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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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nick­te kurz.
    „Dies ist Ih­re ers­te Rei­se nach Lu­na, und Sie sind ziem­lich jung, stimmt’s?“
    „Ja“, er­wi­der­te ich und war trotz mei­nes Wunsches, al­lein ge­las­sen zu wer­den, in­ter­es­siert. „Wo­her wis­sen Sie das?“
    „Das ist nicht schwer zu er­ra­ten. Je äl­ter man wird, de­sto we­ni­ger neigt man da­zu, in der Ka­bi­ne her­um­zu­flie­gen. Da Sie Ge­fal­len dar­an fin­den, sind Sie al­so noch recht jung. Und das Sie sich au­ßer­dem ein we­nig un­ge­schickt da­bei ver­hal­ten, ist dies wahr­schein­lich Ih­re ers­te Rei­se. Wie alt sind Sie – zwan­zig, ein­und­zwan­zig?“
    „Spielt das ei­ne Rol­le?“
    „Nein, ei­gent­lich nicht. War nur ei­ne Fra­ge. Bin neu­gie­rig, was? Flie­gen Sie ganz bis nach Lu­na?“
    „Mhm.“
    „Die Stadt wird Ih­nen ge­fal­len. Wis­sen Sie, nur we­ni­ge Leu­te mö­gen sie. Si­cher, sie flie­gen we­gen der Berg­wer­ke hoch, der Bi­blio­thek oder we­gen der Ob­ser­va­to­ri­en. Ein­fach nur, um sie sich an­zu­se­hen. Aber für ge­wöhn­lich mö­gen sie sie nicht. Doch Ih­nen könn­te sie wirk­lich ge­fal­len. Wenn das der Fall ist, dann neh­men Sie auf je­den Fall die Ge­le­gen­heit wahr, die Stadt selbst zu ver­las­sen, eins der Ob­ser­va­to­ri­en zu be­su­chen, auf die Mond­ober­flä­che hin­aus­zu­ge­hen. So ge­fähr­lich ist das nicht.“
    „Sind Sie selbst schon auf der Ober­flä­che ge­we­sen?“
    „Klar, das ge­hört zu mei­nem Be­ruf. Ich über­prü­fe und war­te die Trans­port­röh­ren. Et­wa ein­mal in der Wo­che rücken wir mit ei­ner Grup­pe aus, che­cken al­les durch und re­pa­rie­ren die Stel­len, an de­nen Mi­kro­me­teo­ri­ten die Röh­ren durch­schla­gen ha­ben und die bis da­hin nur pro­vi­so­risch ab­ge­dich­tet wur­den.“
    „Ich dach­te, das wür­de von Ma­schi­nen er­le­digt, von Ro­bo­tern und Ser­vos.“
    „Ma­schi­nen ma­chen manch­mal Feh­ler. Und man kann ei­nem Ro­bo­ter nicht zu­trau­en, ra­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, so wie ein Mensch da­zu in der La­ge ist – die Ma­schi­nen kön­nen ein­fach nicht al­le ver­füg­ba­ren Da­ten ver­ar­bei­ten. Si­cher, auf der Er­de kann man sie ge­trost an den obe­ren Trans­port­röh­ren und an­de­ren Sa­chen her­um­wer­keln las­sen, aber auf dem Mond kann der kleins­te Feh­ler ei­ne Ka­ta­stro­phe ver­ur­sa­chen. Das muß man im­mer im Hin­ter­kopf be­hal­ten.“ Er schenk­te mir ein brei­tes Lä­cheln und mus­ter­te mich im trü­ben Licht der Aus­sichts­kam­mer. „Ich sag’ Ih­nen was: Wenn Sie län­ger auf dem Mond blei­ben, dann ru­fen Sie mich ein­fach mal an. Mein Na­me ist Greg Hart­feld. Das Kom­sys­tem wird Sie mit mir ver­bin­den. Wenn Sie auf die Ober­flä­che hin­aus wol­len, dann neh­me ich sie für ein paar Stun­den mit.“
    „Dan­ke“, sag­te ich. „Ich bin Tia Ham­ley. Wahr­schein­lich blei­be ich ei­ne gan­ze Wei­le dort oben. Viel­leicht kom­me ich auf Ihr An­ge­bot zu­rück.“
    „Fein!“ Er lä­chel­te, stieß sich mit ge­üb­tem Ge­schick von der Wand ab und se­gel­te durch die Tür hin­aus. Ich blieb al­lein in der Dun­kel­heit zu­rück und über­leg­te, ob es mir ge­fie­le, mein selbst­ge­wähl­tes, me­lo­dra­ma­ti­sches Exil für ei­ne Wei­le zu ver­las­sen und mich an Aus­flü­gen auf die Mond­ober­flä­che oder der Ge­sell­schaft Greg Hart­felds zu er­freu­en. Der Mond, geis­ter­haft und strah­lend vor dem Hin­ter­grund der Ster­ne, ver­schwand hin­ter dem Rand des Be­trach­tungs­fens­ters.
     

10
     
    Ich lan­de­te den Hüp­fer auf der schlich­ten Par­zel­le vor dem Hos­pi­tal und stieg aus. Das Ge­bäu­de er­hob sich in ei­nem Wäld­chen von Pi­ni­en und wirk­te ganz so wie ei­ne länd­li­che Lod­ge des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts: ein we­nig pri­mi­tiv, Holz­ver­klei­dung, ein höl­zer­ner Bal­kon, der an der Vor­der­front ent­lan­glief und um die rech­te Ecke her­um­führ­te, dop­pel­te Schie­be­fens­ter, spitz zu­lau­fen­des Dach, ein großer, stei­ner­ner Ka­min – al­les falsch, be­ste­hend aus Spe­zi­al­p­o­ly­me­ren, ab­ge­stützt von Kraft­fel­dern. Sie hat­ten sich wirk­lich Mü­he ge­ge­ben, die Funk­ti­on des Ge­bäu­des zu ver­ber­gen, doch auf

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