Viel Laerm um Stratfield
einige Augenblicke lang angrinste, bevor er sich hinsetzte. Auf Justins unbekümmertes Selbstbewusstsein war wirklich Verlass - wer sonst im Dorf würde es wohl wagen, die Aufführung zu stören?
„Ich weiß nicht", murmelte sie Pamela zu und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Darstellern auf der Bühne zu, selbst wenn die ihr wesentlich weniger interessant erschienen als das Publikum. „Ich nehme an, er hat Besseres zu tun, als ganz Chistlebury zu schockieren, indem er die Mätresse des Geistes zu einer öffentlichen Veranstaltung mitnimmt."
„Oder sie waren gemeinsam in ein Mordkomplott verwickelt", flüsterte Pamela atemlos.
Chloe fühlte sich, als hätte man ihr kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. „Was hast du gesagt?"
„Nun", flüsterte Pamela und wand sich unter dem strafenden Blick ihrer Mutter, „es ist nur so ein Gedanke. Aber ich hoffe sehr, dass sie den Mörder des Viscounts bald finden. Der einzige Ort, an dem ich mich im Augenblick sicher fühle, ist im Haus hinter verschlossenen Türen. Oder in meinem Ankleidezimmer."
Aus Angst, sich zu verraten, blickte Chloe stur geradeaus. Wenn Pamela und ihre Mutter gewusst hätten, wer in eben diesem Augenblick in ihrem Haus eingeschlossen war, hätten sie sich dort wohl kaum sicher gefühlt. Wenn sie nur eine Sekunde lang geahnt hätten, dass ihr berüchtigter Hausgast aus London beinahe von dem örtlichen Dorfgeist verführt worden wäre ...
Chloe wurde ganz heiß, als die Erinnerung an Dominics selbstsichere Zärtlichkeiten in voller Stärke zurückkam. Ihre Hand bebte, als sie ihren Fächer öffnete, um ihre brennenden Wangen zu kühlen. Das verzweifelte Verlangen in seiner Berührung hatte eine gefährliche Faszination auf sie ausgeübt. Es war jedoch zu hoffen, dass sie nie wieder gegen eine solche Versuchung würde ankämpfen müssen. Oder ihr nachgeben würde.
Er war verschwunden.
Sie spürte seine Abwesenheit ebenso intensiv und überwältigend wie seine Gegenwart. In dem Augenblick, in dem sie ihr Zimmer betrat, fühlte sie, dass er fort war. Die Luft schien immer noch von seiner männlichen Kraft erfüllt zu sein, und sie war überzeugt davon, dass sie ihn nie vergessen würde, doch er war verschwunden.
Sie zündete drei Kerzen an und trug eine davon in das dunkle Ankleidezimmer. Das Fenster stand offen, und der Wind, der die Vorhänge bauschte, roch nach Regen.
Die Kerze ging beinahe in demselben Augenblick aus, in dem sie das kleine, gefaltete Stück Papier auf dem Boden bemerkte.
Sie bückte sich, um den Zettel aufzuheben, dann richtete sie sich wieder auf, um das Fenster zu schließen. Draußen war keine Spur von ihm zu sehen. Keine geisterhafte Gestalt, die im Garten herumlungerte, um ihr zum Abschied zu winken. Er hatte sich offensichtlich kräftig genug gefühlt, um erfolgreich zu fliehen. Nur wohin?
Vielleicht würde der Zettel ihr einen Anhaltspunkt geben. Sie nahm ihn mit in das Schlafzimmer, setzte sich auf die Bettkante und entfaltete ihn langsam im Licht der Kerze. Einen Augenblick lang traute sie ihren Augen nicht.
„Ein Code", flüsterte sie. Eine verschlüsselte Nachricht, die jenen Botschaften sehr ähnelte, die sie einst in Heaths persönlichen Dingen gefunden hatte. Wenn nicht zwei ihrer Brüder mit dem Geheimdienst zu tun gehabt hätten, hätten ihr die verschmierten Ziffern in schmalen Spalten wohl nicht das Geringste gesagt. Aber so konnte sie der Anblick einer verschlüsselten Botschaft nicht schrecken.
Lediglich die Tatsache, dass Stratfield den Zettel offensichtlich während seiner Flucht fallen gelassen hatte, erschütterte sie. Und dass es sich eindeutig um die sehr charakteristische Handschrift ihres toten Bruders Brandon handelte.
„Chloe", flüsterte eine Männerstimme hinter ihr.
Sie ließ den Zettel auf ihr Kissen fallen und unterdrückte einen Schrei, als eine dunkel gekleidete Gestalt in der Tür zum Ankleidezimmer auftauchte. Einen irrationalen Augenblick der Erleichterung lang glaubte sie, ihr Geist wäre zurückgekehrt, aber die schattenhafte Gestalt entpuppte sich bald als der vertrautere und wesentlich weniger bedrohliche Umriss ihres gesetzlosen Bruders Devon. Sie hatte den Schurken beinahe vollkommen vergessen.
„Ach, du bist es", sagte sie leise und schob das Stück Papier unter ihr Kissen. „Warum musst du dich so anschleichen?"
Er grinste sie mit funkelnden blauen Augen einnehmend an. „Ich kann meine Ankunft wohl kaum mit einer Trompetenfanfare ankündigen, oder?"
„Du
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