Verzaubert in Florenz
gewöhnlich einen Riesenhunger”, sagte sie leise zu Tom.
“Niemand weiß das besser als ich”, erwiderte er und machte ebenfalls ein Brötchen zurecht. “Als wir an unserem Hochzeitstag nach Paris flogen und spätabends ins Hotel kamen, verlangte meine frisch angetraute Ehefrau erst einmal ein ausgiebiges Dinner, ehe wir unsere Hochzeitsnacht feiern konnten.”
Georgia lachte laut auf, verstummte jedoch, als ihr Blick dem ihres Nachbarn auf der anderen Seite des Gangs begegnete. Schnell sah sie weg und ärgerte sich, weil sie spürte, wie sie errötete. Glücklicherweise erschien in diesem Augenblick eine hübsche Stewardess und bot dem attraktiven Spätankömmling etwas zu trinken an.
“Mir scheint, du hast eine Eroberung gemacht”, neckte Tom seine Schwägerin leise.
Georgia rümpfte die Nase. “Ich war der einzige weibliche Passagier in seiner unmittelbaren Nähe. Nur deshalb hat er mit mir ein Gespräch angefangen. Er muss irgendeine Berühmtheit sein, sonst würden die Stewardessen nicht so um ihn herumscharwenzeln.”
“Irgendwie kommt mir sein Gesicht bekannt vor”, stimmte Tom ihr zu. “Aber ich weiß nicht, woher ich es kenne. Vielleicht ist er ein Schauspieler?”
Georgia warf dem Fremden einen verstohlenen Blick zu, doch sein Gesicht war ihr nicht vertraut. “Dem Profil nach könnte er es sein”, sagte sie. “Er hat klassisch geschnittene Gesichtszüge und eine römische Nase.” Sie erhaschte einen kurzen Blick auf einen langen, schmalen Fuß, der in einem jener eleganten und doch bequemen Schuhe steckte, für die Italien berühmt ist. Dann ließ sich der Mann Kaffee nachschenken, und sie sah ein muskulöses gebräuntes Handgelenk, an dem eine Rolex lose baumelte. “Offensichtlich zählt er zu den oberen Zehntausend und ist daran gewöhnt, bedient zu werden.”
“Nicht so laut, Georgie”, flüsterte Tom. “Er könnte dich hören.”
Der Fremde hatte jedoch die Lider mit den dichten langen Wimpern geschlossen, wie Georgia beruhigt feststellte.
Der kurze Flug nach Pisa dauerte nicht lange. Wie auf Kommando erwachte Charlotte, als das Flugzeug zur Landung ansetzte. Sie war heilfroh, dass ihre Qualen zu Ende waren, und aß heißhungrig die beiden Brötchen.
Sobald die Maschine den Boden berührt hatte, sprang der elegante Italiener auf und holte sein Handgepäck hervor. Er bedachte Georgia mit einem strahlenden Lächeln und verbeugte sich leicht. “Arrivederci! Viel Spaß in Florenz!” Lässig warf er sich die Wildlederjacke über die Schulter und eilte zum Ausgang, wo er vom Personal wortreich verabschiedet wurde und der Kapitän ihm sogar höchstpersönlich die Hand drückte.
“Wer war denn das?”, erkundigte sich Charlotte neugierig. “Jemand, den man kennen muss?”
“Zumindest glaubt er das”, antwortete Georgia spöttisch.
Nun, da sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war Charlotte wie verwandelt. “Seht nur diesen wunderbaren blauen Himmel!”, rief sie fröhlich, während sie in der Ankunftshalle auf ihr Gepäck warteten. “Zwei Wochen voller Sonnenschein liegen vor uns, Tom.”
Sie sammelten ihr Gepäck ein und machten sich auf den Weg zum bereits wartenden Zug.
“Schade, dass du nur einen Abend mit uns verbringen kannst, Georgie”, wandte sich Charlotte an ihre Schwester, als der Zug sich in Bewegung setzte.
“Ich hab den Job nun mal angenommen”, entgegnete Georgia keineswegs traurig. “Im Übrigen würde sich Tom wahrscheinlich bedanken, wenn ihr mich als lästiges Anhängsel überall mit hinnehmen müsstet.”
“Ganz recht”, pflichtete Tom ihr breit grinsend bei. “Ich liebe dich zwar heiß und innig, Georgia Fleming, aber im Urlaub habe ich meine Frau lieber ganz für mich.”
“Wie kannst du nur so etwas sagen, Tom”, entrüstete sich Charlotte.
“Aber es ist nun mal wahr”, entgegnete ihr Mann.
“Danke, Liebling.” Die beiden lächelten sich verliebt an.
“Nehmt bitte Rücksicht auf meine Jugend und Unerfahrenheit”, scherzte Georgia.
Ihre Schwester lachte. “Ich weiß zwar nicht, wie es sich mit Letzterem verhält, aber du bist nur elf Monate jünger als ich. Noch heute erzählt Mom oft von ihrem stressigen Leben als junge Mutter von zwei noch in den Windeln liegenden Babys.”
Georgia schnitt ein Gesicht. “Für mich ein Grund mehr, so lange wie möglich frei und ungebunden zu bleiben.”
“Magst du denn keine Kinder?”, fragte Tom. “Wenn nicht, dann tun mir die armen Kleinen leid, die du
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