Viel Trubel um Sam
grünäugigen Fanatikerin irgendwie entkommen zu können. Doch er sah keinen Ausweg.
“Weihnachtsmann, Weihnachtsmann!”, brüllten die Kinder.
Mein Gott! Er musste fliehen. Sam täuschte einen Schritt nach links vor und sprintete dann rechts an der Elfe vorbei.
“He!”, schrie sie. “Sie können doch nicht von mir erwarten, dass ich mich ganz alleine um die Kinder kümmere. Sie wollen den Weihnachtsmann sehen.”
Und Menschen in der Hölle wollen Wasser, dachte er, sprach es aber nicht laut aus.
Die Elfe jagte hinter ihm her und packte ihn am Saum der Weihnachtsmannjacke, bevor er sich durch die Tür mit der Aufschrift
Personal
aus dem Staub machen konnte.
“Sie gehen nirgendwohin, Weihnachtsmann”, fauchte sie und grub die Absätze in den Boden. “Und wenn doch, dann werde ich das dem Geschäftsführer Mr. Trotter melden.”
Sam fletschte die Zähne und spornte die Flöhe schweigend an, doch lieber auf sie zu springen. Als er versuchte, die Elfe abzuschütteln, klammerte sie sich hartnäckiger an ihm fest als ein Fussel an einer Wolljacke.
“Schau nur, Mutti, die Elfe versucht, dem Weihnachtsmann wehzutun”, ertönte eine Kinderstimme.
Na toll. Da hatten sie ja ihr Publikum.
“Lassen Sie mich los”, verlangte Sam durch zusammengebissene Zähne.
“Nein.” Sie kniff die Augen zusammen und packte noch fester zu.
Er sah ein paar verstreute Sommersprossen auf ihrer hübschen kleinen Nase und eine winzige Narbe auf ihrer ansonsten makellosen Stirn. Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte er ihre Hartnäckigkeit bewundert. Aber nicht hier und nicht jetzt, wo gerade jede Menge Flöhe einen Festschmaus auf seiner Haut abhielten.
“Mami, Mami, die Elfe soll den Weihnachtsmann in Ruhe lassen!”
“Sie machen meiner Tochter Angst”, beschwerte sich eine Frau.
Das war nicht gut. Er durfte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sinn seines Einsatzes war doch, sich hinter der gemütlichen Weihnachtsmannfassade zu verstecken. Sein Chef, Chief Timmons, würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn seine Tarnung gleich am ersten Tag aufflog.
Sam hatte geahnt, dass es ein schrecklicher Einsatz werden würde. Chief Timmons hatte ihm schließlich deutlich zu verstehen gegeben, dass er auf diese Weise für den Lexus des Bürgermeisters bestraft werden sollte, den er bei seinem letzten Undercover-Einsatz in die Luft gejagt hatte. Unabhängig davon, dass es sich dabei um einen unvermeidbaren Unfall gehandelt hatte.
Die Flöhe nagten an ihm, als ob sie seit letztem Weihnachten nichts mehr zu essen bekommen hätten. Sam fragte sich, ob Carmichael’s, das berühmte Kaufhaus in Dallas, dieses Kostüm vielleicht in einer Hundehütte eingelagert hatte. Auf jeden Fall konnte er es keine Sekunde länger aushalten. Irgendetwas musste geschehen.
Also packte er das Handgelenk der Elfe und bog jeden einzelnen Finger auf. Und bevor sie erneut zugreifen konnte, jagte er durch die Tür.
Sobald er den leeren Lagerraum betreten hatte, riss er sich den Bart ab und kratze sich fieberhaft das Gesicht. Als Nächstes zerrte er den ramponierten Filzhut vom Kopf und warf ihn auf den Boden.
Seine Finger kämpften mit den großen schwarzen Knöpfen seines Kostüms, wobei die Flöhe in sämtliche Richtungen hüpften. Dann entfernte er hektisch die Polsterfüllung um seine Taille, die einen dicken Bauch vortäuschte, kickte die Stiefel von den Füßen und schälte sich aus der Hose. Er verspürte nichts anderes als Erleichterung.
Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass die unerbittlich wohltätige Elfe die Ausdauer eines Gefängniswärters hatte. Als sie in den Raum platzte, stand er nackt bis auf die Unterhose vor ihr.
Sie hatte ihn mit heruntergelassener Hose erwischt.
Edie Preston blieb ruckartig mit offenem Mund stehen. Sie hatte nicht erwartet, dass der Weihnachtsmann so gut gebaut war, so männlich, so verdammt sexy. Und schon gar nicht, ihn fast nackt vorzufinden.
Sie hatte eher mit einem etwas schwabbeligen, betrunkenen Mann mittleren Alters gerechnet, der an einer Whiskeyflasche nuckelte oder sich eine Hand voll Pillen einwarf. Stattdessen hatte sie diesen vitalen, extrem attraktiven Mann in eine ziemlich peinliche Situation gebracht.
Er riss den Kopf herum. Dunkelblaue Augen starrten sie an, bis sie zu Boden blickte.
“Was ist?” Seine Stimme war schneidend wie zersplittertes Glas. “Was wollen Sie von mir?”
“Ich … ich …” Ihre Augen wanderten von seinen kräftigen Knöcheln
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