Vertraute Gefahr
sie ihr.
»Vielen Dank, ich bin halb verdurstet.« Sie nahm ihm das Wasser ab, wobei sich kurz ihre Finger berührten. Sofort zuckte sie etwas zurück, fing sich aber rasch wieder. Hätte er sie nicht gerade beobachtet, wäre es ihm entgangen. Sie trank gierig in großen Schlucken.
»Nicht so viel auf einmal, das ist nicht gut, wenn Sie längere Zeit nichts getrunken haben.« Sie nahm noch einen Schluck und wollte Shane dann die halb leere Flasche zurückgeben, die er aber ablehnte. »Behalten Sie die für später.«
Mit diesen Worten nahm er eine weitere Flasche aus seinem Rucksack und setzte sie an den Mund. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Frau ihren Blick über seinen Körper wandern ließ. Überraschenderweise löste das in ihm ein Kribbeln aus, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Allerdings konnte er immer noch die Anspannung in ihrem Gesicht erkennen und eine Spur von Angst, die ihm nicht gefiel. Rasch steckte er die Flasche wieder ein und richtete sich auf. »Können Sie aufstehen? Wir sollten uns beeilen, damit wir noch im Hellen zum Parkplatz kommen.«
»Ich fürchte nein. Ich bin hier herumgeirrt und habe den richtigen Weg gesucht, als ich auf einem dieser verdammten Felsen ausgerutscht bin und mir das Knie verdreht habe. Es tut höllisch weh.«
Besorgt beugte Shane sich vor. »Soll ich es mir einmal ansehen? Ich bin in Erster Hilfe ausgebildet.«
Sie schien sich noch weiter in sich zurückzuziehen und er versuchte, so harmlos zu wirken, wie es bei seiner Größe ging.
»Vielleicht könnten Sie mir nur beim Aufstehen helfen? Dann kann ich sehen, ob es inzwischen besser geworden ist.«
Shane legte eine Hand unter ihren Ellbogen, um sie zu stützen. Wieder bemerkte er, wie sie kurz zurückzuckte, und wunderte sich darüber. Zitternd stützte sie sich mit einer Hand am Felsblock ab, während sie mit der anderen seinen Oberarm umfasste. Sie setzte den Fuß ihres verletzten Beines vorsichtig auf, um im nächsten Moment mit einem Schmerzenslaut wieder zurückzusinken.
Mit verzerrtem Gesicht rieb sie über ihr Knie. »Ich fürchte, ich kann doch nicht mehr laufen.«
Sofort kniete Shane sich neben sie. »Ich habe in meinem Erste-Hilfe-Paket einen Eispack, den können wir über Ihr Knie binden.«
»Nein, lassen Sie nur, ich komme zurecht. Wenn Sie mich stützen, werde ich es schon schaffen.« Ihre Stimme klang angespannt.
Shane musterte sie. In ihren Augen flackerte Panik, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Ärger stieg in ihm auf, dass sie ihn anscheinend für jemanden hielt, der ihr wehtun könnte. »Hören Sie, ich werde Ihnen bestimmt nichts tun. Ich bin Parkranger und es ist mein Job, mich um Sie zu kümmern. Und das werde ich auch tun. Also, entweder ziehen Sie sich jetzt Ihre Hose aus, damit ich mir Ihr Knie ansehen kann, oder ich werde es tun.« Mit diesen Worten streckte er seine Hand nach ihr aus.
»Aber Sie tragen keine Rangerkleidung, woher soll ich wissen, dass Sie die Wahrheit sagen?« Ihre raue Stimme zitterte.
»Ich trage meine Privatkleidung, weil ich heute Abend nicht im Dienst bin. Ich habe hier fotografiert. Und wenn wir uns nicht beeilen, wird es ganz dunkel sein und dann finde selbst ich den Weg zurück nicht mehr.« Das war zwar gelogen, aber er wollte, dass sie möglichst schnell hier herauskam.
»In Ordnung. Haben Sie vielleicht eine Schere bei sich? Ich wollte schon immer mal eine Shorts aus Jeansstoff haben.«
Erstaunt blickte er sie an. »Wäre es nicht einfacher, die Hose auszuziehen?« Als er ihren Blick sah, verwarf er die Idee sofort wieder. »Okay, wie Sie wollen. Ich habe allerdings nur ein Messer bei mir, aber das wird wohl auch gehen.«
Er griff nach seinem Messer, das am Gürtel befestigt war, und sah ihr in die Augen. Die Angst, die er darin erkannte, bestürzte ihn. Ihre zitternde Hand fuhr zu ihrer Kehle, wie um sie zu schützen. Sie starrte wie hypnotisiert das Messer an, während sie gleichzeitig weiter nach hinten kroch, bis der Felsen sie stoppte. Ein Stöhnen entfuhr ihr.
Shane legte das Messer zur Seite. »Keine Angst, ich will Ihnen nur helfen. Hören Sie mich?« Als sie nicht reagierte, nahm er ihre Hand in seine und rieb sie beruhigend. »Ich will mir doch nur Ihr Knie ansehen.« Ein Zittern durchlief ihren Körper, doch ihre Hand war nicht mehr ganz so verspannt. »Vielleicht sollte ich mich erst vorstellen: Mein Name ist Shane Hunter. Wie heißen Sie?« Schweigen. »Also, ich nehme jetzt das Messer und schneide Ihre Hose ab,
Weitere Kostenlose Bücher