Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
Vom Netzwerk:
her­zie­hen, da­von­hu­schen und zwi­schen sich wie­gen­den Farn­blät­tern ver­schwin­den. Sie hin­ter­las­sen fun­keln­de Rät­sel, de­nen man zwar nach­zu­ge­hen ver­mag, die man aber nie ganz lö­sen oder be­grei­fen kann.
    Dem All ist es völ­lig gleich­gül­tig, ob man da ist oder nicht, und der Über­le­bens­kampf zwi­schen den Wel­ten ist ge­gen die Lee­re selbst ge­rich­tet, da­ge­gen, nicht vom Va­ku­um auf­ge­so­gen und vom Ul­ti­ma­ten Nichts ver­ein­nahmt zu wer­den. Der Welt­raum ist un­er­bitt­lich in sei­ner In­ter­es­se­lo­sig­keit: Er tö­tet Le­ben durch sei­ne Exis­tenz al­lein, und er zer­malmt den Men­schen, in­dem er ihm das Wis­sen um sei­ne Gleich­gül­tig­keit ver­mit­telt. Das Meer aber ist nicht apa­thisch. Es rea­giert und ver­än­dert sich mit der An- oder Ab­we­sen­heit des Men­schen; es macht sei­ne ei­ge­nen un­er­bitt­li­chen Ge­set­ze deut­lich, doch nur einen Au­gen­blick spä­ter lie­fert es das Mus­ter­bei­spiel ei­ner Aus­nah­me von die­sen Re­geln und läßt ihn un­be­hel­ligt durch sei­ne nas­sen Ar­me glei­ten. Man ak­zep­tie­re sei­ne Fremd­ar­tig­keit, und der Ozean er­öff­net sich dem Be­su­cher, bie­tet sei­ne Frei­heit und Schön­heit dar und ge­währt einen Ein­blick in sei­ne An­ders­ar­tig­keit. Mischt sich je­doch Furcht in das Stau­nen, dann wird aus der Schön­heit der Tie­fe plötz­lich das be­droh­li­che Be­ben ent­fern­ter Pflan­zen, das er­schre­cken­de Zu­cken mas­si­ver Schwär­ze zwi­schen den Fel­sen.
    Hier, na­he der Ober­flä­che, schim­mer­te die Welt des Was­sers in hel­lem Licht und vie­len Far­ben. Ich fing Jen­nys Blick ein und deu­te­te hin­auf. Dar­auf­hin hob sie den Kopf und be­trach­te­te die wo­gen­de De­cke der fun­keln­den See. Paul starr­te mür­risch in die Dun­kel­heit hin­ab.
    Lang­sam lie­ßen wir die obe­ren Be­rei­che hin­ter uns und glit­ten tiefer, und die Ser­vos folg­ten uns wie treu­er­ge­be­ne Wäch­ter. Ich be­tä­tig­te die Dü­sen und ver­kürz­te den Ab­stand zwi­schen Jen­ny und mir. Sie schweb­te weich im Zen­trum ih­rer Sphä­re aus Luft, und sie dreh­te dau­ernd den Kopf und ver­such­te, die 360 Grad ih­rer Um­ge­bung auf ein­mal zu er­fas­sen. Paul schwamm vor ihr und er­schrak, als ein großer Speer fisch ver­ächt­lich an ihm vor­beig­litt, und er ent­spann­te sich erst wie­der, als der große Mee­res­be­woh­ner au­ßer Sicht war. Ich dreh­te mich leicht auf die Sei­te und ent­deck­te To­bi­as, der be­reits die Rui­nen un­ter uns ins Au­ge faß­te. Zwei der Ser­vos saus­ten in die Tie­fe, als er das ent­spre­chen­de Si­gnal gab.
    „Ha­ben Sie schon Sicht­kon­takt?“ er­kun­dig­te sich Gre­ville in ei­nem Ton­fall, der so wis­sen­schaft­lich wie mög­lich klang.
    „Ja, sieht aus wie ein Ho­tel“, be­rich­te­te To­bi­as, als wir uns den Ge­bäu­den nä­her­ten. „Ganz un­ten sind ei­ni­ge hel­le­re Fle­cken zu er­ken­nen, bei de­nen es sich um Swim­ming­pools ge­han­delt ha­ben könn­te. Und hier sind ei­ne Men­ge Fens­ter. Al­le zer­bro­chen. Viel Schlamm. Müs­sen ur­sprüng­lich et­wa zehn bis zwölf Eta­gen ge­we­sen sein; das Erd­ge­schoß ist dop­pelt so hoch wie die an­de­ren Stock­wer­ke.“
    Die Ser­vos hat­ten das ers­te Ge­bäu­de er­reicht. Ich lös­te den klei­nen Bild­schirm vom Gür­tel und hielt ihn vor die Sichtschei­be mei­ner Tau­cher­mas­ke. „Scheint ei­ne Ein­gangs­hal­le zu sein“, fuhr To­bi­as fort. „Emp­fan­gen Sie das Bild?“
    „Ja, und die Auf­lö­sung ist gut“, ant­wor­te­te Gre­ville. „Kön­nen Sie ei­ne Ho­lo­pro­jek­ti­on be­werk­stel­li­gen?“
    „Noch nicht“, mel­de­te ich mich zu Wort. „War­ten Sie, bis wir selbst da sind.“
    In dem Ge­bäu­de un­ter uns flamm­te plötz­lich Licht auf. Der zwei­te Ser­vo war hin­ein­ge­schwom­men und hat­te die Schein­wer­fer ein­ge­schal­tet. Ich jus­tier­te mei­nen Schirm auf sei­ne Sen­de­fre­quenz um, und To­bi­as ließ ihn ei­ne lang­sa­me Pan­ora­maan­sicht von der Ein­gangs­hal­le auf­neh­men.
    „Schal­ten Sie auf Num­mer Zwei“, in­for­mier­te ich Gre­ville. „Da sind die Lift­schäch­te, der Tre­sen, ei­ni­ge Tü­ren, ei­ne

Weitere Kostenlose Bücher