Versunkene Inseln
Tasse ab.
„Sind Sie mit den anderen Ausrüstungsgegenständen zufrieden?“ fragte sie, als sie den Satz einpackte.
„Ja. Der Naßanzug ist wirklich sehr brauchbar; er funktioniert bestens. Sie haben gute Arbeit geleistet, Tai-Li.“
„Das mache ich immer“, gab sie zurück und streckte mir die Zahlplatte entgegen. Ich preßte den Daumen auf die schwarze Oberfläche. Der Bestätigungssensor glühte, und mein Einkauf war abgeschlossen und bezahlt. Tai-Li geleitete mich zur Tür. Wir verabschiedeten uns, und sie war erleichtert, daß ich ging. Tai-Li schätzte es, Geschäfte mit mir zu tätigen. Das lieferte ihr eine solide Rechtfertigung dafür, weiterhin ihrem Hobby zu frönen und die gummierten Wunder vergangener Tage nachzubauen. Doch in meiner Nähe war ihr genauso unbehaglich zumute wie allen anderen.
Einen Augenblick lang stand ich im heißen Sommersonnenschein und überlegte, ob ich mir ein kühles Glas genehmigen sollte, bevor ich die Röhre aufsuchte und nach Hause zurückkehrte. Wenn ich irgendwo Platz nahm, würden mich alle anstarren. Nun, sollten sie. Mir stand der Sinn nach einem Drink, und wenn ich alle anderen Gäste vertrieb, so war mir das gleichgültig.
Ich erinnerte mich daran, auf dem Weg nach Tai-Lis Laden ein Cafe gesehen zu haben, am Rande des großen Platzes, der das Zentrum des Restaurierungsgebietes darstellte, in dem das zwanzigste Jahrhundert verkörpert wurde. Ich wandte mich in die entsprechende Richtung.
Die Hitze tanzte und zitterte über der Straße, als ich das Kopfsteinpflaster hinter mir ließ und Asphalt betrat. Hier war der Übergang zwischen den Jahrhunderten abrupt. Strohgedeckte Fachwerkhäuser duckten sich neben hoch aufragenden Wolkenkratzern aus Glas – das eine genauso unecht und falsch wie das andere. Ich schritt um eine Ecke herum, und unmittelbar vor mir erstreckte sich die Piazza, die mit einigen Springbrunnen und Statuen geschmückt war. Einen Baum aber konnte ich nirgends entdecken. An allen Seiten war der Platz umgeben von Gebäuden des zwanzigsten Jahrhunderts, alle mindestens zehn Stockwerke hoch und von einer abstoßenden, kaum noch zu überbietenden Häßlichkeit. Sie schienen leicht zu schwanken, als ich durch die vor Hitze flirrende Luft zu ihnen aufsah. Hüpfer glitten auf der Piazza umher; Fußgänger waren nur wenige zu sehen. Das Cafe lag auf der gegenüberliegenden Seite, in einer Lache aus Halbdunkel und verlockenden Schatten unter Markisen und Sonnenschirmen. Ich lenkte meine Schritte dieser Oase der Kühle entgegen.
Als ich ein Viertel des Weges zurückgelegt hatte, war ich in Schweiß gebadet, und mir schwindelte. Des Schattens beraubt, setzte ich mich an einen Springbrunnen, befeuchtete den Ärmel meiner Bluse, wischte mir damit durchs Gesicht und blickte hinüber zum Cafe. Die Entfernung schien unüberwindlich. Ich hätte einen Hüpfer rufen sollen, dachte ich, doch da ich den Fußmarsch nun einmal begonnen hatte, wollte ich ihn auch zu Ende bringen. Ich stand auf und ging weiter, setzte einen Fuß vor den anderen auf den ätzend heißen Steinfliesen. Ich starrte auf die Platten vor mir: grauer Stein, weißer Stein, brauner Stein; grauer Stein, brauner Stein, schwarzer Haufen.
Schwarzer Haufen?
Der Haufen bewegte sich, und ich ging in die Knie. Eine Katze, auf dem Boden langgestreckt; sie hechelte flach. Eine alte Katze, schäbig, mitgenommen von alten Kämpfen, die unter der flüsternden Unendlichkeit von Gleitbändern oder auf den Plastikdächern einer gefälschten Vergangenheit ausgetragen worden sein mochten. Ich streichelte die Katze, doch sie ignorierte meine Hand und behielt die Augen geschlossen. Ihr Fell war so heiß,
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