Verwirrend heiße Gefühle
gekommen. Bestimmt war er jetzt müde. Wenn sie Glück hatte, schlief er durch, bis Chase mit Wasser zurückkehrte. Dann konnte sie ihm wieder ein Fläschchen machen.
Mehrmals schreckte sie aus einem leichten Schlummer hoch, doch endlich wurde sie von Hitze und Schwüle überwältigt und schlief ein.
Rascheln schreckte Andi auf. Sie wollte sich schon aufrichten, hielt sich jedoch im letzten Moment zurück. Paolo schlief noch immer. Behutsam schob sie ihn hinter sich, damit er von den Baumwurzeln geschützt wurde, zog die Waffe und wartete.
Die Geräusche verstummten, und Andi hoffte inständig, dass Paolo nicht ausgerechnet jetzt aufwachte. Nach einer Weile näherten sich Schritte. Andi wagte nicht, nach Chase zu rufen, und er gab sich bestimmt nicht zu erkennen. Sie wussten schließlich nicht, ob sich jemand in der Nähe aufhielt.
Fast lautlos glitt Chase neben sie und sah ihre Waffe. “Was ist los?”, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie erbebte, als sein Atem über ihre Wange strich. “Nichts. Ich war eingeschlafen und wusste nicht, ob du das bist.”
Er setzte sich ihr gegenüber. “Schlaf weiter. Wir bleiben noch eine Weile hier.”
“Warum? Hast du etwas gesehen?”
“Es geht mehr darum, was ich nicht gesehen habe. Von den Männern war im Dorf keine Spur zu entdecken. Wie ich El Diablo kenne, gibt er nicht so einfach auf. Ich fürchte, sie werden im Dschungel nach uns suchen. Also bleiben wir vorerst hier.”
“Vielleicht sind sie zum nächsten Dorf gegangen”, sagte sie hoffnungsvoll.
“Darauf können wir uns nicht verlassen. Wir müssen uns unserer Sache absolut sicher sein.”
Andi nickte widerstrebend. “Du hast recht. Ich komme mir nur hier draußen schrecklich schutzlos vor.”
“Wir sind schutzlos”, erwiderte Chase grimmig. “Aber wir können etwas unternehmen. Siehst du die Bäume dort drüben? Sie sind von Feigenranken überwuchert. Diese Ranken lassen die Bäume von innen heraus absterben. Manchmal sind die Stämme hohl. Das wäre ein gutes Versteck für uns.”
Als er sich von ihr entfernte, hätte sie ihn beinahe festgehalten und gebeten, bei ihr zu bleiben. Wie dumm von ihr. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schwieg.
“Bleib hier”, flüsterte er. “Die Feldflaschen sind in meinem Rucksack. Das Wasser ist gefiltert.”
Andi lauschte angestrengt, nachdem Chase lautlos wie ein Nebelstreif in der Dunkelheit verschwunden war, hörte jedoch nichts.
Sie musste ihre Fantasie zügeln. Zwischen ihr und Chase war nichts, und es konnte auch nichts sein. Dafür hatten sie zu viel Schlimmes erlebt.
Ihr Boss hatte sie nach San Marcos geschickt, damit sie einen Verräter entlarvte. Mac hatte Chase und Richard in Verdacht gehabt. Die beiden waren jedoch unschuldig gewesen. Alles andere als unschuldig war jedoch die Anziehung zwischen ihr und Chase gewesen. Eine Woche später war Richard umgekommen. Nein, ihre gemeinsamen Erinnerungen waren absolut nicht glücklich.
Sie öffnete Chases Rucksack, um Fläschchen für Paolo vorzubereiten. Als sie gerade fertig war, tauchte Chase so lautlos auf, wie er verschwunden war, und kauerte sich neben sie.
“Einer der Bäume ist tatsächlich hohl, ein ideales Versteck für uns.” Sein Atem strich über ihren Hals. “Nimm das Kind. Ich kümmere mich um die Rucksäcke.”
Andi schluckte heftig. Ihr Verhalten ließ sich mit dem Stress erklären, unter dem sie stand. Um sich abzulenken, beschäftigte sie sich mit Paolo. Es war erstaunlich, dass er nicht einmal aufwachte, als sie sich das Tragetuch wieder umlegte und Chase folgte.
Bevor sie den Baum verließ, drehte sie sich um und überzeugte sich davon, dass sie nichts vergessen hatten. Chase machte es genau wie sie.
“Ich gehe zurück und überprüfe alles”, sagte er leise. “Vorher bringen wir das Kind in unseren Unterschlupf.”
Sie nickte und folgte ihm. Wenigstens in ihrem Beruf lagen sie auf der gleichen Wellenlänge. Chase war vorsichtig. Wäre Andi allein gewesen, hätte sie sich genau wie er verhalten.
Chase führte sie zwischen die überwucherten Bäume, schob die Lianen beiseite und legte ein klaffendes Loch in einem der Stämme frei.
“Hast du drinnen nachgesehen?”, fragte sie.
“Ja, sogar mit der Taschenlampe. Die Höhlung ist leer. Da drinnen sind keine Tiere.”
Sie schob sich hinein und machte Chase Platz. Er kam zu ihr.
“Siehst du nicht in hohlen Bäumen nach, bevor du hineinkletterst?”, fragte er.
“Du hast ihn doch überprüft.”
“Ich habe nicht
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