Verwirrend heiße Gefühle
ihn begleiten. “Paolo braucht dich. Jemand muss sich schließlich um ihn kümmern.”
“Du hast recht”, erwiderte sie erschöpft.
“Es könnte eine Weile dauern.”
Sie rang sich ein Lächeln ab. “Wir haben nicht vor, von hier zu verschwinden.”
Als er sich abwandte, wünschte er sich nichts sehnlicher, als die beiden bei seiner Rückkehr wieder vorzufinden. Der Gedanke machte ihm Angst. Er wollte nicht für eine Familie verantwortlich sein und hätte gar nichts mit ihr anfangen können. Das war nichts für ihn. Er war mit seinem Leben völlig zufrieden.
Doch während er sich der Straße näherte und Andi und Paolo im Regenwald zurückließ, wurde ihm eines klar. Innerhalb der letzten Tage hatte sich etwas geändert. Andi und Paolo waren für ihn wichtig geworden, und sie würden ihm fehlen, wenn er sich von ihnen trennte.
Und diese Trennung war unvermeidlich.
10. KAPITEL
Es war bereits stockdunkel, als Chase auf die Lichtung zurückkehrte. Andi hob sich kaum von dem Baum ab, an dem sie lehnte, und doch bekam Chase Herzklopfen.
“Andi?”, flüsterte er.
“Wir sind hier.” Sie stand auf. “Paolo schläft ganz fest.”
“Das arme Kind.” Er blickte auf das Baby hinunter, das in eine weiße Decke gewickelt war. “Es war nicht leicht für ihn.”
“Zum Glück ist er ein liebes Kind.” Andi kam näher, blieb jedoch wieder stehen. Er zog sie an sich, und sie schmiegte sich an ihn. “Ich habe mir schon Sorgen gemacht”, flüsterte sie.
“Kein Grund zur Sorge. Es war sogar schrecklich langweilig.”
“Was hast du gesehen?”
“Nicht viel. Es sind genug Pkw und Lastwagen unterwegs, dass wir eine Mitfahrgelegenheit finden werden. Ich habe auch nichts entdeckt, das darauf hindeutet, dass El Diablo die Straße kontrolliert.”
“Dann können wir also morgen früh nach Monterez fahren?”, fragte sie hastig.
Sie mussten unbedingt in die Stadt gelangen, doch das bedeutete dann auch gleichzeitig die Trennung. Es gab keinen Grund für sie beide, zusammenzubleiben. Er fasste in die Tasche und ertastete die Blätter, die er zu einem kleinen Ring geflochten hatte, während er an der Straße wartete. “Sieht so aus.”
Sie wich ein Stück zurück. “Einiges an unserer Wanderung lasse ich nur ungern hinter mir”, sagte sie leise.
“Ja, ich weiß, dass du diese gefriergetrockneten kalten Mahlzeiten liebst.” Er wollte nicht darüber nachdenken, wovon sie wirklich gesprochen hatte.
“Wie gut du mich doch kennst”, sagte sie lächelnd.
Genau das war das Problem. Er kannte sie viel zu gut. Der Job würde bei ihr stets an erster Stelle stehen. So war das vor drei Jahren gewesen, und wieso sollte sie sich geändert haben? Er zog die Hand aus der Tasche. “Lass uns etwas essen. Danach müssen wir schlafen.”
Sie prallte zurück, als hätte er sie geschlagen. “Du hast recht. Wir müssen an unseren Job denken.”
“Hast du nicht daran gedacht?”
Sie wandte sich ab und setzte sich auf die Erde. “In der letzten Zeit habe ich zu oft über den Job nachgedacht.”
“Und was soll das heißen?”, fragte er und kauerte sich neben sie.
“Es soll heißen, dass ich mich vielleicht zu sehr darauf konzentriert habe, El Diablo zu fassen. Ich bin für den Tod zweier Menschen verantwortlich. Der Preis ist zu hoch.”
“Von welchen zwei Menschen sprichst du?”
Sie warf ihm in der Dunkelheit ungeduldig einen Blick zu. “Ich bitte dich, Chase! Der eine war dein Partner. Das hast du doch nicht vergessen!”
“Ich habe gar nichts vergessen, aber du irrst dich. Nicht du bist für Richards Tod verantwortlich. Ich bin es.”
Sie schüttelte den Kopf. “Der ganze Einsatz war eine einzige Katastrophe. Ich hätte mich zurückziehen müssen, sobald ich merkte, dass du dich für mich interessierst. Doch es war mir wichtiger, El Diablo zu fassen. Darum blieb ich, und Richard kam ums Leben. Ich glaube nicht, dass es deine Schuld war, und ich weiß nicht, ob mich Schuld trifft. Es wäre aber nicht passiert, hätte ich um einen anderen Auftrag gebeten.”
“Du weißt nicht, ob das stimmt”, widersprach er und erkannte, dass er das tatsächlich glaubte. “Keiner von uns kann auch nur ahnen, was geschehen wäre, wenn wir anders vorgegangen wären. Du kannst nichts dafür, dass Richard starb. Verdammt, vielleicht ist es nicht einmal meine Schuld. Also bringt es nichts, wenn wir uns immer wieder die Vergangenheit vorhalten.”
“Du tust es aber”, sagte sie leise.
“Wieso?”
“Du hast den
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