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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Erniedrigung, grenzte fast schon an Hass. Und jetzt hatte er sie wieder ausgebootet, nur dass er ihr diesmal etwas genommen hatte, was sie sich verzweifelt wünschte.
    »Ja, Sam ist uns allen wichtig«, erwiderte Ariane. Sie wandte sich wieder dem Fenster, der lockenden Nacht, zu und versuchte, ihre Worte sorgfältig zu wählen. »Aber von allen hier stehe ich ihm am nächsten, Sariel. Ich denke, das weißt du. Ich verstehe nicht, warum wir nur einen von uns auf die Suche nach ihm schicken. Vielleicht ist er verletzt. Vielleicht ist er sogar tot.«
    Das war ihre größte Angst, aber Sariel tat sie so geringschätzig ab, wie sie erwartet hatte. Nie ließ er sich von Gefühlen leiten. Natürlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass ein Vampir wie Sariel verstehen würde, wie wichtig ihr diese Freundschaft war. Er schien über solchen Dingen zu stehen. Im Gegensatz zu ihr war er stark; was sie schwächte, waren ihre Anhänglichkeit und ihre heimlichen Träume. In diesen Träumen, von denen sie nie jemandem erzählt hatte, war sie glücklich, erfüllt, sogar geliebt … und weit weg von hier.
    Ein Palast, egal wie luxuriös, konnte dennoch ein Gefängnis sein.
    »Ariane«, begann Sariel im Ton eines Vaters, der sein eigenwilliges Kind zum Einlenken bringen will. »Deine Sorge ehrt dich, aber wenn Sammael noch am Leben ist, sollte er nicht schwer zu finden sein. Du weißt, dass wir im Suchen genauso gut wie im Beobachten sind.« Er schwieg einen Moment. »Sag mir, Kleines, geht es hier um meinen Bruder? Oder geht es hier um deine Sehnsucht, aus diesen Mauern herauszukommen?«
    Seine Verdächtigung machte sie wütend. Natürlich wollte sie aus diesen Mauern herauskommen! Aber ihre eigenen Bedürfnisse waren völlig nebensächlich im Vergleich zu denen von Sam … wo auch immer er stecken mochte.
    Schließlich gelang es ihr zu sprechen, aber es kostete sie große Anstrengung, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
    »Sariel, ich schwöre, dass ich mir nur Sorgen um Sam mache. Aber da du es erwähnst, ist dir offensichtlich bewusst, wie eingeengt mein Leben ist. In all diesen Jahrhunderten war ich nur ein einziges Mal draußen.
Ein einziges Mal
! Dabei arbeite ich härter als alle anderen. Hast du eine Ahnung, wie sich das anfühlt?« Er wollte etwas erwidern, doch sie hob abwehrend die Hand. »Nein, natürlich hast du das nicht. Wenn du hinaus in die Welt gehen möchtest, dann tust du das einfach. Ich dagegen …« Wie konnte sie ihm am besten klarmachen, wie sich ihr Leben für sie anfühlte? »Ich kann nur hier rumsitzen. Über das Grundstück spazieren. Versuchen, das bisschen Leben zu genießen, das von den Menschen, die hierhergebracht werden, ausgeht, bevor man sie wieder fortschafft.«
    »Der Palast ist riesig und das Grundstück ebenfalls«, erwiderte Sariel. »Alles, was du dir wünschen kannst, ist hier oder kann herangeschafft werden. Für uns gelten andere Regeln als für die übrigen Dynastien. Deshalb liegt dieser Ort so abgeschieden, deshalb leben wir im Verborgenen. Das weißt du. Die Vampire akzeptieren uns als zu ihnen gehörig, und es ist wichtig, dass das so bleibt. Je weniger sie über uns wissen, desto besser.«
    »Aber wir
sind
doch Vampire«, widersprach Ariane gereizt angesichts dieser ewig gleich ablaufenden Gespräche. »Oder etwa nicht? Tagsüber sind wir nie unterwegs. Um zu überleben, müssen wir menschliches Blut trinken. Wir sind doch genau wie die anderen!«
    »Ja und nein«, erwiderte Sariel vorsichtig. »Auf uns lastet eine Verantwortung, die die anderen nicht haben. Wir sind bei Weitem die Ältesten, obwohl auch das geheim bleiben muss. Vor allem jetzt, wo sich manches zu ändern beginnt. Wir sind Beobachter,
d’akara
. Wir mischen uns nicht ein. Sammael hat das verstanden. Auch die anderen verstehen es. Nur du …«
    Er führte den Satz nicht zu Ende, doch Ariane wusste auch so, was er meinte. Wie kam es, dass sie das nicht verstand? Sie hatte es oft genug gehört, selbst dann, wenn sie es gar nicht hatte hören wollen.
    Du bist noch nicht so weit. Du wirst nie so weit sein. Du bist anders.
    »Ich bin vielleicht nicht auserwählt worden«, sagte Ariane und versuchte, sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen, »doch das heißt nicht, dass ich nicht in der Lage bin, meine Pflichten zu erfüllen. Die Pflichten, für die ich wie alle anderen trainiert habe. Ich bin wirklich so weit, Sariel.«
    Sie hatte sich geschworen, nicht zu betteln. Und trotzdem tat sie es schon wieder. Als sie Sariels

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