Veyron Swift und das Juwel des Feuers - Serial: Teil 1 (German Edition)
beeindrucken und bestand darauf, dass sie nur mit einer schriftlichen Einladung hinauf in die Vorstandsetagen durften. Dann komplimentierte er die beiden auch schon wieder nach draußen in den Regen. Veyron tat Tom fast ein bisschen leid. Natürlich konnten sie dem Sicherheitsmann nicht verraten, das Nagamoto in großer Gefahr schwebte. Der Kerl hätte sie ansonsten als Verrückte, oder als potenzielle Attentäter, gleich wieder hinaus geworfen.
»Da sieht man mal wieder wie viele bornierte Idioten es auf Erden gibt: In der Tat: 99% der ganzen Menschheit zählt mal mehr, mal weniger zu diesem Schlag. Es ist überhaupt ein Wunder, wie wir das Mittelalter je hinter uns lassen konnten. Hast du dir diesen Wachmann angesehen, Tom? Ein fetter, schlampiger Typ. Hat die ganze Zeit, während wir im Foyer von einem Mitarbeiter zum anderen geschickt wurden, nicht ein einziges Mal auf die Eingangstür gesehen. Seinen Hosenreißverschluss hat er nach dem letzten Toilettengang nicht mehr verschlossen, seine Schuhe waren abgetragen und ausgelatscht, sein Hemd nicht gebügelt. Auf dem Tisch lagen drei halb aufgegessene Pizzarollen. Diesen Typ interessiert nur das Fressen – und das trotz seines schlechten Magens. Darum muss er auch so oft auf die Toilette – dreimal während unseres Aufenthalts. Eine Nebenwirkung der Tabletten, die er schlucken muss. Energreen wird eines Tages wirkliche Probleme bekommen, wenn dieser Mann dort noch länger Wache schiebt«, schimpfte Veyron auf dem Weg nach draußen.
Tom war verblüfft, was Veyron während seiner Auseinandersetzung mit dem Sicherheitschef alles aufgefallen war.
»Diesen Trick müssen Sie mir unbedingt mal beibringen. Damit könnte ich in der Schule echt groß angeben«, meinte er.
Veyron lächelte selbstgefällig. »In diesem Fall war es lediglich nur genaue Beobachtung. Ich bin sicher, meine Analyse würde noch weitaus detaillierter und präziser ausfallen, wenn ich seine Zeugnisse in die Finger bekäme und ihn einmal zu Hause besuchen dürfte. Aber diese ekelhaften Pizzarollen waren unübersehbar und die Imodium-Tabletten lagen in seiner Schreibtischschublade. Ich konnte sie sehen, als er sie kurz öffnete. Mir außerdem noch etwas Weiteres aufgefallen: Nagamoto ist nicht mehr im Haus.«
Jetzt war Tom noch um ein paar Grad verblüffter.
»Woher wollen Sie das wissen? Dieser Kerl hat Nagamoto doch mit keinem Wort erwähnt.«
»Stimmt. Aber während man uns klarzumachen versuchte, dass wir keinesfalls ohne schriftliche Einladung in die Vorstandsetage fahren könnten, habe ich zugleich alle anderen Gespräche in der Lobby mitgehört. Interessant war nur das eine am hinteren Lift, der für den man einen Schlüssel braucht. Der Liftboy hat mit einer Sekretärin gesprochen. Sie ließ ihn wissen, dass der Boss schon losgezogen ist. Mit „der Boss“ kann nur Nagamoto gemeint sein. Deswegen sind wir auch gegangen anstatt uns noch länger mit Mr. Pizzarolle zu streiten. Ich werde diese Sekretärin abfangen, danach erfahren wir sicher mehr«, sagte er mit finsterer Entschlossenheit.
Tom konnte nur staunen. »Sie haben alle Gespräche in der Lobby mitgehört? Wie geht das?«
Veyron seufzte enttäuscht.
»Mit sehr viel Training. Ich habe alles in dieser Lobby wahrgenommen. Du solltest versuchen deine Wahrnehmung ebenfalls entsprechend zu konditionieren, das ist sehr hilfreich. Jetzt aber los!« erklärte er, während er die Stufen zur Straße hinunter nahm.
Tom folgte seinem Paten so schnell er konnte. Sie kehrten zurück in den Regen und gingen zu den wartenden Taxis. Tom hatte die Sorgen, dass Nagamotos Sekretärin vielleicht mit dem eigenen Auto da sein könnte, aber Veyron ließ ihn wissen, dass dieses Gebäude keine Tiefgarage besaß. Energreen versuchte Umweltschutz zu leben. Jeder Mitarbeiter durfte nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit kommen.
»Sie wird hierher kommen, vertrau mir«, meinte er bestimmend.
Tatsächlich dauerte es keine zwei Minuten, bis die Sekretärin oben auf den Treppen auftauchte, einen Regenschirm aufspannte und hinunter zu den Taxis stakste. Veyron erreichte es kurz vor ihr. Er tat so, als würde er sie gerade erst jetzt bemerken.
»Oh, sorry Ma’am«, raunte er im allerhöflichsten Tonfall, trat rasch zur Seite und öffnete ihr die Tür. Sie bedankte sich freundlich.
»Ich nehme an, Mr. Nagamoto ist bereits wieder auf dem Weg nach London? Wir sind wegen wichtiger Nachrichten hier und hätten ihn gern getroffen«, sagte
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