Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)
Dänen, sollten über den Haufen gerannt werden. (Wenn er gefragt wurde, auf wessen Befehl er dies alles tue, sollte er antworten, dass die Not ihn zwinge, für seine Verbände Quartiere zu beschaffen.) Nachdem er sich der jütischen Halbinsel bemächtigt hätte, sollte er den kleinen Belt überqueren und Fünen einnehmen. Der zweite Angriffskeil sollte aus einer Abteilung von einigen tausend Mann bestehen, die aus Pommern kämen. Sie sollten an der Südspitze Seelands an Land gehen, die wichtige Festung Vordingborg einnehmen und sich danach rasch nach Kopenhagen wenden. In der dänischen Hauptstadt würden sie mit dem dritten Angriffskeil zusammentreffen. Dieser sollte aus einer Armee bestehen, die von Småland aus im Handumdrehen Schonen überrennen sollte, um zum Abschluss den Sund hinüber nach Seeland zu überqueren, wo sie die Gruppe aus Pommern treffen würde.
Der Plan war gewagt und bewegte sich an der Grenze zur Frechheit. Er enthielt allerdings einige Unwägbarkeiten. Die eine war die dänische Flotte. Das dänische Heer war sehr schwach, und es war nicht zu erwarten, dass es einem überraschenden Angriff von drei verschiedenen Seiten würde standhalten können. Anders war es mit der dänischen Flotte. Christian hatte viel Energie und noch mehr Geld in ihren Aufbau gesteckt, und sie hatte einen imponierenden Umfang erreicht. Wer ganz Dänemark erobern wollte, musste die Gewässer überqueren, die die Inseln voneinander trennten. Die Herrschaft über das Meer war deshalb von entscheidender Bedeutung. Doch der Rat hegte große Hoffnungen, die verstimmten Holländer mit in den Krieg locken zu können, und wenn das Gewimmel ihrer kanonengespickten Fleuten von der Nordsee hereingesegelt käme, sollte das ausreichen, um die Chancen zum Nachteil der Dänen zu verändern. Eine andere Unwägbarkeit betraf die Frage, inwieweit es tatsächlich möglich war, gleichzeitig an drei Fronten loszuschlagen. Die Crux war die Verständigung.
Alle Befehle mussten per Post versandt werden, und das konnte zuweilen quälend lange dauern, besonders in Kriegszeiten. Ein gutes Postwesen zur Verfügung zu haben, war von entscheidender Bedeutung für die Machthaber, die Diplomaten und die Kaufleute dieser Zeit. Während des Mittelalters gab es für den, der Briefe versenden wollte, keine feste Regelung, sondern man gab sie ganz einfach einem Reisenden mit, der zu der gewünschten Adresse unterwegs war. Diese Methode war jedoch extrem langsam und betrüblich unsicher. Es kam vor, dass hochgestellte Personen Kuriere benutzten, doch viele von diesen reisten zu Fuß aufgrund der einfachen Tatsache, dass Pferde über eine längere Strecke kein hohes Tempo halten können. Die Beförderung von Briefen und Nachrichten auf dem Landwege wurde jedoch zu Anfang des 17 . Jahrhunderts effektiver. Auch diese Entwicklung hing mit der Entstehung des neuen zentralisierten Staates zusammen, der die Tyrannei der Entfernungen und die soziale und wirtschaftliche Isolierung, die bis dahin in Europa die Regel waren, aufzubrechen begann. Pioniere auf diesem Gebiet waren italienische Kaufleute, die für ihre Geschäfte ein System von festen Routen mit Stationen einrichteten, wo die Kuriere die Pferde wechseln konnten. Später wurde das System dahin gehend entwickelt, dass man an diesen festen Stationen sowohl Pferde als auch Reiter wechselte, und Briefe, die mit dieser Stafette geschickt wurden, konnten ohne größere Probleme mit dem schwindelerregenden Tempo von bis zu 15 Kilometern in der Stunde vorankommen. Diese Routen waren indessen teuer, und es waren deshalb nur die Könige, die sie sich in größerem Umfang leisten konnten. Es ist schwer, die Bedeutung zu überschätzen, die der immer schnellere und immer sicherere Postgang für die Fürsten und ihre Machtausübung hatte. Sie bekamen nun in kurzer Zeit Berichte über das, was draußen im Land geschah, und konnten mit einer bis dahin unbekannten Schnelligkeit darauf reagieren. Die breite Kluft in Zeit und Raum zwischen den Regierten und den Regierenden wurde ein wenig schmaler, und die Zentralmacht wurde für ihre Untertanen ein wenig greifbarer.
Seit dem Beginn des deutschen Krieges hatte sich das schwedische Postwesen rasch entwickelt. Feste Postverbindungen mit dem Ausland wurden eingerichtet, und wenn auch die meisten Sendungen, die über sie befördert wurden, staatlich waren, befand sich doch immer der eine oder andere Privatbrief darunter. Die große Reform auf diesem Gebiet kam mit der
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