Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
die bei mir Urlaubsvertretung gemacht haben, bei Frau Müller einquartiert, und ich habe noch nie Klagen gehört. Und nun zum Wichtigsten – die Praxis." Der Orthopäde hatte bereits einige Krankenblätter bereit gelegt, die ihm besonders am Herzen lagen. Eine ganze Zeitlang redete nur er, erklärte, zeigte Röntgenbilder und übergab Michael Notizen, die er schon gemacht hatte. Auch Michael schrieb eifrig, denn er wollte keinen Fehler machen.
"So, ich denke, das hätten wir. Für den Notfall gebe ich Ihnen meine Handynummer, und außerdem werden wir ja nicht den ganzen Urlaub weg sein. Ich will mit meinem Sohn für zwei Wochen zu den Schwiegereltern fahren, und die restliche Zeit verbringen wir in unserem Garten, der auch mal wieder gerichtet werden müsste. Das hat früher immer meine Frau gemacht, aber..." Sein Gesicht verschloss sich, er wandte sich ab.
Michael schwieg ebenfalls. Dr. Authenried hatte ihm beim ersten Telefonat nur gesagt, dass seine Frau vor einem Jahr gestorben war, aber die genauen Umstände kannte er nicht, hatte auch nicht fragen wollen, um nicht neugierig zu erscheinen. "Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass ich Sie während Ihres Urlaubs stören darf, falls ich mal nicht mehr weiter weiß", versicherte er hastig, um das Thema zu wechseln. "Darf ich fragen, wohin Sie fahren, ich meine, wo wohnt Ihre Familie?"
"In der Nähe von Köln", antwortete Werner Authenried, ohne nachzudenken. "Es sind die Eltern meiner verstorbenen Frau. Sie haben ihren kleinen Enkel schon Monate nicht mehr gesehen und möchten natürlich auch ein wenig an seiner Entwicklung teilhaben. Sie leiden noch immer sehr unter dem Verlust ihrer ältesten Tochter, und ich fühle mich daran nicht gerade unschuldig. Aber das ist ein anderes Thema, das wir besser lassen sollten." In seinem Gesicht arbeitete es.
"Es tut mir Leid", murmelte Michael und spürte eine unangenehme Beklemmung um die Brust. Plötzlich wollte er nur noch die Praxis verlassen und wieder frische Luft atmen können. Aber noch war er nicht entlassen, er musste warten, bis sein Arbeitgeber die Unterhaltung für beendet ansah.
"Gerlinde starb an einem Wespenstich. Sie war in höchstem Maße allergisch", sagte der Orthopäde, ohne von seinen Notizen aufzublicken. Seine Hände fuhren mit fahrigen Bewegungen über die Krankenpapiere, als hätte er Mühe, die Fassung zu bewahren.
Dr. Horbach blickte betreten zur Seite. Er konnte sich gut vorstellen, wie der Kollege sich jetzt fühlte. "Ich würde gern eine Kleinigkeit zu Abend essen. Haben Sie nicht Lust, mit mir zu kommen? Ich kenne mich noch nicht aus und weiß nicht..."
"Ich würde Ihnen den Löwen empfehlen, direkt an der Hauptstraße", antwortete Dr. Authenried sofort. "Allerdings kann ich Sie nicht begleiten. Mein kleiner Sohn wird nur bis neunzehn Uhr beaufsichtigt. Ich muss nach Hause... und ich möchte es auch", fügte er düster hinzu. "Benny vermisst seine Mutter sehr, und da ich jeden Tag in der Praxis bin, weiß der Junge bald gar nicht mehr, wohin er gehört. Es ist nicht einfach, einen Männerhaushalt zu führen. Aber ich möchte Sie nicht mit meinen Problemen belasten. Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte nur begründen, weshalb ich Ihnen Ihre Bitte nicht erfüllen kann." Er erhob sich und beendete damit das Gespräch.
Etwas verwirrt erhob sich Michael ebenfalls und folgte seinem Kollegen zur Tür. "Frau Gellert kann mir ja den Rest noch sagen, falls ich mal nicht weiter weiß." Er reichte Dr. Authenried die Hand. "Dann bin ich Freitag pünktlich da zum Übernehmen", sagte er noch, dann verabschiedete er sich und ging zur Tür.
"Ich hoffe, Sie haben eine gute Zeit", rief der Orthopäde ihm noch nach, dann hatte sich die Tür geschlossen. Michael seufzte erleichtert auf und blieb einen Moment stehen. Er wartete, bis die Spannung von ihm wich, die ihn die ganze Zeit wie eine Klammer umfangen hatte.
"So schlimm?"
Erschrocken zuckte er zusammen. "Ich... wusste nicht, dass Sie noch da sind, Frau Gellert", stotterte Michael verlegen. "Es war nicht schlimm, nur..."
"Ich bin Simone und würde mich freuen, wenn Sie mich bei meinem Vornamen nennen. Das ist hier so üblich." Sie lächelte, aber in ihren Augen war keine Fröhlichkeit. "Dr. Authenried war nicht immer so traurig", fuhr sie leise fort. "Seit seine Frau vor einem Jahr an einer Bienengiftallergie ganz plötzlich gestorben ist, hat sich hier alles verändert. Ich glaube, der Chef gibt
Weitere Kostenlose Bücher