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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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trotzdem nicht leicht sein, in diesem Regen eine dürre alte Frau zu finden. Moira verfluchte die Alte herzhaft, während sie sich auf dem schlingernden Schiff mühsam weiterkämpfte.
    Tavig sah die kleine Gestalt, die sich gegen Wind und Regen stemmte. Er schimpfte halblaut. In der letzten Stunde hatte er alles versucht, um zu seiner Kajüte zu gelangen, doch der Mannschaft fehlte ein Matrose, und der Kapitän hatte ihn aufgefordert mitzuhelfen. Tavig wusste, dass sich der Vermisste mit Annie herumtrieb. Außerdem wusste er, dass seine Verkleidung mit jedem Regentropfen schlechter wurde. Doch wenn er sich jetzt verdrückte, könnte es das Leben aller Leute auf diesem Schiff gefährden.
    Und nun Moira. In der letzten Stunde hatte er inständig gehofft, dass er sich irrte und sie sich nicht auf die Suche nach ihrer liebestollen alten Begleiterin begeben würde. Hätte sich seine verdammte Hellsichtigkeit nicht wenigstens diesmal als falsch erweisen können? Doch nein – das Mädchen stolperte geradewegs in eine Menge Ärger, und das zu wissen bereitete ihm wahrhaftig keine Freude – noch dazu, weil ihm klar war, dass er gewissermaßen der Auslöser sein würde. Gerade fiel sie wieder hin, nur wenige Fuß von ihm entfernt, und klammerte sich an der Reling fest. Seufzend stolperte er zu ihr. Jetzt machte er sich nur noch Sorgen um ein einziges Leben.
    »Was habt Ihr denn hier zu suchen?«, schrie er, um den wütenden Sturm zu übertönen. »Die wenigen Matrosen, die sich jetzt noch an Deck herumtreiben, sind alle angebunden. Und sobald wie möglich werden sich alle nach unten in Sicherheit bringen. Dort solltet auch Ihr Euch aufhalten.«
    »Ihr doch genauso.«
    »Ich musste helfen, die Schotten dichtzumachen.« Stirnrunzelnd blickte er zum Himmel, als Wind und Regen plötzlich nachließen. »Es sieht so aus, als müsste der Sturm Atem holen.«
    »Gut. Jetzt werde ich Annie bestimmt finden.«
    »Annie treibt es irgendwo mit ihrem Matrosen.« Er schüttelte den Kopf, als sie so heftig errötete, dass es selbst im Dämmerlicht nicht zu übersehen war.
    »Das mag schon sein«, erwiderte sie verzagt. »Aber vielleicht steckt sie trotzdem in der Klemme. Sobald der Sturm losbrach, hätte sie sich in unsere Kajüte zurückziehen sollen.« Eine weitere Böe erfasste sie, und sie klammerte sich wieder fester an die Reling.
    Tavig betrachtete sie. Wie konnte er sie nur dazu bringen, sich wieder unter Deck zu begeben? Dann erstarrte er. In ihm machte sich das kalte, bekannte Gefühl breit, dass er in Umständen feststeckte, die er weder beherrschen noch ändern konnte. Er bemühte sich, seine Angst und seine Hilflosigkeit nicht zu zeigen, aber er wusste, dass es ihm nicht ganz gelang, als er sagte: »Entfernt Euch von dieser Reling, Mädchen!«
    Moira runzelte die Stirn. Seine Stimme klang seltsam angestrengt. Sie erstarrte. War Master Fraser etwa nicht nur der alte Lüstling, für den sie ihn gehalten hatte, sondern noch etwas weitaus Gefährlicheres?
    »Das werde ich tun, sobald der Wind wieder etwas nachlässt«, erwiderte sie. Aber vielleicht sollte sie sich lieber möglichst rasch aus der Reichweite dieses Mannes entfernen?
    »Der Wind wird nicht nachlassen«, fauchte er. »Wir befinden uns mitten in einem Unwetter. Die kleine Atempause wird nicht sehr lange dauern, danach wird der Sturm wahrscheinlich sogar noch heftiger toben. Und jetzt entfernt Euch endlich von dieser elenden Reling!«
    In dem Moment, als sie beschloss, seiner Aufforderung zu folgen, nur damit er endlich Ruhe gab, bemerkte sie etwas, das sie innehalten ließ: Master Frasers Haar war nicht mehr so grau und stumpf wie vorher. Die graue Farbe war herausgesickert und hatte sich in klebrigen Klumpen an den Spitzen gesammelt. Verwundert starrte sie ihn an. Vor ihren Augen löste sich gerade eine der wenigen noch verbliebenen grauen Strähnen auf, die Farbe glitt nach unten. Master Fraser war mit Sicherheit nicht der, der zu sein er vorgab. Überwältigt von Neugier, streckte sie die Hand aus, um seine Haare zu berühren.
    »Euer Alter wird vom Regen weggespült«, murmelte sie. Doch gleich darauf riss sie erschrocken die Augen auf, weil ihrem Gegenüber ein derber Fluch entfuhr.
    »Ich wusste, dass das passieren würde«, grollte er. »Ich muss sofort ins Trockene.« Er packte sie so unsanft, dass sie gegen ihn taumelte.
    »Hier steckst du also – um herumzuhuren!«
    Bestürzt schrie Moira auf, als sie von ihrem Vormund, Sir Bearnard, grob gepackt und

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