Verwirrend heiße Gefühle
Dienst bei der Agentur quittiert. Ich weiß, wie sehr du an deinem Job gehangen hast. Und ich weiß auch, wie gut du warst.”
Er starrte in die Dunkelheit. “Das hatte nicht nur mit Richards Tod zu tun, sondern vor allem mit Mac. Er hat dich auf uns angesetzt. Dabei hatten Richard und ich ihm keinen Grund für Misstrauen geliefert. Das war der schlimmste Verrat.”
“Du hast recht”, räumte sie ein. “Ich habe euch ausspioniert, und ich habe es seither stets bereut.”
Er wandte sich ihr zu. “Du hast nur einen Auftrag ausgeführt, Andi. Du brauchst dir nichts vorzuwerfen. Ich war damals zornig, aber das richtete sich mehr gegen mich als gegen dich. Ich war wütend auf mich, weil ich ständig an dich denken musste.”
“Ich hätte darauf bestehen sollen, dass man mich von dem Auftrag abzog. Du hast das von mir verlangt, aber ich weigerte mich, und ich …”
Chase zog sie zu sich heran. “Hör auf, Andi. Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Letztlich ist alles ganz gut gelaufen. Ich mag meine jetzige Arbeit, sonst hätte ich diesen Auftrag gar nicht übernommen. Ich brauchte das Geld, um mein Unternehmen zu vergrößern, und darum bin ich nun wieder bei dir.”
“Es geht nicht nur um dich und Richard”, widersprach sie leise, “sondern auch um Paloma. Sie beschaffte mir Informationen über El Diablo, und jetzt ist sie tot.”
“Das kannst du dir nicht vorwerfen”, wehrte er sofort ab. “Sie kam zu euch und bot ihr Hilfe an. Informanten wissen, dass sie ein Risiko eingehen. Paloma arbeitete schon für El Diablo, bevor du etwas mit ihr zu tun hattest. Sie wusste, was für ein Ungeheuer er ist.”
Andi seufzte. “Danke, dass du das sagst, aber ich hätte sie früher aus Chipultipe wegschaffen müssen. Dann wäre sie noch am Leben.”
“Hast du sie aufgefordert zu bleiben, obwohl sie fortwollte?”
“Nein. Sie wollte bleiben, aber ich hätte es besser wissen müssen.”
“Du kannst nicht alles wissen. Ich kenne dich jetzt besser als früher, Andi. Dich trifft keine Schuld.”
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. “Ich frage mich allerdings, ob es das alles wert ist”, sagte sie matt. “Es wurden schon zu viele Menschenleben geopfert. Du und Paolo, ihr seid noch immer in Gefahr.”
“Du auch”, erinnerte er sie.
“Ich zähle nicht. Ich muss …”
“Was musst du?”
Sie schwieg. Paolo begann zu weinen. Sichtlich froh über die Störung, ging Andi zu dem Kleinen und nahm ihn hoch.
Chase hätte gern gewusst, was sie vorhin hatte sagen wollen.
Andi holte ein Fläschchen aus dem Rucksack und lehnte sich an den Baum. “Armer Paolo. Er hat nichts mehr außer diesem Rucksack und seinem Inhalt.” Sie schob ihn mit dem Fuß weg und stockte. “Chase, der Rucksack!”
“Was ist damit?”
“Paloma kam sterbend zu mir und bat mich, auf Paolo aufzupassen. Ich sollte genau diesen Rucksack nehmen. Sie beschrieb mir auch, wo ich ihn finden würde. Und ich sollte seine Sachen darin verstauen. Sie bestand darauf. Ich war so durcheinander, dass ich gar nicht weiter darüber nachdachte. Aber jetzt frage ich mich, wieso sie so hartnäckig war.”
Er griff bereits nach dem Rucksack. “Sehen wir ihn uns an.”
Im Schein der Taschenlampe untersuchte er den derben Stoff. Der Rucksack war offenbar handgenäht. Auf den ersten Blick war nichts Besonderes daran zu erkennen.
“Lag schon etwas darin, als du Paolos Sachen eingepackt hast?”, fragte Chase.
“Er war völlig leer.”
Rasch holte er den Inhalt heraus und untersuchte den Rucksack genauer. Andi beugte sich dabei über seine Schulter.
“Ich kann ihn nicht zerschneiden”, sagte er. “Wir brauchen ihn noch. In Monterez werde ich ihn aber ganz genau prüfen.”
Andi griff danach und drehte ihn um. “Sieh dir den Boden an. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich mir etwas in den Rücken bohrt, wenn ich ihn trage.”
Chase knetete den steifen Stoff zwischen den Händen. “Da ist etwas Hartes. Sehen wir es uns an.” Es dauerte nicht lange, bis er vorsichtig die Naht aufgetrennt hatte und eine Diskette herauszog. “Paloma hatte wahrscheinlich keinen Computer?”
“Nein”, erwiderte Andi. “Sie war schon froh, überhaupt Strom im Haus zu haben.”
“Dann stammt diese Diskette wahrscheinlich aus El Diablos Haus. Wahrscheinlich ist sie wichtig, wenn Paloma sogar im Sterben noch daran dachte.” Er schob die Diskette wieder in ihr Versteck. “Hier ist sie erst einmal sicher, aber ich glaube, Paloma serviert uns El
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