien würde es eine bittere Ernte abhalten.
„Warum all das?“ Bowe machte ein paar wackelige Schritte auf seinen Kleiderschrank zu, um sich anzuziehen, und musste die Zähne zusammenbeißen, als eine gewaltige Welle des Schmerzes von seinen Rippen ausstrahlte. „Meinst du nicht auch, dass ein Krieg als Reaktion ein kleines bisschen übertrieben ist, nur weil eine Hexe mal für drei Wochen von der Bildfläche verschwindet?“
„Von der Bildfläche verschwinde t … ja, aber mit wem ?“, fragte Nïx. „Mein kleiner Liebling, du hast eine attraktive junge Frau mit einem Schwarm Inkubi eingesperrt. Obwohl Regin Stein und Bein schwört, es heiße nicht Schwarm , sondern Herde …“
„Nïx, konzentrier dich bitte!“, sagte Emma.
Nïx fauchte sie an, allerdings nicht sehr überzeugend.
„Inkubi?“ Bowe hatte das Gefühl, ein eisiger Finger streiche über sein Rückgrat. „Das Grab war leer, seit vielen Jahren verlassen.“ Dort drin gab es keine lebenden Inkubi. Das konnte nicht sein.
In Nïx’ wirren Augen blitzte Trauer auf. „Nach drei Wochen in diesem lichtlosen Loch steht es sehr schlecht um die Hexe.“ Sie fügte in verschwörerischem Tonfall hinzu: „Es scheint, du hast vergessen, ihr Nahrung oder Wasser dazulassen.“
„Ich habe nichts gewittert, nichts gespür t … “ Als Nïx’ Miene unbewegt blieb, schüttelte Bowe sich. Er durfte nicht darüber nachdenken, was das bedeutet e … Er musste etwas unternehmen, um das Schlimmste zu verhindern.
„Lachlain, kannst du mir bei den Reisevorbereitungen helfen?“ Er suchte nach Kleidungsstücken, kämpfte gegen das Schwindelgefühl an. „Wenn ich in dieser Stunde losfahre, kann ich noch heute vor Sonnenuntergang dort sein.“
„Aye, dann sei es so.“ Lachlain seufzte. „Natürlich werde ich dir bei allem helfen, was du brauchst.“
Auch wenn es bei Bowe geklungen hatte, als ob es sich um eine bloße Routineaufgabe handelte, würde die Befreiung und Rückführung Mariketas nicht ohne zahlreiche Schwierigkeiten ablaufen.
Auf seiner letzten Reise dorthin waren die „Straßen“ in katastrophalem Zustand gewesen. Jetzt, wo die Regenzeit in vollem Gang war, würden sie unpassierbar sein. Vor allem da Bowe gezwungen war, eine manuelle Gangschaltung mit einer Hand und einem Armstumpf zu bedienen. Außerdem war es jetzt in seinem geschwächten Zustand durchaus möglich, dass die menschlichen Soldaten, von denen es in der Gegend um die Pyramide nur so wimmelte, den Lykae überwältigen und gefangen nehmen könnten, selbst wenn er sich verwandelte. Bowe würde ihnen aus dem Weg gehen müssen, bis der Sterblichkeitszauber aufgehoben war.
Die Steinplatte zu heben, die das Grab verschloss, war nahezu unmöglich gewesen, als er noch im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wa r … aber jetzt? „Ich werde eine pneumatische Hebevorrichtung oder so was mitnehmen müssen, damit ich in das Grab hineingelangen kann.“
Als Lachlain nickte, sagte Emma: „Ich kann dir auch ein Satellitentelefon besorgen, damit Mari so schnell wie möglich anrufen kann.“
„Aye, und ich brauche mehr von dem Zeug, mit dem sie mich hier vollstopfen wollten. Diese Aufbaunahrung oder wie das heißt. Und eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, nur für den Fall.“
Nïx klatschte angesichts dieser Aktivität vor Aufregung in die Hände und wirkte benebelter denn je. „Ich kann auch helfen, ich kann auch helfen! Ich werde dir einen Vers für Mariketa mitgeben!“
Lachlain, Emma und Bowe hielten kurz inne, um ihr einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
„Du kannst auf gar keinen Fall ohne ihn fortgehen!“
„Wie dem auch se i … “, fuhr Bowe fort. „Ich bin gerade zwei Wochen ohne Nahrung oder Wasser ausgekommen, also werden drei sie nicht umbringen.“
„Da irrst du dich.“
Bowe sah wieder zu Nïx. Seine Stimme klang gleich eine ganze Oktave tiefer, als er fragte: „Was meinst du mit ‚Da irrst du dich‘?“
Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an und schien vorübergehend nicht zu wissen, wo sie war. „Wer irrt sich? Habe ich mich geirrt? Das passiert mir nur selten.“
Bowe konnte nur mit Mühe den
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