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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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ver­lie­ße ei­ne Welt des Lichts und glit­te in Schwär­ze hin­ein. Doch die­se Il­lu­si­on lös­te sich auf, so­bald ich weit ge­nug von den Schein­wer­fern ent­fernt war und das na­tür­li­che Licht des Mee­res den trü­ben Schim­mer hin­ter mir über­deck­te. Ich starr­te durch das düs­te­re Was­ser und ent­deck­te einen großen Schat­ten, der sich bei nä­he­rem Hin­se­hen als ein zwei­tes Ho­tel er­wies, das nicht an­nä­hernd so gut er­hal­ten war wie das ers­te. Ich wand­te mich da­von ab, und zwei star­ke Stö­ße mit den Flos­sen ge­nüg­ten, um mich oh­ne Dü­sen­schub auf die über­flu­te­ten Bu­ckel des Ber­grückens der In­sel zuglei­ten zu las­sen. Ich schwamm lang­sam hö­her, folg­te dem an­stei­gen­den Bo­den und ach­te­te dar­auf, daß ich im­mer einen Me­ter über dem Mee­res­grund blieb. Un­ter mir lag ei­ne ris­si­ge und auf­ge­bro­che­ne Stra­ße, die nur da­durch zu er­ken­nen war, weil sie ein klei­nes, fla­ches Tal bil­de­te zwi­schen den ver­fal­len­den Hü­geln auf­ra­gen­der Ge­bäu­de. Was­ser­pflan­zen wog­ten, klei­ne Fi­sche saus­ten da­hin, und die Stil­le war um­fas­send und end­los und voll­stän­dig. Ich glitt wei­ter durch die­se Welt des Schwei­gens, ein klei­ner Fleck, der durch das un­be­weg­te Was­ser kroch, ge­folgt von ei­nem noch klei­ne­ren Fleck, bei dem es sich um den Ser­vo han­del­te.
    Als ich hö­her kam, misch­te sich das Blau und Grau mit Grün und dann mit Gelb, als ich mich der Ober­flä­che nä­her­te. Ich hat­te je­des Ge­bäu­de ge­nau in­spi­ziert, an dem ich vor­bei­ge­kom­men war, doch die meis­ten wa­ren so ver­fal­len, daß sie ent­we­der nicht si­cher oder nicht in­ter­essant ge­nug wa­ren. Als ich mich dann dem Berg­hang zu­wand­te, ent­deck­te ich ein Haus, das prak­tisch ganz un­be­schä­digt zu sein schi­en. Es schmieg­te sich in ei­ne klei­ne Mul­de am Hü­gel. Ich blick­te zu­rück, um mich zu ver­ge­wis­sern, daß mir der Ser­vo folg­te, schal­te­te dann die Dü­sen ein und hielt auf das Ge­bäu­de zu.
    „He, seht euch das an“, drang Pauls Stim­me aus mei­nem Emp­fän­ger, und ich warf einen Blick auf den Bild­schirm. Die drei Un­s­terb­li­chen um­ring­ten einen der Ser­vos, der in sei­nem Greif arm einen zer­bro­che­nen Kron­leuch­ter hielt.
    „Das ist ei­ne Skulp­tur“, sag­te To­bi­as mit be­deu­tungs­schwan­ge­rer Stim­me. „Wäh­rend des zwei­ten und drit­ten Jahr­hun­derts vor der For­mung ha­ben die Ur­al­ten viel mit Glas ge­ar­bei­tet. Die­ses Kunst­werk hier könn­te sich als wert­voll er­wei­sen.“
    „Ge­hen Sie vor­sich­tig da­mit um“, ver­lang­te Gre­ville. „Ganz vor­sich­tig.“
    Die drei Ge­stal­ten be­wun­der­ten die An­samm­lung von Pris­men, und der Ser­vo bot sie ih­nen ge­dul­dig dar. Der hel­le und kla­re Schein über­strahl­te die Re­fle­xio­nen ih­rer Erg­kap­seln, so daß der Ein­druck ent­stand, als schweb­ten sie un­ge­schützt in der Tie­fe, als sei das Blau und Rot ih­rer Adern ir­gend­wie fehl­pla­ziert: Sie schie­nen ein ver­wi­ckel­tes Strei­fen­mus­ter über dem Gold ih­rer Haut zu bil­den. Hin­ter ih­nen schwan­gen Moo­se und Was­ser­pflan­zen sanft über die Wän­de des Zim­mers, und un­ter ih­nen la­gen die fun­keln­den Sta­pel er­beu­te­ter Schät­ze. Ein klei­ner schim­mern­der Fisch schwamm in den Raum hin­ein, glitt durch die Pflan­zen und er­griff rasch die Flucht, als der Ser­vo den Kron­leuch­ter auf die rest­li­che Plün­de­rungs­beu­te sta­pel­te. To­bi­as, Paul und Jen­ny hat­ten den Fisch gar nicht be­merkt und starr­ten nur gie­rig in den of­fe­nen Sa­fe.
    Ich be­fes­tig­te den Sichtschirm wie­der am Gür­tel, ver­rin­ger­te die Laut­stär­ke des Funk­emp­fän­gers und wand­te mich wie­der dem klei­nen Ge­bäu­de zu.
     

32
     
    Das Haus hat­te über­haupt kei­ne Fens­ter. Zwei­mal schwamm ich her­um, tauch­te die Wän­de in hel­les Licht und be­trach­te­te den ab­brö­ckeln­den Ver­putz und die di­cken, sehr so­li­de wir­ken­den Stein­blö­cke dar­un­ter. Ich ent­deck­te einen Ein­gang, der an der Stirn­sei­te des Recht­eckes lag und von wo­gen­den Was­ser­pflan­zen und ei­nem dich­ten Moos­tep­pich

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