Viel Trubel um Sam
wie idiotisch du dich heute benommen hast?” Er schüttelte den Kopf. “Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du einfach zu Trotter marschiert bist, um ihm eine Strafpredigt zu halten.”
“Das hatte er verdient.”
“Edie, er ist ein gefährlicher Mann, und er hatte eine Waffe. Hast du denn keine Sekunde lang an so was gedacht?”
“Ich konnte nur an eines denken”, erwiderte sie.
“Und an was?”
“Dass er die Schuld auf die anderen Männer schieben wollte. Irgendjemand musste ihn zur Rechenschaft ziehen. Und ich konnte nicht einfach herumsitzen und nichts tun.”
“Hast du wenigstens irgendetwas daraus gelernt?”
“Was meinst du?”
“Dass man sich nicht einfach einmischt, wenn man gar nicht weiß, worum es geht.”
“Nun, da du es erwähnst”, gestand sie. “Ehrlich gesagt, hatte ich ziemliche Angst.”
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. “Was du nicht sagst. Und dabei hast du eiskalt gewirkt. Du hast Trotter ganz schön aus dem Konzept gebracht. Bei seiner Befragung verkündete er immer wieder: ‘Dieses Mädchen hat nicht aufgehört, mich auszuschimpfen.’“
“Echt?”
“Du stellst hohe Ansprüche an Menschen, Edie.”
Sie sah genau, dass seine Augen funkelten. Das war ein gutes Zeichen.
“Soll ich dich nach Hause fahren?” Er legte den Kopf schief.
“Ich dachte schon, du fragst nie.”
“Hier entlang.” Er legte eine Hand auf ihren Rücken und dirigierte sie durch die Tür in die Nacht.
Edie kaute auf ihrer Lippe. Zu allem Überfluss trug sie noch das Elfenkostüm mit den verflixten klimpernden Glöckchen.
Bitte, dachte sie, lass mich einfach diese Heimfahrt überstehen. Und die richtigen Worte finden, um ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde.
Auf dem Parkplatz angekommen, blieb er stehen und nahm ihre Hand.
“Hör mal, Edie, du sollst wissen, dass ich in den letzten Wochen viel Spaß als Weihnachtsmann hatte.”
Oh nein. Jetzt kommt es. Du bist ein tolles Mädchen, aber …
“Ich auch”, flüsterte sie und schaute ihn forschend an.
“Du bist ein tolles Mädchen.”
Ihr Magen zog sich zusammen. Ihre Hände zitterten. Tränen sammelten sich in ihren Augen. So viel zum Thema “mal was riskieren”.
“Du bist ein wunderbarer Mann.” Sie blinzelte, versuchte, die Tränen zu unterdrücken.
“Ich weiß, dass ich nicht gut genug für dich bin. Ich bin auf der Straße aufgewachsen. Wenn meine Tante Polly nicht gewesen wäre …” Er schüttelte den Kopf. “Nun, das ist ein anderes Thema. Ich bin Polizist. Du bist so unschuldig und rein. Ich habe Angst …” Er hielt inne.
“Wovor hast du Angst?”
Er holte tief Luft. Schimmerten da etwa Tränen in seinen Augen? Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
“Wenn wir es miteinander versuchen, dann befürchte ich, dass ich genau das kaputt mache, was ich am meisten an dir liebe.”
Was er am meisten an ihr liebte?
Ihr Puls begann zu rasen.
“Deinen festen Glauben an das Gute im Menschen.”
Eine Strähne war ihm in die Stirn gefallen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich sie zurück.
“Pst”, sagte sie. “Sei nicht dumm. Wir passen perfekt zusammen. Ich brauche deinen eiskalten Realitätssinn genauso, wie du meinen blödsinnigen Optimismus brauchst. Du hast mir so viel übers Leben beigebracht, Sam Stevenson, und das in kürzester Zeit.”
“Geht mir genauso.” Seine Stimme klang schroff.
“Viele Jahre lang war ich für jeden nur die gute Freundin. Männer haben gar nicht erst versucht, mich anzumachen. Nicht mal Bauarbeiter haben mir hinterhergepfiffen. Aber bei dir habe ich das Gefühl, eine echte Frau zu sein. Lebendig und sexy. Durch dich habe ich den Mut aufgebracht, mal was zu riskieren, das wirkliche Leben zu erfahren. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut sich das anfühlt.”
“Wirklich?”
Sie nickte.
Und da errötete er tatsächlich. Dieser große, toughe Polizist war nicht in der Lage, ein Kompliment anzunehmen. “Nun, ich muss gestehen, durch dich fühle ich mich auch ziemlich sexy. Und ich hätte niemals geglaubt, dass ich mich in dich verlieben würde.”
Ihr Hals war wie zugeschnürt. “Du hast dich in mich verliebt?”
“Verdammt, ja”, antwortete er heiser. “Warum sonst, glaubst du, habe ich versucht, die Sache zwischen uns zu beenden?”
“Das tust du also, wenn du dich verliebt hast? Wegrennen?”
“Ich habe Angst, dass ich deine Erwartungen nicht erfüllen kann. Und dass du mich verurteilst. Tante Polly hat immer so viel von mir erwartet. Und
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