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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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die Tätowierung auf Muldoons Oberarm. Der eiserne Falke mit Schwert, das Abzeichen einer Spezialeinheit.
    Also hatten sie es mit dem Abtrünnigen einer Sondereinheit zu tun, der genauso gut ausgebildet war wie Sergeant Harris. Ein professioneller Killer, der durchgedreht war. Der Attentäter hatte ihn immer noch nicht entdeckt. Er stolzierte vor der Glaswand auf und ab, während ein Dutzend Waffen auf ihn gerichtet waren.
    Sergeant Harris unterzog die selbst gemachte Weste einer genaueren Betrachtung und fragte sich, wie zum Teufel sie der Besatzung des Krankenwagens entgangen sein konnte. Es schien sich um Plastiksprengstoff zu handeln. Der Zünder wurde per Druckknopf ausgelöst, der mit noch mehr Tape festgeklebt war. Wenn es nicht noch einen zweiten Zünder gab, den er von hier aus nicht sehen konnte, würde Muldoon die Sprengladung manuell auslösen müssen.
    Außerhalb des Glaskastens verfielen Bodyguards und Marines in hektische Betriebsamkeit. In unzähligen Übungen war ihnen das richtige Vorgehen in solchen Situation eingeimpft worden. Erst das Schließen aller Ausgänge, dann Alarm in den Stationen sowie per Sirene auf dem gesamten Gelände. Sehr wahrscheinlich war die Sicherheitsstaffel in diesem Moment gerade dabei, das Gebäude zu umzingeln.
    Mrs Jefferson gab einen erstaunlich kleinen Laut für eine so große Frau von sich, dann fiel sie in Ohnmacht und riss den Monitor für die Herzüberwachung mit sich. Er knallte auf den Boden und erschreckte Muldoon. Sergeant Harris war sich sicher, dass er jetzt panisch werden und auf den Zünder drücken würde. Doch seine linke Hand, die den Auslöser umklammert gehalten hatte, löste sich kurz, während er sich wieder sammelte.
    Darnelle hatte Sergeant Harris ein sekundenlanges Fenster zum Handeln geöffnet. Es reichte ihm, zu wissen, dass er eine Chance hatte. Auch wenn es die einzige Chance war. Wenn er es vermasselte, würden sie alle geröstet werden. Oder korrekt gesagt: zu Konfetti zerfetzt.
    Er brach durch die Schwingtür, voll auf die Hand des Attentäters konzentriert, die den Auslöser hielt. Mit seinem kompletten Körpergewicht warf er sich in einer einzigen fließenden Bewegung, die er oft trainiert, aber noch nie angewendet hatte, auf den Angreifer.
    Mit einem Schrei fiel Muldoon, als Sergeant Harris dem Mann sein linkes Handgelenk brach, um ihn handlungsunfähig zu machen. Gemeinsam stürzten sie zu Boden. Durch den Schmerz seines gebrochenen Gelenks stand Muldoon unter Schock. Das war gut.
    Sergeant Harris hörte etwas, das wie ein Schuss klang. Dann hatte er das Gefühl, von einer Kanonenkugel getroffen worden zu sein. Verdammt, hatte der Hurensohn etwa doch die Explosion auslösen können?
    Nein, aber den Zünder, wurde Sergeant Harris bewusst. Der Aufprall hatte ihn ausgelöst, aber er hatte fehlgezündet. Das waren gute Neuigkeiten. Die schlechten Neuigkeiten waren, dass die verpatzte Explosion ihn umbringen würde. Seine Gliedmaßen wurden sofort eiskalt, als wenn alles Leben aus ihm herausgesaugt worden wäre. Er war sich hek ischer Aktivitäten um sich herum bewusst: der Präsident, der in Deckung ging, der Rausch, mit dem die hoch spezialisierten Jungs vom Secret Service sich an die Arbeit machten. Alarmsirenen schrillten, und irgendjemand schrie. Ein betäubendes Klingeln dröhnte in seinen Ohren. Der ätzende Geruch von Chemikalien drang in seine Lunge.
    Die Welt löste sich in Doppelbilder auf, als Sergeant Harris’ Bewusstsein so langsam wegsickerte wie das Blut auf dem Boden. Geräusche zogen ein seltsames Echo hinter sich her, als wenn sie in einen Brunnen gerufen würden. „Stehen bleiben ...ehen bleiben ...eben bleiben ...“ Der gebrüllte Befehl hallte in Sergeant Harris’ Kopf nach. „Niemand bewegt sich! ... egt sich ...egt sich ...“
    Sein Puls ging schwach. In einer sich immer weiter ausbreitenden Blutlache liegend, stellte er sich vor, wie seine Systeme langsam herunterfuhren, eines nach dem anderen, wie das Licht in einem Theater, das nach dem letzten Vorhang erlischt. Er fühlte, dass er zitterte, oder vielleicht war es auch der Attentäter, der versuchte, sich unter ihm zu befreien. So zu sterben, dachte er, zu den Füßen des Präsidenten, das ist doch Scheiße! Das beleidigte seinen Sinn für Anstand. Sicher, es sollte ihm egal sein, wenn er erst einmal tot war. Es sollte ihm überhaupt egal sein. War es aber irgendwie nicht.
    Sergeant Harris konnte sein Spiegelbild in der Linse der 360-Grad-Überwachungskamera

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