Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
Vom Netzwerk:
gol­de­nen Elek­tro­den, die die Erg­bla­se er­zeug­ten und sta­bi­li­sier­ten. Auf dem glat­ten, viel­far­be­nen Bo­den ne­ben ih­nen la­gen die zin­no­ber­ro­ten Ge­rä­te­bün­del. Die glat­ten, fes­ten und ge­bräun­ten Kör­per leuch­te­ten durch die sich über­kreu­zen­den Ka­bel und Tex­til­gur­te. Im Ver­gleich zu ih­nen wirk­te ich noch mehr wie ein Tro­glo­dyt, der in schwar­zes Gum­mi gehüllt war. Die Tanks auf mei­nem Rücken wa­ren wie ei­ne Ka­ri­ka­tur von Be­ni­tos Bu­ckel. Schläu­che rin­gel­ten sich über mei­ne Schul­ter, und an der Tail­le trug ich einen Blei­gür­tel und ver­schie­de­ne Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de. Jen­ny mus­ter­te mich aus den Au­gen­win­keln, und ich wi­der­stand der Ver­su­chung, ein­fach die Sichtschei­be mei­ner Tau­cher­mas­ke zu­zu­klap­pen.
    Zwan­zig Mi­nu­ten kro­chen da­hin, bis To­bi­as und ich über­prüft wa­ren, dann gab der In­ter­kom ein ge­dämpf­tes Keu­chen von sich.
    „Ihr seid be­reit für den ers­ten Tauch­gang, Freun­de“, mel­de­te sich Gre­ville von der Brücke. „Über die Si­cher­heits­vor­schrif­ten sind Sie al­le in­stru­iert wor­den, dar­auf brau­che ich al­so nicht noch ein­mal hin­zu­wei­sen. Ja. Ähem. To­bi­as wird als ers­ter tau­chen, dann Paul, dann Jen­ny, und Tia macht den Ab­schluß. Die Ser­vos be­fin­den sich be­reits un­ter Was­ser und war­ten auf Sie. Sei­en Sie vor­sich­tig. In Ord­nung.“
    To­bi­as ließ sich über den Rand des Tauch­schach­tes sin­ken, und als er ins Was­ser glitt, form­te sich die Erg­bla­se um ihn her­um. Einen Au­gen­blick lang ver­harr­te er, da­mit sich das Kraft­feld über sei­nem Kopf schloß, dann rutsch­te er ganz hin­ein, trieb zur Sei­te und be­deu­te­te Paul, ihm zu fol­gen. Ich schal­te­te mei­nen Funk­emp­fän­ger an, da­mit ich ihn hö­ren konn­te.
    „Lang­sam“, sag­te To­bi­as. „Zu­erst die Fü­ße, dann einen Au­gen­blick war­ten, und jetzt den Ak­ti­vie­rer be­tä­ti­gen. Lang­sam. Gut. Komm wei­ter. War­te, bis sich das Feld ganz auf­ge­baut hat. In Ord­nung. Und nun tau­che ganz ein. Nimm dir Zeit.“
    Paul blick­te hoch, und sein Lä­cheln durch­drang die bei­den Schich­ten aus Was­ser und Ener­gie. Ich ant­wor­te­te ihm mit ei­nem Ni­cken, dann glitt Jen­ny ins Was­ser, ganz ge­las­sen, als sei sie schon un­zäh­li­ge Ma­le zu­vor ge­taucht. Als die drei Un­s­terb­li­chen aus dem Schacht her­aus wa­ren, schloß ich die Tau­cher­mas­ke, dreh­te das Ven­til der Tanks auf und sprang in die Küh­le des Ozeans hin­ein.
    Das Meer mach­te mir Platz, preß­te sich an das Schwarz mei­ner ver­meint­li­chen Haut, hob mich an und neu­tra­li­sier­te das Ge­wicht des Blei­gür­tels, der an mei­ner Tail­le be­fes­tigt war. Ich trat mit den Bei­nen, und der Schub der Flos­sen stieß mich tiefer hin­ab. Ich spür­te, wie der ers­te Druck auf Bauch und Bei­ne nachließ – ei­ne stum­me Bil­li­gung des Ozeans. Das All und das Meer ha­ben viel ge­mein­sam: Bei­des ist uns fremd, nicht un­ser Ele­ment. Bei­de kon­fron­tie­ren uns mit Mys­te­ri­en und Ge­fah­ren, mit plötz­li­chen Schön­hei­ten, die in ih­rem ei­ge­nen We­sen be­grün­det sind und jen­seits un­se­rer land­ge­bun­de­nen Er­fah­rung lie­gen. Aber das All ist ei­ne un­end­li­che Wei­te, die das Nichts um­faßt, ein Va­ku­um, ei­ne Lee­re aus un­er­meß­li­cher Ein­sam­keit und ge­le­gent­li­cher Tran­szen­denz. Das Was­ser je­doch ist ein Re­ser­voir des Le­bens, und die­ses Le­ben ver­birgt sich nicht, es flu­tet ei­nem ent­ge­gen, wenn man durch die küh­le Tie­fe des Mee­res glei­tet: große und klei­ne Ge­schöp­fe, wun­der­schön oder ver­blüf­fend gro­tesk, ganz der öko­lo­gi­schen Ni­sche ent­spre­chend, an die sie an­ge­paßt sind, Un­ter­was­ser­wäl­der und klei­ne Gär­ten, We­sen, die in dem Reich zwi­schen den ein­zel­nen Le­bens­sphä­ren zu Hau­se sind – Fel­sen, die sich als le­ben­de Ge­schöp­fe her­aus­stel­len, und Krea­tu­ren, die aus Stein be­ste­hen, Pflan­zen­tie­re, Tier­pflan­zen und plötz­lich auf­schim­mern­de, herr­li­che und atem­be­rau­ben­de Ju­we­le, die einen Re­gen­bo­gen­schweif hin­ter sich

Weitere Kostenlose Bücher