Vertrau mir, Tara
beruhigen.
“Na, das klingt geheimnisvoll. Ist er groß? Wie sieht er aus?”
“Kein Kommentar.”
“Er ist bestimmt sehr attraktiv.” So leicht gab Becky nicht auf. “Hat er Geld?”
Tara seufzte. “Du bist viel zu neugierig.”
“Natürlich interessiert es mich”, antwortete ihre Schwester würdevoll. “Weißt du, wie lange du dich schon mit keinem Mann mehr eingelassen hast?”
“Oh ja”, erwiderte Tara sanft. “Und ich weiß auch, warum nicht.”
“Du solltest endlich vergessen, was damals passiert ist. Nicht alle Männer sind schlecht und gemein, das sage ich dir immer wieder. Hoffentlich machst du am Wochenende den ersten Schritt in die richtige Richtung.”
Plötzlich hatte Tara eine Vision: Sie sah den Fluss vor sich, und auf dem im Sonnenschein glitzernden Wasser segelte ein Boot mit einem hohen Mast. In der Nähe des Ufers, halb verdeckt von Bäumen, stand ein weißes Haus, und kein Lärm durchbrach die Stille ringsumher.
Unwillkürlich verzog sie die Lippen. “Oh, das kann ich dir versprechen. Ich muss Schluss machen, Becky. Der Bericht soll fertig werden.”
“Willst du mir keinen Hinweis geben, wie der neue Mann in deinem Leben aussieht oder wer er ist, damit ich es Harry erzählen kann?”
“Sag einfach, es sei noch zu früh. Harry wird es verstehen.”
“Na ja”, antwortete Becky leicht gereizt, “wahrscheinlich hast du recht.”
Tara lachte, nachdem das Gespräch beendet war, obwohl die Sache eigentlich gar nicht lustig war, wie sie sich reumütig eingestand. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich über Beckys Vermutung geärgert, dass sie das Wochenende allein verbringen würde. Trotzdem hätte sie sich nicht beirren lassen und etwas erfinden dürfen. Aber dann hätte ihre Schwester noch beharrlicher versucht, sie zu einem Besuch zu überreden.
Ich darf nicht zulassen, dass Becky sich in mein Leben einmischt und mir weiterhin Junggesellen, Geschiedene oder Witwer vorstellt, mit denen sie mich verkuppeln will, sagte sich Tara.
Dennoch war es keine gute Lösung, so zu tun, als hätte sie einen neuen Freund. Jetzt würde Becky ihr keine Ruhe mehr lassen und alles wissen wollen. Glücklicherweise ahnte sie nicht, wohin sie, Tara, fahren wollte. Wahrscheinlich vermutete ihre Schwester, sie würde in die Sonne jetten und Sangria und Sex genießen – so wie damals mit Jack.
Bei der Erinnerung an diese Zeit schien sich etwas in Tara zu verschließen, als wollte sie sich vor dem Schmerz schützen.
Becky hat recht, ich muss endlich über die Vergangenheit hinwegkommen, ermahnte sich Tara. Vielleicht wäre eine neue Beziehung genau das Richtige, um alles zu vergessen.
Aber wie ein gebranntes Kind das Feuer scheute, war sie neuen Freundschaften aus dem Weg gegangen. Stattdessen hatte sie sich in die Arbeit gestürzt, um die Einsamkeit und Leere nicht wahrzunehmen. Und vielleicht war es jetzt zu spät, sich noch zu ändern.
Sie stand auf und stellte sich an das Panoramafenster. Nachdenklich betrachtete sie die Bürogebäude ihr gegenüber. Meine Karriere ist am wichtigsten, alles andere bedeutet mir nichts, redete sie sich ein. Sie war Mitinhaberin eines Personalvermittlungsbüros, das sich auf Führungskräfte spezialisiert hatte. Sie war gut in ihrem Beruf, ein weiblicher Headhunter, und viel zu sehr damit beschäftigt, die besten Leute ausfindig zu machen, um selbst anderen in die Falle zu gehen.
Während sie sich umdrehte, sah sie ihr Spiegelbild im Fenster und hielt inne. Kritisch betrachtete sie das mittelbraune, perfekt geschnittene schulterlange Haar, das weiße Seidenshirt und den engen dunklen Rock, der ihr bis zu den Knien reichte. Sie wirkte unaufdringlich elegant und strahlte Sachlichkeit und Professionalität aus.
Obwohl sie sich dieses Image gewünscht und daran gebastelt hatte, fand sie es plötzlich seltsam unbefriedigend.
Du liebe Zeit, wahrscheinlich habe ich den Urlaub nötiger, als ich mir eingestehen will, sagte sie sich ungeduldig und setzte sich wieder hin. Entschlossen machte sie sich an die Arbeit und las auf dem Bildschirm den Bericht noch einmal durch.
Tom Fortescue war im richtigen Augenblick gekommen, er war qualifiziert und ehrgeizig. Dennoch …
Tara schüttelte den Kopf. Normalerweise konnte sie sich auf ihr Gespür, ihre Intuition verlassen, und irgendetwas in ihr schien sie vor dem Mann zu warnen. Sie wusste jedoch nicht, weshalb sie so irritiert war.
Sein Lebenslauf war lückenlos, und beim Gespräch hatte er einen guten Eindruck
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