Verwunschen
mit!« Sie griff in Ceras Halsband. Nicht dass der Hund davonschoss, wenn Patrick die Tür öffnete.
Langsam drückte er die Klinke herunter und zog die Tür auf. Das Licht der Nachttischlampe floss über den Dielenboden. Zaghaft lugten die Zwillinge durch den Spalt. Mona sog scharf die Luft ein.
»Was ist?« Dann sah Patrick es ebenfalls. Die Tür zum Dachboden stand gut eine Handbreit offen.
»Sie war zu«, hauchte Mona. »Als wir ins Bett sind, war sie zu. Ich bin mir ganz sicher.«
Patrick nickte ein wenig gequält. »Ich weiß. Ich habe ebenfalls darauf geachtet.«
»Es könnte der Wind gewesen sein, nicht wahr?«, vermutete Mona hoffnungsvoll.
Sie sah ihrem Bruder an, dass er dieser Möglichkeit gerne zugestimmt hätte, doch nach einem kurzen Zögern schüttelte er den Kopf. »Nein, heute Nacht ist es fast windstill.«
»Aber was für ein Tier kann Riegel öffnen?«, hauchte Mona, ohne die Tür aus den Augen zu lassen, hinter der sich die enge Stiege zum Dachboden emporwand.
»Dasselbe, das Fenster öffnet, Marmeladengläser und Waschschüsseln herunterwirft und seltsame Spuren hinterlässt?«
Sie fuhren zusammen, als von oben ein Knarren zu hören war. Schritte! Dann ein Krachen. Cera knurrte.
»Jetzt habe ich aber genug«, rief Patrick mit einem Zorn, der ihm Mut zu geben schien. »Dort oben kann niemand sein. Es muss für das alles eine natürliche Erklärung geben und die werden wir jetzt finden. Nur dann können wir heute Nacht ruhig schlafen.«
»Du willst da jetzt hinaufgehen?«
»Ja!« Trotzig schob Patrick das Kinn vor.
Mona wusste nicht, ob sie seine Entscheidung mutig oder idiotisch finden sollte, doch wenn ihr Bruder sich traute, dann würde sie nicht alleine zurückbleiben!
Patrick holte die beiden Taschenlampen, die sie in einem Schränkchen im Flur entdeckt hatten, und knipste das Licht an.
»Wir können Cera nicht mit hochnehmen«, gab Mona zu bedenken. »Die Treppe ist zu steil.«
Patrick kniff die Lippen zusammen und nickte. Es passte ihm genauso wenig wie ihr.
»Bleib hier und sei ruhig«, schärfte Mona der Hündin ein und folgte ihrem Bruder dann mit bangem Herzen die schmale Stiege hinauf. Zaghaft lugten sie über die Kante und stiegen dann langsam höher, bis sie den Dachboden überblicken konnten.
Auf den ersten Blick ein normaler Speicher, verstaubt mit Spinnweben und toten Insekten und zahllosem Gerümpel. Einige Kistenstapel reihten sich an den Wänden.
Patrick beugte sich vor und betrachtete den Boden.
»Sieh mal«, sagte er leise.
Mona drängt sich neben ihn. Wieder diese Spuren. Sie war sicher, dass es dasselbe Wesen war, das seine Abdrücke auch in der Küche hinterlassen hatte.
»Es muss irgendein Tier sein«, beharrte Patrick. »Was denn sonst?«
Ein Kichern erklang und dann das Tappen nackter Füße. Patrick stieß einen Schrei aus, richtete den Strahl seiner Taschenlampe in die Ecke und lief dann in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
»Ich krieg dich«, knurrte er und beugte sich über zwei Kisten, um dahinterzuleuchten. Wieder dieses Kichern.
»Siehst du etwas?«, erkundigte sich Mona und leuchtete zu ihrem Bruder hinüber, als sich plötzlich ein Schatten über ihn neigte. Mona sprang zurück. Für einen Moment sah es aus, als würde sich ein riesiges, geflügeltes Wesen auf ihn herabstürzen, doch dann erkannte sie, was den Schatten verursachte. Wie von Geisterhand schob sich ganz oben eine Kiste immer weiter nach vorn. Dann begann sich der ganze Stapel hinter Patrick langsam in seine Richtung zu neigen.
»Patrick!«, kreischte sie. »Zurück!«
Ihr Bruder reagierte, doch nicht schnell genug. Die mit schweren Büchern gefüllten Kisten polterten auf ihn herab und rissen ihn zu Boden. Mona schrie auf und stürzte zu ihrem Bruder.
»Ist dir was passiert?«
Er antwortete nicht. Sie konnte Blut an seiner Schläfe sehen. Mona warf sich auf die Knie und schüttelte ihn. Er lag nur schlaff da, halb unter einem Stapel Bücher begraben, und regte sich nicht. Panisch begann Mona die Bücher von seinem Körper zu schieben. Noch immer drang Blut aus dem Riss unterhalb seines Haaransatzes und rann ihm am Hals hinunter.
»Patrick!«, jammerte sie.
Endlich begann ihr Bruder sich zu regen. Er stöhnte und richtete sich dann schwerfällig auf.
»Habe ich die Kisten umgeworfen?«, fragte er verwirrt.
Mona schüttelte den Kopf. »Nein«, hauchte sie. »Ich habe es genau gesehen, wie jemand die oberste Kiste vorgeschoben hat, bis der ganze Stapel
Weitere Kostenlose Bücher