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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ausgestopften
Matratze auf und musste entsetzt erkennen, dass sie allein war. Sie wäre lieber
von Kittys rempelndem Ellenbogen geweckt worden, als festzustellen, dass ihre
jüngste Schwester auf Achse war.
    Sie
klappte ihre Decke zurück und warf dabei einen Stapel mit Broschüren der Königlichen
Gesellschaft quer über den hölzernen Boden. Während der vielen Stunden, die
sie bei Kerzenschein
lesend im Schutz ihrer Decke verbracht hatte, hatte sie unzählige Löcher in ihr
Bettzeug gebrannt. Izzy schwor Stein und Bein, dass sie wegen Gwendolyn eines
Tages alle in ihren Betten verbrennen würden.
    Sie schaute
zu dem anderen Bett auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers hinüber und
wunderte sich nicht, dass es leer war. Sogar der Drache hätte Probleme damit gehabt,
Nessa in ihrem eigenen Bett zu ermorden, da sie sich zumeist in fremden herumtrieb.
Ganz abgesehen davon, dass Nessa nicht unbedingt auf einem Bett bestand. Die
strammen Burschen im Dorf flüsterten einander zu, dass es für eine der
Wilder-Töchter auch ein Heustadel oder ein bemoostes Flussufer tat. Gwendolyn
wickelte sich ein Tuch um die Schultern und konnte nur beten, dass ihre ältere
Schwester kein schlimmes Ende durch die kräftige Hand einer eifersüchtigen
Ehefrau nehmen würde. Sie hatte gerade das dürftige Geländer der Galerie
erreicht, die in den guten Tagen des Herrenhauses den Spielmännern gedient
hatte, als sie Izzy unten die Eingangspforte öffnen sah.
    Ham, der
Geselle des Kesselflickers, trat verängstigt durch den Rundbogen.
    »Der Teufel
soll dich holen, Bürschlein«, grunzte Izzy. »Wie kommst du dazu, dass du um die
Zeit bei guten Christenmenschen an die Tür haust.«
    Ham war
zwar offensichtlich beeindruckt von der stämmigen Magd mit ihrem Turban aus
Lumpen, ließ sich aber nicht beirren. »Wennst nicht gleich deine Herrin weckst,
du alte Kuh, dann fängt uns alle der Teufel. Dann brennt er nämlich das ganze
Dorf nieder, wenn er nicht kriegt, was er will.«
    »Und was
wär das diesmal, bitte?«, forschte Izzy nach. »Dein lumpiges Gedärm, auf 'ner
Platte?«
    »Das weiß
keiner richtig. Deshalb haben sie mich hergeschickt, um deine Herrin zu
holen.«
    Gwendolyn
verdrehte die Augen. Sie hätte nie gedacht, dass sie eines Tages ihre Lust am
Lesen bereuen würde. Aber da Reverend Throckmorton verreist war, war sie die
Einzige, die den Brief des Drachen entziffern konnte.
    Wäre nicht
in diesem Moment ihr Vater in die Eingangshalle gekommen, hätte sie Ham
vielleicht der Gnade Izzys überlassen und wäre wieder ins Bett gegangen. Papa
schwebte aus seiner dunklen Kammer herein, als sei er der Geist des
stattlichen, lebenslustigen Mannes, den sie in ihren Kindertagen gekannt
hatte. Das elfenbeinfarbene Nachthemd schlackerte um den verfallenen Körper,
und sein dünnes weißes Haar stand vom Kopf ab wie die Samen eines Löwenzahns.
    Gwendolyns
Herz wollte zerspringen und sie stürzte, ohne weiter nachzudenken, die Treppe
hinunter. Sie wusste nicht, was sie mehr schmerzte – seine Hilflosigkeit oder
ihre eigene.
    »Gwennie?«,
rief er wehleidig.
    »Ich bin ja
hier, Papa«, versicherte sie ihm und fasste ihn am Ellenbogen, bevor er, wie
zuvor Izzy, über den Hund stolpern konnte. Der Hund schenkte ihr einen
dankbaren Blick.
    »Ich hab
einen ganz schlimmen Tumult gehört«, sagte ihr Vater und schaute sie mit seinen
grauen, wässrigen Augen an. »Sind das die Engländer? Ist Cumberland zurückgekommen?«
    »Nein, Papa«,
antwortete Gwendolyn und strich ihm sanft über das Haar. Alastair Wilder vergaß
vielleicht manchmal seinen eigenen Namen, aber den skrupellosen englischen
Lord, der ihn vor fünfzehn Jahren um den Verstand gebracht hatte, würde er nie
vergessen.
    »Cumberland
kommt nicht zurück«, versprach Gwendolyn. »Nie und nimmer.«
    »Liegen
deine Schwestern auch brav im Bett? Das wär nicht gut,
wenn ihnen die verdammten Rotröcke ihre Tugend raubten.«
    »Aber ja,
Papa. Sie sind im Bett und außer Gefahr.« Lügen war einfacher, als zu erklären,
wie viele der jungen Männer das Dorf längst verlassen hatten, um ihr Glück
anderswo zu versuchen und dass Glynnis jedes Regiment englischer Soldaten mit
offenen Armen empfangen würde und Nessa mit gespreizten Schenkeln. Es tat Gwendolyn
weh, dass Kitty nun wohl ähnliche Wege ging. »Du brauchst Cumberland und seine
Rotröcke nicht mehr zu fürchten«, versicherte sie ihrem Vater. »Es ist nur
wieder der dumme Drache, der auf unsere Kosten seinen Unfug

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