Veyron Swift und das Juwel des Feuers - Serial: Teil 1 (German Edition)
Dinge im Begriff zu geschehen, welche die ganze Welt für immer verändern würden. Die Zeit lief ihm davon! Stattdessen musste er sich mit einer Bande habgieriger Manager herumschlagen, denen jedes legale – und auch illegale – Mittel recht war, um ihre Hälse vollzustopfen.
Die treibende Kraft hinter Borgin & Bronx war dessen Hauptanteilseigner, ein Mann mit Namen H.G.W. Morgan, den angeblich noch kein Mensch je zu Gesicht bekommen hatte. Nagamoto versuchte schon seit einer ganzen Weile, mehr über diesen Morgan zu erfahren, doch wohin er sich auch wandte, er stieß immer nur Anwälte und Notare, die im Auftrag von Mr. Morgan handelten. Der Mann schien ein Phantom zu sein. Lediglich die Vorstände von Borgin & Bronx kannten ihn persönlich und hüteten sich, auch nur ein Wort über ihn zu verlieren. Es war dieser Morgan, der dem Investmenthaus seine Unternehmensphilosophie aufgezwungen hatte.
Borgin & Bronx kauften lukrative Unternehmen (meist mit Kapital, dass sie sich für günstige Zinsen bei anderen Investmenthäusern liehen), übernahmen die Aktienmehrheit und setzten weitreichende Restrukturierungsmaßnahmen durch. Mitarbeiter wurden zu tausenden entlassen, Standorte geschlossen. Aus dem Unternehmen wurde jeder Cent herausgequetscht, der sich irgendwie einsparen ließ. Der Gewinn wurde maximiert, bei sinkenden Ausgaben und auch bei durchaus kalkuliert sinkender Wirtschaftsfähigkeit. Das ging solange (meistens drei bis fünf Jahre), bis Borgin & Bronx ihre Investition refinanziert hatte, und nebenbei Dividenden kassierte. Borgin & Bronx ging es allein um die Rendite. Wenn alles aus einem Unternehmen rausgesaugt war, wurde es zerstört. War diese „Restrukturierung“ abgeschlossen, zog sich Borgin & Bronx aus dem Unternehmen zurück. Die rentablen Anteile wurden gewinnbringend verkauft, während das Eigenkapital vorher aus den unrentablen Teilen abgezogen wurde. Der klägliche Rest des Unternehmens ging in die Insolvenz, zu der dann Borgin & Bronx nichts mehr beitragen musste.
»Eine Bande von Vampiren. Die saugen einem das letzte Blut aus«
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dachte Nagamoto, vor fünfzig Jahren in Osaka geboren, und erst seit zehn Jahren in den Vereinigten Staaten tätig. Sein Englisch besaß noch immer einen Akzent, doch das gefiel ihm. Er bemühte sich auch gar nicht, seine Aussprache zu verbessern. Auf diese Weise wurde er von vielen Gegnern unterschätzt – was sich bisher stets zu seinem Vorteil ausgewirkt hatte. Nagamotos hochgewachsene Gestalt, sein kantiges Gesicht, mit den dunklen, vor Entschlossenheit leuchtenden Augen und dem schmalen Oberlippenbart, ließen ihn wie einen grimmigen Samurai wirken. Hätte er nicht Schlips und Anzug getragen, konnte man ihn sich ansonsten nur mit Rüstung und Schwert vorstellen. Seine stattliche Erscheinung und sein höfliches, aber bestimmendes Auftreten verliehen ihm eine Aura des Respekts und der Autorität, die er geschickt einzusetzen wusste. Es gab nicht viele, die sich nicht sofort erhoben, wenn er den Raum betrat. Noch weniger Menschen gab es, die es wagten, sich ihm offen entgegenzustellen.
Vampirfonds
. Dieser Ausdruck war genau richtig für Borgin & Bronx und traf es seiner Meinung nach besser als jeder andere Begriff für solche Ausbeuter. Jetzt war ausgerechnet die Energreen Corporation in den Fokus dieser modernen Vampire geraten. Bislang konnte Nagamoto als Mitglied des Vorstandes den Aktionären und auch dem Aufsichtsrat einen Verkauf ausreden. Aber Borgin & Bronx gab sich nur selten mit einem Nein zufrieden. Wo ein Kaufangebot als Argument nicht genügte, da trumpften sie plötzlich mit zahlreichen Annehmlichkeiten für das Management auf. Extra-Anteilspakete zum Vorzugspreis, lukrative Folgeverträge für ein „Ja“ zum Verkauf. Kostenlose Urlaubsreisen zu jedem Ziel der Welt, Bordellbesuche, Luxuslimousinen, Privatjets, Villen, Jachten. Borgin & Bronx zeigte sich sehr spendabel, wenn sie etwas unbedingt haben wollten – und das war jezt die Energreen Corporation.
Energreen war vor zwanzig Jahren als Hersteller alternativer, ökologischer Energiegewinnung an den Markt gegangen. Nagamoto arbeitete schon damals bei der Firma, zunächst in Japan, danach in Australien und später lange in Europa. Seit zehn Jahren war er Mitglied des Vorstandes, mit Büro in New York. Er liebte Energreen. Es war eine gute Sache, für das dieses Unternehmen stand und selbst nach zwanzig Jahren noch immer seiner Gründerphilosophie treu blieb: die Welt von morgen zu
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