Viel Laerm um Stratfield
sie hatte. Trotzdem war sie noch nicht dazu bereit, ihr Geheimnis mit ihm zu teilen. Sie musste sich erst selbst über einiges klar werden.
„Ich habe wirklich einen Mann kennengelernt, wenn du es wissen musst." Sie lächelte in sein besorgtes, gut aussehendes Gesicht hinauf. „Es ist Justin Linton, und, ja, er hat Steinchen gegen mein Fenster geworfen und mir zu Ehren schreckliche Gedichte geschrieben. Aber er ist lustig, Devon. Ich glaube, sogar die Alten könnten ihn gutheißen."
Die Alten waren ihre Geschwister Grayson, Heath und Emma, die im Grunde betrachtet gar nicht so viel älter waren, aber in den Augen von Chloe, Devon und Brandon immer die Familientyrannen gewesen waren. Drake hatte sich irgendwo zwischen den Tyrannen und den Unruhestiftern befunden.
„Solange er deine Zustimmung findet", sagte Devon sanft, „kann er nicht gar so schlimm sein, Chloe. Obwohl ich sagen muss, dass ich eine Abneigung gegen diesen Lord Dingsbums entwickelt habe, den du im Park geküsst hast."
Chloe verschränkte unwillkürlich die Arme über der Brust. „Nun ja, ich mag ihn im Augenblick selbst nicht besonders. Sieh nur, wo diese Indiskretion mich hingeführt hat."
Das Geräusch von Stimmen auf der Treppe lenkte sie ab. Devon gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn, bevor er zurück ins Ankleidezimmer ging.
„Dieser ganze Mantel-und-Degen-Blödsinn, Devon", flüsterte sie ihm im Gehen zu. „Ich bin froh, wenn Grayson Bescheid sagt, dass du keine Angst mehr vor den Behörden zu haben brauchst."
Er grinste, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand. „Zur Hölle mit den Behörden. Ich verstecke mich vor Tante Gwendolyn. Die Frau wird mich zu Tode predigen, wenn sie mich erwischt."
10. KAPITEL
Dominic fiel in dem Augenblick auf, dass er den Brief verloren hatte, in dem er den von Farnen überwucherten Hang an der Grenze zum Wald erreichte. Er konnte nicht glauben, dass er so achtlos gewesen war. Das war wirklich bedenklich. Er konnte es sich nicht leisten, weich oder unbesonnen zu werden, nur weil eine junge Frau ihn abgelenkt hatte. In verstimmtem Schweigen ging er unter den dunklen Bäumen entlang.
Selbst als er den Park hinter seinem eigenen Haus erreicht hatte, dachte er noch an Chloe, obwohl er sich darauf hätte konzentrieren sollen, nicht gesehen zu werden. Er war immer ein starker, selbstbeherrschter Mann gewesen, der sich nicht besonders viel aus den Vergnügungen machte, denen man in seiner Schicht üblicherweise nachging, und er war nicht sonderlich stolz auf seine Eroberungen. Ja, er wusste, wie man die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich lenkte. Unglücklicherweise hatte er mit Lady Turleigh nicht die allerbeste Wahl getroffen. Sie hatte nicht einmal gewartet, bis er unter der Erde war, bevor sie ihr Bett mit einem anderen Mann gewärmt hatte.
Er konnte ihr nicht verzeihen. Sie war Teil des Lebens, das er vergessen wollte.
Es kümmerte ihn nicht, ob er ungerecht war oder ob sie Angst gehabt hatte - oder ob seine Abscheu gegen sie unvernünftig war. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie ihre eigenen Interessen wahrte. Aber musste sie sich deswegen ausgerechnet mit seinem Cousin einlassen? Bei dem Gedanken drehte sich Dominic der Magen um - er war mit ihr fertig. Dass sie das Dorf verlassen hatte, war das Letzte, was er gehört hatte, und es war ihm weiß Gott egal, ob sie je zurückkehrte.
Chloe Boscastle stellte ein vollkommen anderes Problem dar. Unendlich viel angenehmer und verwirrender. Sie hatte nicht nur seinen männlichen Appetit geweckt, sondern auch sein Bedürfnis nach Gesellschaft und Verständnis, nach intelligenten und anregenden Gesprächen. Diese blauäugige Dame schien all seine Erwartungen erfüllen zu können - und bot dazu noch eine sehr aufreizende Verpackung.
Er runzelte die Stirn, als er sich daran erinnerte, wie wenig er über ihre Familie wusste. In der feinen Gesellschaft hatten Gerüchte kursiert, dass eine der Töchter der Boscastles - er nahm an, es handelte sich dabei um Chloe - bei seinem Tod mit ihrem Vater alleine gewesen war. Es hieß, Royden Boscastle habe in seiner Familie ein so strenges Regiment geführt, dass seine Kinder in aller Öffentlichkeit rebellierten. Vielleicht erklärte das, warum die jüngste Tochter ein wenig wild geraten war. Die vielen Mätressen, die ihr Vater gehabt hatte, waren vermutlich nicht der richtige Einfluss gewesen oder hätten die Mutter ersetzen können, die Chloe verloren hatte.
Natürlich konnte er sie nur
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