Versunkene Inseln
verließe eine Welt des Lichts und glitte in Schwärze hinein. Doch diese Illusion löste sich auf, sobald ich weit genug von den Scheinwerfern entfernt war und das natürliche Licht des Meeres den trüben Schimmer hinter mir überdeckte. Ich starrte durch das düstere Wasser und entdeckte einen großen Schatten, der sich bei näherem Hinsehen als ein zweites Hotel erwies, das nicht annähernd so gut erhalten war wie das erste. Ich wandte mich davon ab, und zwei starke Stöße mit den Flossen genügten, um mich ohne Düsenschub auf die überfluteten Buckel des Bergrückens der Insel zugleiten zu lassen. Ich schwamm langsam höher, folgte dem ansteigenden Boden und achtete darauf, daß ich immer einen Meter über dem Meeresgrund blieb. Unter mir lag eine rissige und aufgebrochene Straße, die nur dadurch zu erkennen war, weil sie ein kleines, flaches Tal bildete zwischen den verfallenden Hügeln aufragender Gebäude. Wasserpflanzen wogten, kleine Fische sausten dahin, und die Stille war umfassend und endlos und vollständig. Ich glitt weiter durch diese Welt des Schweigens, ein kleiner Fleck, der durch das unbewegte Wasser kroch, gefolgt von einem noch kleineren Fleck, bei dem es sich um den Servo handelte.
Als ich höher kam, mischte sich das Blau und Grau mit Grün und dann mit Gelb, als ich mich der Oberfläche näherte. Ich hatte jedes Gebäude genau inspiziert, an dem ich vorbeigekommen war, doch die meisten waren so verfallen, daß sie entweder nicht sicher oder nicht interessant genug waren. Als ich mich dann dem Berghang zuwandte, entdeckte ich ein Haus, das praktisch ganz unbeschädigt zu sein schien. Es schmiegte sich in eine kleine Mulde am Hügel. Ich blickte zurück, um mich zu vergewissern, daß mir der Servo folgte, schaltete dann die Düsen ein und hielt auf das Gebäude zu.
„He, seht euch das an“, drang Pauls Stimme aus meinem Empfänger, und ich warf einen Blick auf den Bildschirm. Die drei Unsterblichen umringten einen der Servos, der in seinem Greif arm einen zerbrochenen Kronleuchter hielt.
„Das ist eine Skulptur“, sagte Tobias mit bedeutungsschwangerer Stimme. „Während des zweiten und dritten Jahrhunderts vor der Formung haben die Uralten viel mit Glas gearbeitet. Dieses Kunstwerk hier könnte sich als wertvoll erweisen.“
„Gehen Sie vorsichtig damit um“, verlangte Greville. „Ganz vorsichtig.“
Die drei Gestalten bewunderten die Ansammlung von Prismen, und der Servo bot sie ihnen geduldig dar. Der helle und klare Schein überstrahlte die Reflexionen ihrer Ergkapseln, so daß der Eindruck entstand, als schwebten sie ungeschützt in der Tiefe, als sei das Blau und Rot ihrer Adern irgendwie fehlplaziert: Sie schienen ein verwickeltes Streifenmuster über dem Gold ihrer Haut zu bilden. Hinter ihnen schwangen Moose und Wasserpflanzen sanft über die Wände des Zimmers, und unter ihnen lagen die funkelnden Stapel erbeuteter Schätze. Ein kleiner schimmernder Fisch schwamm in den Raum hinein, glitt durch die Pflanzen und ergriff rasch die Flucht, als der Servo den Kronleuchter auf die restliche Plünderungsbeute stapelte. Tobias, Paul und Jenny hatten den Fisch gar nicht bemerkt und starrten nur gierig in den offenen Safe.
Ich befestigte den Sichtschirm wieder am Gürtel, verringerte die Lautstärke des Funkempfängers und wandte mich wieder dem kleinen Gebäude zu.
32
Das Haus hatte überhaupt keine Fenster. Zweimal schwamm ich herum, tauchte die Wände in helles Licht und betrachtete den abbröckelnden Verputz und die dicken, sehr solide wirkenden Steinblöcke darunter. Ich entdeckte einen Eingang, der an der Stirnseite des Rechteckes lag und von wogenden Wasserpflanzen und einem dichten Moosteppich
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