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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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weggerissen wurde. »Nay, Sir, ich schwöre, ich bin nur hier, um die krumme Annie zu suchen«, erwiderte sie kläglich.
    »Und das tust du in den Armen dieses Gauners?«, knurrte er und schüttelte sie heftig. »Willst du etwa all deinen Sünden auch noch die Lüge hinzufügen, du kleines Miststück?«
    Als Bearnard mit seiner feisten Hand zum Schlag ausholte, drehte sich Moira rasch um. Sie versuchte, möglichst ruhig zu bleiben, um all die Spannung und den Widerstand aus ihrem Körper zu vertreiben. Im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, dass Bearnards Schläge an Wucht verloren, wenn ihr Körper schlaff war. Sie gab keinen Laut von sich, als er sie mit dem Handrücken quer übers Gesicht schlug und sie auf das Holzdeck fiel. Auf allen vieren landend, senkte sie hastig den Kopf, ohne ihren Vormund ganz aus den Augen zu lassen. Sie wollte darauf vorbereitet sein und den schlimmsten Schmerz vermeiden, falls er beschloss, seinen brutalen Tadel noch mit ein paar Tritten zu verstärken.
    Auf einmal störte ein seltsames Geräusch ihre Konzentration. Sie schüttelte den Kopf, aber das Geräusch stammte nicht daher, weil ihr Kopf vom Schlag ihres Vormunds dröhnte. Nein, dieses Geräusch war ein leises, grimmiges, wütendes Fauchen, ausgestoßen von dem Mann, der sich George Fraser nannte. Moira drehte sich herum und setzte sich aufrecht hin, um ihn besser sehen zu können. Sie sperrte den Mund vor Staunen weit auf, als sich der Bursche auf Bearnard stürzte und den viel größeren, schwereren Mann mit einem Fausthieb zu Fall brachte.
    »Ihr seid wirklich ein schneidiger Kerl, Robertson«, grollte er verächtlich. »Es erfordert einiges an Mut, um ein kleines, zierliches Mädchen zu schlagen.«
    »Hütet Eure Zunge, Sir«, schrie Bearnard, während er sich wieder aufrappelte. »Einem Mann, der einem Mädchen nachstellt, das gerade mal halb so alt ist wie er, steht es kaum zu, sich derart selbstgerecht über andere zu empören. Ihr seid doch nur ein alter Lustmolch, der versucht, ein törichtes junges Ding zu verführen.«
    »Selbst wenn dem so wäre, würde es mich trotzdem noch zu einem besseren Mann machen im Vergleich zu einem brutalen Hundesohn, der sich anschleicht, um ein argloses junges Mädchen zu verprügeln.«
    Bearnard schnaubte wutentbrannt, dann stürzte er sich auf Master Fraser. Die beiden Männer gingen krachend zu Boden. Moira schrie entsetzt auf. Ohne zu wissen, was sie tun sollte, trat sie näher an die Kämpfenden heran. Doch irgendetwas musste sie tun, um den Streit zu beenden, den sie, ohne es zu wollen, entfacht hatte.
    »Sei bloß nicht so blöd!«, erklang eine tiefe Stimme hinter ihr, und Arme legten sich um ihre Taille.
    Sie drehte den Kopf um. »Nicol!«, rief sie, als ihr Blick auf ihren Cousin fiel. »Wo kommst du denn her?«
    »Ich bin Vater gefolgt, als er sich auf die Suche nach dir gemacht hat. Wahrscheinlich hatte ich eine Eingebung, dass du kurz davor stündest, eine große Torheit zu begehen. Grundgütiger, Moira, warum willst du denn mit dem alten Narren da herumtändeln?«
    »Ich habe nicht mit ihm herumgetändelt. Ich war auf der Suche nach der krummen Annie, und Master Fraser wollte mich überreden, zurück in meine Kajüte zu gehen.«
    »Es wäre besser gewesen, du hättest sie nie verlassen«, murrte Nicol, dann meinte er plötzlich: »Der Bauch deines Retters ist verrutscht!«
    Was sollte das denn heißen? Moira blickte auf die Kämpfenden. Mittlerweile waren wieder beide auf den Beinen und umkreisten einander wachsam, jeder darauf bedacht, eine Blöße zu finden, um den anderen anzugreifen. Als sie Master Fraser musterte, riss sie erstaunt die Augen auf. Sein weicher Bauch beulte sich in einem unregelmäßigen Klumpen an seiner linken Seite. Sein Wams war aufgerissen, und irgendetwas hing ihm über dem Bund der anliegenden Hose. Als sie genauer hinsah, merkte sie, dass Master Frasers weicher Bauch nur aus zusammengerollten Lumpen bestand.
    »Das Grau in seinen Haaren ist auch weggespült worden«, sagte sie.
    »Aye«, pflichtete Nicol ihr bei. »Der Mann ist nicht der, der zu sein er vorgibt. Verflixt noch mal, ich glaube, ich weiß, wer das ist.«
    Bevor Moira Nicol um eine Erklärung bitten konnte, hatte der sich schon zu seinem Vater aufgemacht. Bearnard war inzwischen zum Angriff übergegangen und hatte seinen Gegner, der um einiges kleiner war als er, mit einem Fausthieb niedergestreckt. Dabei hatte George Fraser seinen Hut verloren, den nun der Wind packte und aufs Meer

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