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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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ausgewählt und spürte, wie viel Kraft mich dies bereits kostete.
Für einen Moment überlegte ich, den Zauber zu lösen, ohne ihn auszuführen, um
kurz durchatmen und ausruhen zu können. Doch ich biss die Zähne zusammen und
hielt durch. Meine Hände zitterten, als ich die Fingerzeichen tat, die Herr
Smith uns vorgeführt hatte, und mir weitere Energie aus dem Körper gesogen
wurde. Dennoch hatte ich es am Ende geschafft und lehnte mich ausgelaugt gegen
die Wand.
      „Wenn Sie dann alle
so weit sind, treten Sie bitte zurück. Wir werden nun testen, ob Ihre Fallen
wirksam sind.“
      Zunächst war die von
Grey, einem hochgewachsenen Jungen mit langem hellblonden Haar und graublauen Augen,
an der Reihe. Der Lehrer nahm eine Schatulle vom Pult, die er extra für diese
Stunde mitgebracht hatte, und öffnete sie. Sofort schoss eine kleine,
geflügelte Gestalt hervor, die losraste und sich bereits in Freiheit wähnte.
Zwischen den gesetzten Punkten glommen Blitze auf, die in einem Zickzackmuster
verliefen und ein zischendes Geräusch von sich gaben, als der Dämon in sie
hineingeriet. Er zitterte, bebte für einen Moment und gab ein jämmerliches Piepsen
von sich. Dann verpuffte er, und Asche rieselte auf den Boden.
      „Gut gemacht“,
lobte Herr Smith. „Allerdings sollten Sie darauf achten, die Magie besser zu
verteilen, einige Stellen waren stärker als die anderen. Das könnte unter Umständen
dazu führen, dass sich ein Dämon daraus befreien kann.“
      Als Nächstes wurden
die Fallen meiner Freundinnen getestet. Sie verfehlten ihre Wirkung ebenfalls nicht.
Bei anderen Mädchen entwischte der Dämon zwar, doch half ihm das nicht viel,
denn der Lehrer fing ihn sofort wieder ein.
      Meine Dämonenfalle war
eine der letzten, die es noch zu prüfen galt. Erneut ließ Herr Smith eine der
geflügelten Kreaturen los, die sofort in die Falle raste und von meinen Blitzen
gefangen gehalten wurde. Auch sie zitterte, ächzte und schrie. Es dauerte nur ein
paar Sekunden, bis sie ebenfalls zu Asche zerfiel.
      „Sehr gut“, sagte
der Lehrer und schritt zum nächsten Schüler weiter.
      Ich hätte mich über
dieses Lob freuen müssen, doch mir war übel, denn die Kreaturen taten mir leid.
Lediglich zu Übungszwecken nahmen wir ihnen das Leben. Andererseits mussten wir
den Zauber ja anwenden können, denn immerhin würde er uns unter Umständen in
Zukunft sehr von Nutzen sein und uns womöglich das Leben retten können. Ich war
jedenfalls erleichtert, als die Stunde endlich vorüber war.
     
    „Mann, hab ich Hunger.
Das war echt anstrengend“, sagte Thunder, während wir vier auf dem Weg zur
Cafeteria waren.
      „Ja, ich bin auch
verdammt kaputt“, meinte Shadow. „Am liebsten würde ich mich hinlegen.“
    In diesem Moment
erregte ein Mädchen unsere Aufmerksamkeit, das ein paar Schritte von uns entfernt
den Flur entlangging. Erst, als ich ein zweites Mal zu ihr sah, erkannte ich
sie. Thunder ging es wohl ähnlich.
     „Ist das etwa Stella?!“,
flüsterte sie fassungslos.
      Ohne ihr ganzes
Make-up wirkte sie ganz anders als sonst. Auch ihre Haare waren nicht mehr
kunstvoll frisiert, sondern lieblos zusammengebunden. Sie sah blass aus, ihre
Augen waren gerötet und wiesen tiefe Schatten auf.
      Uns kam eine Gruppe
von Mädchen entgegen, die lachten und sich angeregt unterhielten. Ich erkannte
Ice und Cat darunter sowie einige andere, die früher stets um Stella
herumgeschwirrt waren.
      „Ich hab ja immer
gesagt, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt“, hörte ich eine Brünette sagen.
„Da war so ein fieses, finsteres Glitzern in seinen Augen. Ich wusste gleich,
dass man von ihm besser die Finger lässt.“
      „Ja, das ist mir
auch aufgefallen“, bestätigte ein Mädchen mit blonden Haaren. „Ich muss ja ehrlich
zugeben, dass er mir immer ein wenig Angst eingejagt hat.“
      „Habt ihr schon
gehört, dass er irgendwelche seltsamen Dinge auf seinem Zimmer getan haben
soll? Aquila aus dem Nachbarzimmer schwört, dass er hin und wieder merkwürdige
Stimmen von nebenan gehört hat. Er konnte sie wohl nicht genau verstehen, aber sie
sollen schrecklich gewesen sein. Kalt, fremd und richtig Furcht einflößend“,
erklärte Cat aufgeregt.
      „Das waren bestimmt
Dämonen“, wisperte die Blonde ängstlich. „Ich will gar nicht wissen, was er mit
denen besprochen hat.“
      „Hört endlich auf
damit!“, schrie Stella plötzlich.
      Erst jetzt
registrierten die Mädchen sie, und ihre Blicke

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