Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
herausgelassen, und der Bär kämpfte mit dem Auerochsen, gewann aber nicht. Dann wurde ein Pferd hereingelassen, welches nicht mehr tat, als dem Bären einen Schlag in die Seite zu geben. Dann war diese Querele vorbei. Gab es also nichts mehr zu sehen, außer daß der Bär sich in einen großen Bottich setzte, der in der Mitte des Hofs eingegraben war mit Wasser darin, und dort badete er sich schön. Seit dies zu Ende ist, ist hier nichts vorgefallen, außer daß alle sich wunderten über die geringe Courage des Löwen.
Einige Zeit später ließ man zwei Wildschweine ohne Hauer auf zehn Männer los, und «es war lustig anzusehen, wie die Schweine die Männer umwarfen», während es dem Bären zur allgemeinen Enttäuschung nicht gelang, einen Bock zu zerreißen – der Bär wurde später getötet, als man eine Meute großer Hunde auf ihn hetzte. (Im Mai 1652 wäre der hochgeschätzte Löwe – der für 50 Taler im Jahr von einem eigenen Wächter mit Namen Frazius gepflegt wurde – beinah von einem «verrückten» Bauern freigelassen worden, der sich in den Kopf gesetzt hatte, auf ihm nach Nyköping zu reiten.)
Schweden bekam in diesen Jahren ganz neuen Kontakt mit dem Kontinent und der europäischen Kultur, und in vielem erreichte dieser Einfluss das Land über den königlichen Hof. In einem Land, in dem man früher nur narbenübersäte Soldaten verehrt, militärische Tugenden geschätzt und kriegerische Innovationen wahrgenommen hatte, erfreuten sich jetzt Kultur, Gelehrsamkeit und Verfeinerung wirklicher Wertschätzung. Zahlreiche ausländische Gäste hielten sich bei Hof auf und gaben ihm ein eindeutig internationales Gepräge. Unter ihnen befanden sich illustre politische Flüchtlinge wie der frühere Vizekanzler von Polen, Radziejowski, sowie der Mann, der die dänische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Brömsebro geleitet hatte, Corfitz Ulfeldt (der nach dem Tod Christians IV . in Ungnade gefallen war und unter anderem des Versuchs beschuldigt wurde, den neuen Monarchen, Friedrich III ., zu vergiften). Auch eine kleine ausländische Künstlerkolonie entstand um die Königin. Zu ihr zählten so fähige Porträtmaler und Kupferstecher wie der Engländer Cooper, die Franzosen Signac, Bourdon und der versoffene Vallari, die Holländer Munnichhoven und Beck – einer der Günstlinge Karls I. von England – sowie eine Reihe anderer größerer und kleinerer Kapazitäten, die alle dazu beitrugen, in Stockholm einen bis dahin nie gekannten Boom der Künste zu schaffen. Dies war nicht alles. Die intelligente und belesene Christina hatte bereits als Kind ihre Zuflucht zur Welt der Bücher genommen, und als sie heranwuchs, zeigte ihr Hunger nach Gelehrsamkeit keine Anzeichen von Sättigung. Sie korrespondierte eifrig mit Gelehrten in ganz Europa, und sie berief auch mehrere hervorragende ausländische Wissenschaftler, die gern kamen, angelockt von dem Ruf der großen Freigebigkeit, in dem die schwedische Königin stand. Als einer der Ersten kam der Holländer Isak Vossius, der ihre von deutscher Beute überquellende Buchsammlung betreute; danach kamen ein weiterer holländischer Philologe, Nicolaus Heinsius; ein sehr gelehrter und sehr streitsüchtiger Franzose, Claude Saumaise, der in einen bereits berüchtigten akademischen Zwist mit dem englischen Dichter John Milton verwickelt gewesen war; der philosophierende Mediziner und Diätist Pierre Bourdelot; die Orientalisten Bochart und Ravius, Trichet du Fresne – der den Auftrag bekam, ihre große Kollektion von Münzen und Malereien zu betreuen – und viele andere. Jeden Donnerstagabend rief sie ihre erlauchte Versammlung zu sich, um mit ihnen zu lesen und gelehrte Gespräche zu führen. Andere wurden weitergeschickt nach Uppsala, um dort ihr Licht leuchten zu lassen, in der Regel mit ziemlich begrenztem Erfolg, denn die kleine Provinzstadt am Fyriså stellte für diese bekannten Gelehrten aus Mitteleuropa so etwas wie das dunkle Ende der Welt dar. Einer von ihnen, der Straßburger Professor Boeclerus, der dort römische Rhetorik lehrte, rundete eine seiner Vorlesungen damit ab, dass er seine Studenten Dummköpfe nannte, was ihm auf der Stelle eine ordentliche Tracht Prügel einbrachte – später wurde sein Haus von humorlosen Studenten auch noch mit Steinen beworfen und sogar beschossen. Es ist vielleicht nicht verwunderlich, dass viele dieser Gelehrten wie Boeclerus von ihrem Aufenthalt in Schweden enttäuscht waren. Einer, der wirklich Veranlassung
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