Verzaubert in Florenz
gut. Ihr neuer Job würde nicht leicht sein. Marco Sardi hatte sie engagiert, um seine Tochter auf den Aufenthalt in England vorzubereiten. Aber noch wichtiger war ihm ein liebevoller Umgang mit seinem Kind, daran hatte er keinen Zweifel gelassen.
“Mögen Sie Kinder?”, fragte Luca und sah Georgia durchdringend an.
“Ja. Es war schon immer mein Wunsch, später einmal zu unterrichten.” Sie sah lächelnd hoch, als Elsa mit dem Kaffee erschien. “Vielen Dank.”
Die Frau nickte ihr freundlich zu und bat sie zu entschuldigen, da sie sich um den Lunch kümmern müsse.
Georgia schenkte aus der Silberkanne Kaffee in die geblümten Porzellantassen und reichte eine davon Luca Valori. Dann tat sie Zucker und einen Schuss Sahne in ihre Tasse, trank durstig einen großen Schluck und machte keinen weiteren Versuch, die Unterhaltung fortzusetzen.
“War Ihr Liebhaber traurig über den Abschied?”, fragte Luca Valori so unvermittelt, dass sie sich beinahe verschluckt hätte.
Sorgfältig stellte Georgia ihre Tasse auf den Tisch neben ihr und sah direkt in die durchdringend blickenden blauen Augen ihres Gegenübers. “Bitte entschuldigen Sie, aber ich glaube, ich habe Sie nicht richtig verstanden, Signor Valori.”
Er zuckte die Schultern – eine Geste, die ihr allmählich vertraut war. “Das denke ich nicht. Ich wollte wissen, ob Ihr Liebhaber etwas dagegen hatte, Sie meiner Obhut anzuvertrauen. Falls Sie mir weismachen wollen, es gäbe keinen, dann vergessen Sie bitte nicht, dass ich Sie gestern mit ihm im Flugzeug und abends beim Dinner gesehen habe. Ich war ziemlich überrascht, als ich erfuhr, wer Sie sind. Marco hatte mir nämlich erzählt, die von ihm engagierte junge Dame sei den Sommer über allein, da ihr Verlobter bei der britischen Armee auf Zypern Dienst tue. Anscheinend hat er doch noch Urlaub bekommen.”
Georgia unterdrückte ihren aufsteigenden Zorn. “Nein, das hat er nicht”, entgegnete sie mit ausdrucksloser Miene. “Mein Begleiter sowohl im Flugzeug als auch beim Dinner gestern Abend war der Mann meiner Schwester. Beide wohnten im Hotel neben mir.”
Ungläubig sah Luca Valori sie an. “Ist das wahr?”
“Natürlich ist es wahr!”
Er verzog spöttisch den Mund. “Dann ist die Dame zu bemitleiden – sowohl wegen ihres Ehemannes als auch wegen ihrer Schwester.” Sein Blick drückte Abscheu aus, und er stand auf und verließ wortlos den Raum.
Georgia sah ihm sprachlos nach, im Moment zu verblüfft, um wütend zu sein. Kurz darauf erschien Alessa, gefolgt von einem schüchternen dunkelhaarigen Mädchen, und Georgia blieb keine Zeit, um sich über Luca Valoris unverschämtes Benehmen noch weitere Gedanken zu machen.
Alessa ging zielstrebig auf sie zu, das kleine Gesicht ernst und konzentriert. “Miss Fleming, mein Onkel lässt sich entschuldigen. Er … er …”
“Hat dringende Geschäfte zu erledigen”, half das Kindermädchen ihr liebevoll.
In ihrer Freude über diese Nachricht fiel Georgias Lächeln besonders herzlich aus, und sie hoffte, damit dem jungen Mädchen die Scheu zu nehmen. “Du musst Pina sein”, sagte sie.
Pina nickte lächelnd und erklärte dann, sie müsse noch in der Küche helfen.
“Ich wollte, dass Luca mit uns zu Mittag isst”, sagte Alessa schmollend und fixierte Georgia rebellisch. “Habe ich heute schon Englischunterricht, Miss?”
“Nein, heute noch nicht. Ich dachte, du würdest mir erst einmal den Garten zeigen, vielleicht auch dein Zimmer und dein Spielzeug, wenn du Lust hast.” Georgia lächelte die Kleine freundlich an. “Und nenn mich bitte Georgia. Das gefällt mir besser als ‘Miss’.”
“Georgia”, wiederholte Alessa stirnrunzelnd. “Ist das ein englischer Name?”
“Ich denke schon.” Georgia lachte. “Mein Vater wollte immer einen Jungen, deshalb wurde meine Schwester Charlotte getauft statt Charles oder vielmehr Carlo, wie man bei euch sagt. Und als ich geboren wurde, nannte man mich Georgia statt George oder Giorgo …”
Zu Georgias Entsetzen zuckte es um Alessas Mund. Die Kleine begann zu weinen und schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht, um die Tränen zu verbergen. Von Mitleid überwältigt, zog Georgia das Kind sanft in die Arme und versuchte es leise zu beruhigen.
“Was hast du, mein Schatz?”, fragte sie. “Kannst du es mir erzählen?”
“Mama hatte … ein Baby, einen Jungen … aber sie sind jetzt beide … im Himmel.” Alessa schluchzte verhalten, dann kämpfte sie nicht länger dagegen an,
Weitere Kostenlose Bücher