Vertraute Gefahr
konnte es mit jedem aufnehmen. Man sah es ihr nicht gleich an, aber in ihr steckte ein eiserner Wille, den sie auch durchzusetzen verstand.
Autumn beobachtete dieses Geplänkel mit leiser Belustigung, die sie nach dem nervenzermürbenden Erlebnis nicht erwartet hatte. Also war ihr entschlossener Helfer doch nur ein normaler Mann, der gegen eine Mutterfigur nicht ankam. Margret war etwa Mitte vierzig und hatte blondes, schon leicht ergrautes Haar. Güte, aber auch Intelligenz spiegelten sich in ihrem von feinen Falten durchzogenen Gesicht wider. Autumn gefiel sie sofort.
Shane trug Autumn ins Haus und setzte sie vorsichtig auf dem Untersuchungstisch ab. Seine Finger strichen über ihren Arm und sie fragte sich unbehaglich, ob es Absicht gewesen war, doch er wandte sich bereits ab. »Ich werde meine Sachen in die Hütte bringen und komme später wieder.« Rasch verließ er den Raum.
Autumn blickte ihm verwirrt nach. Sie hätte nicht erwartet, dass er sie ohne Diskussion hier alleine lassen würde. Aber vielleicht war es besser so, sie fühlte sich in seiner Gegenwart ständig unsicher.
Margret hatte das Verbandsmaterial herausgesucht und holte sich nun einen kleinen Hocker heran. »Dann wollen wir uns Ihr Knie mal ansehen.« Sie wickelte die Mullbinde ab und entfernte den Eispack. »Oh, das sieht aber übel aus. Tut es sehr weh?«
»Fürchterlich. Das Eis hat aber schon etwas geholfen.«
»Gut, dass Shane sein Erste-Hilfe-Paket auch mitnimmt, wenn er nicht im Dienst ist. Wo hat er Sie eigentlich gefunden?«
»Im Fiery Furnace.«
Ruckartig hob Margret den Kopf. »Was haben Sie denn da noch so spät gemacht? Und dann in dieser Kleidung.« Missbilligend betrachtete sie das dünne T-Shirt und die abgelaufenen Turnschuhe.
»Ich wollte mich nur etwas umsehen und habe mich verirrt. Ich hatte nicht erwartet, dass das Gebiet so weitläufig ist.« Ein Schauder durchlief ihren Körper, als sie daran dachte, wie schnell ihr Ausflug sich zu einem Albtraum hätte entwickeln können, wenn Shane sie nicht gefunden hätte.
»Deshalb werden die Rangerführungen angeboten. Sind Sie ganz alleine hier?«
Autumn konnte die Missbilligung der Ärztin spüren und hatte das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. »Ja. Ich habe gedacht, dass ich mich alleine zurechtfinde.«
Margret zog die Augenbrauen hoch. »Warum? Viele der Besucher denken das, aber ich werde es nie verstehen. Nicht umsonst stehen dort die Warnschilder.«
»Um ehrlich zu sein … ich bin eigentlich kein normaler Besucher. Ich wollte mich hier schon mal umsehen, bevor ich nächste Woche meine Arbeit als Ranger beginne.«
Margret sah sie erstaunt an. »Oh. Dann sollten Sie sich aber vorher von jemandem einweisen lassen, bevor Sie die Besucher führen.« Sie schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Jetzt weiß ich, warum es bei Ihrem Namen nicht sofort geklingelt hat: Auf der Liste des neuen Personals stand nur A. Howard. Ich wette, Shane hat das auch nicht mitbekommen.« Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Herzlich willkommen im Team! Aber warum haben Sie keinem gesagt, dass Sie bereits angekommen sind?«
Autumn freute sich über die herzliche Aufnahme, gleichzeitig fühlte sie sich aber etwas unwohl, weil sie sich eigentlich von allen fernhalten wollte. »Ich wollte noch etwas Zeit für mich haben und mich an das Klima und die Gegend gewöhnen. Bitte sagen Sie niemandem, dass ich mich gleich bei meinem ersten Ausflug verirrt habe.«
Margrets Stirn zog sich in Falten. »Eigentlich muss ich einen Bericht schreiben, und Shane auch. Aber vielleicht können wir da etwas drehen. Wo wohnen Sie im Moment?«
»In Moab, Bowen Motel.«
»Mit dem Knie können Sie auf keinen Fall Auto fahren.« Margret schaute auf ihre Armbanduhr. »Und der letzte Bus ist vor zwei Stunden abgefahren. Ich fürchte, Sie müssen sich von Shane fahren lassen. Aber das macht er bestimmt gerne.«
Autumn seufzte und bemühte sich, ihre Unruhe zu unterdrücken. »Was für ein Tag. Ich würde ihn eigentlich ungern noch weiter in Anspruch nehmen, er hat schon so viel für mich getan.«
Nachdenklich wickelte Margret eine Mullbinde um das Knie. »Nun, vielleicht könnten Sie in einer leerstehenden Hütte übernachten. Aber morgen müssen Sie in die Klinik nach Moab, um das Knie röntgen zu lassen.«
»Ja, natürlich. Aber ich habe überhaupt nichts zum Übernachten hier. Außerdem habe ich Ihnen schon genug Mühe bereitet.«
»So ein Unsinn. Das ist doch kein Problem.« Als
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