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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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auf­ge­wir­bel­ten Staub. Ich fuhr bis zum an­de­ren En­de der Ort­schaft, park­te und mie­te­te einen Hüp­fer für den kur­z­en Flug zum Fest­land. Ein paar Au­gen­bli­cke ver­schwen­de­te ich da­mit, mich über Pauls ver­mut­li­che Be­sorg­nis auf­zu­re­gen, zuck­te dann mit den Ach­seln und ver­gaß den Är­ger. Ein wei­te­rer Abend noch, dann war ich sie bei­de wie­der los. Die Ili­um stach am nächs­ten Mor­gen in See, und ein­mal an Bord konn­te ich ih­nen leicht aus dem Weg ge­hen. Flucht, dach­te ich iro­nisch, heilt al­les. Ich ver­bann­te den Ver­druß aus mei­nen Ge­dan­ken.
     

9
     
    Als mein Kum­mer über die Be­geg­nung in der Ark­tis er­träg­li­cher und es of­fen­sicht­lich ge­wor­den war, daß mir Paul nicht vom Ho­tel aus folg­te, ent­wi­ckel­te ich einen Plan, der mei­nen be­trüb­ten und me­lo­dra­ma­ti­schen Ge­dan­ken in je­der Hin­sicht per­fekt er­schi­en. Mei­ne vor­he­ri­gen Rei­sen wa­ren auf die Er­de be­schränkt ge­we­sen, dem un­ge­schrie­be­nen Ge­setz ent­spre­chend, daß Ju­gend­li­che, die noch nicht alt ge­nug für die Im­mor­ta­li­täts­be­hand­lun­gen wa­ren, auf dem Hei­mat­pla­ne­ten blei­ben muß­ten. So­mit war der Mond ein Ort, den Paul und ich nie zu­sam­men be­sucht hat­ten und der des­halb auch kei­ne Er­in­ne­run­gen für mich be­reit­hielt. Paul wür­de nicht dar­an den­ken, mir dort­hin zu fol­gen, nicht nach der letz­ten Aus­ein­an­der­set­zung in­mit­ten der ei­si­gen Schnee­wüs­te. Mit all der Dra­ma­tik der Ju­gend und be­ses­sen von dem in mir bren­nen­den Zorn faß­te ich den Ent­schluß, der Er­de gänz­lich den Rücken zu keh­ren. Und zwei Mo­na­te, nach­dem ich die Kli­nik ver­las­sen hat­te, ging ich an Bord der Fäh­re, de­ren Ziel Lu­na-Ci­ty war.
    Nach der Be­las­tung durch den ge­dämpf­ten Be­schleu­ni­gungs­schub ge­noß ich die dar­auf fol­gen­de Se­mi­gra­vi­ta­ti­on des Shutt­le. Ich hüpf­te durch die Ka­bi­ne, stieß mich leicht von den Wän­den ab und se­gel­te un­ge­schickt da­hin. Die meis­ten an­de­ren Pas­sa­gie­re blie­ben sit­zen oder be­weg­ten sich ganz vor­sich­tig. Sie um­klam­mer­ten die an den Rücken­leh­nen der Ses­sel be­fes­tig­ten Hand­grif­fe, um si­cher zu sein, die gan­ze Zeit über an et­was Sta­bi­lem Halt fin­den zu kön­nen. Ich ver­ach­te­te ih­re krab­ben­ar­ti­ge Un­si­cher­heit und sprang hoch­nä­sig an ih­nen vor­bei.
    Ich schweb­te in die Aus­sichts­ka­bi­ne hin­ein und glitt durch die Fins­ter­nis, bis sich mein Ge­sicht ge­gen das Be­trach­tungs­fens­ter preß­te. Die leich­te Dre­hung der Fäh­re schi­en das Uni­ver­sum jen­seits der schüt­zen­den Hül­le ro­tie­ren zu las­sen. Die Ster­ne trie­ben in ei­nem ma­je­stä­ti­schen, nicht en­den wol­len­den Tanz da­hin. Ich ver­such­te, den gel­ben Schim­mer der Raum­sta­ti­on aus­fin­dig zu ma­chen, doch wäh­rend die­ser Etap­pe der Rei­se lag sie di­rekt vor dem Bug der Fäh­re und konn­te des­halb vom Be­trach­tungs­fens­ter aus nicht ge­se­hen wer­den. Ich klam­mer­te mich ganz fest an das Ge­län­der, wie ver­zau­bert von der Pracht der Ster­ne, de­ren Licht nun von kei­ner At­mo­sphä­re mehr ge­fil­tert wur­de. Und dann, als Teil des kos­mi­schen Bal­letts, kroch der Mond am schwar­zen Samt em­por, er­staun­lich hell und klar, po­cken­nar­big, ge­liebt, wun­der­voll.
    „Be­ein­dru­ckend, hm?“
    Wi­der­stre­bend wand­te ich mich von der Herr­lich­keit des Mon­des ab und sah den an­de­ren Pas­sa­gier an, der sich au­ßer mir in der Aus­sichts­kam­mer auf­hielt. Es war ein großer, breit ge­bau­ter Mann mit asia­ti­schen Au­gen und kan­ti­gen Joch­bei­nen. Die Na­se war dick und ha­ken­för­mig, und ein dich­ter Bart wuchs auf Wan­gen, Kinn und Ober­lip­pe. Sein Haar war recht kurz ge­schnit­ten, aber noch im­mer lang ge­nug, sich in der ge­rin­gen Pseu­doschwer­kraft wel­len­för­mig zu be­we­gen, als er in Rich­tung des auf­stei­gen­den Mon­des nick­te. Sei­ne di­cken und der­ben Fin­ger um­faß­ten das Ge­län­der, und das ei­ne Bein lehn­te ge­beugt an der ge­rif­fel­ten Wand. Ich wand­te mei­ne Auf­merk­sam­keit wie­der dem Fens­ter zu und

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