Vertraute Schatten
hatte tun können.
Gemeinsam gingen die vier den Flur entlang, zu den Zellen, aus denen die geschwächten Vampire nach ihnen riefen. Sam war jedes seiner Tausende von Jahren anzusehen.
»Das ist erst der Anfang.«
25
Vier Wochen nach Chaos’ Auferstehung hatte Ariane noch immer Albträume.
Sie träumte schreckliche Dinge, sah Bilder von brennenden Augen, hörte Schreie, von denen manche wie die der Familie klangen, die sie vor so langer Zeit verloren hatte. Wenn sie in der Abenddämmerung erwachte, lag sie in Damiens Armen, und das dämpfte den Schmerz, den die Monster ihrer Albträume und ihrer Erinnerung auslösten. Nach und nach verblassten diese Monster.
Schließlich – die laue Luft des Sommers wich allmählich der ersten Herbstkühle – wurde Ariane eines Abends wach und stellte fest, dass sie den ganzen Tag über tief und fest geschlafen hatte.
Vlad hatte darauf bestanden, dass sie bei ihm blieben, und Ariane war das durchaus recht gewesen. Allmählich fühlte sie sich allerdings zunehmend eingeengt. Der Dracul war zwar ein Bücherwurm, aber er war auch ein mächtiger Mann, und so kamen ständig Besucher. Zunächst hatten alle damit gerechnet, dass sich Chaos schon sehr bald zeigen würde, aber nichts war geschehen. Mormo war wiederbelebt worden, doch für wie lange konnte niemand sagen. Sammael hatte die Führung der Grigori übernommen, was die Mitglieder seiner Dynastie einstimmig befürwortet hatten, während Lucan es vorgezogen hatte, nur als Berater tätig zu sein. Jedem einzelnen Grigori waren die Geheimnisse gezeigt worden, die sich unter Staub und Sand verbargen, damit alle wussten, worauf sie sich gefasst machen mussten.
Doch was auch immer Chaos vorhatte – ein sofortiger Angriff auf die Dynastien schien es nicht zu sein.
Und Ariane wollte endlich ihr weiteres Leben in Angriff nehmen.
Sie öffnete die Augen, streckte sich und lächelte, als sie Damiens Stimme hörte. Er war bereits auf und telefonierte – was in letzter Zeit häufiger vorkam. Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen. Damien saß auf einem Stuhl neben der Kommode und sah in seiner Schlafanzughose herrlich schlampig aus. Er bemerkte ihren Blick und lächelte.
Bei diesem Lächeln, strahlend und gleichzeitig ein kleines bisschen hinterhältig, schmolz sie regelmäßig dahin.
»Ja. Okay. Nun ja, ich werde deswegen keinen Streit vom Zaun brechen. Nein, behalt den blöden Papierkram. Ich weiß. Hör mal, Drake, ich habe noch was zu erledigen. Ja, ich sage es ihr. Ich lege jetzt auf.«
Er hielt den Telefonhörer einen Moment auf Armeslänge von sich weg und starrte ihn an, als wäre er ein fremdartiges Wesen. Ariane hörte Drakes tiefe Stimme noch immer aus dem Lautsprecher dringen. Damien legte den Hörer auf und stellte das Telefon auf die Kommode.
»Ehrlich gesagt mochte ich ihn lieber, als er noch mit Aktenordnern nach mir geworfen und mich angebrüllt hat, ich solle schleunigst aus seinem Büro verschwinden.«
Ariane setzte sich auf, und Damien hockte sich neben sie auf die Bettkante und strich ihr eine Locke hinter das Ohr. Ariane schmiegte sich an ihn. Seit jener Nacht in der Wüste war er völlig verändert. Zwar war er noch immer eine respektlose Nervensäge und ein Mörder, aber er wirkte so … zufrieden. Glücklich. Und er versuchte gar nicht erst, seine Liebe zu ihr zu verbergen.
Ariane war sich ziemlich sicher, dass ihre Freunde davon nicht sonderlich angetan waren. Aber wenn man in einen Mann wie Damien Tremaine verliebt war, gab es keinen anderen Weg. Und keine Sekunde lang wünschte sie sich ein anderes Leben.
»Was wollte er diesmal?«, fragte sie amüsiert über Damiens genervten Gesichtsausdruck.
»Dich, nehme ich an, auf einem Silbertablett und mit einem Sahnehäubchen obendrauf. Ich soll dir mal wieder seinen Dank ausrichten, dass du allem zugestimmt hast.«
Ariane lachte. Dass Alistair Drake so offensichtlich von ihr fasziniert war, löste inzwischen bei allen ihren Freunden Heiterkeit aus. Vermutlich sollte sie sich geschmeichelt fühlen, zumal Drake ein interessanter Mann war. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass es ihm mehr darum ging, endlich eine Grigori unter der Schirmherrschaft des Hauses der Shades zu haben – selbst wenn das Blut, das in ihren Adern floss, nicht mehr rein war.
»Und was wollte er sonst noch?«, bohrte sie weiter.
Damien sah sie verblüfft an. »Was? Ach, entschuldige, ich habe gerade über das Sahnehäubchen nachgedacht. Also, jedenfalls hätte er gern, dass wir
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