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Vielen Dank für ihre e-mail

Vielen Dank für ihre e-mail

Titel: Vielen Dank für ihre e-mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Moss
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durch die Rechnung gemacht. Es ist ein kleiner Bindestrich, den der E-Mail-Erfinder Ray Tomlinson gar nicht mag. Ginge es nach seinem Willen, dann würde seine Schöpfung einfach nur Email heißen. Und nicht E-Strich-Mail .
    Es sei nun an der Zeit, dem Bindestrich in der Electronic Mail ein Ende zu bereiten, sagt er: „Email has existed for over thirty years; the hyphen is just not needed anymore.“
    Aber der Mann kämpft gegen Windmühlen, deren Flügel stark sind. Sehr stark sogar. Die größte Internetsuchmaschine Google zählt „ungefähr 4.070.000.000 Ergebnisse“ für die Bindestrich-Mail, aber nur 2.340.000.000 Einträge für die Tomlinson-Variante. Und dieses Ergebnis ist schon sehr wohlwollend gedeutet. Denn unter den Suchbegriff Email fallen auch zahlreiche Einträge, die gar nichts mit elektronischer Post zu tun haben.
    Email ist nämlich auch ein altes gebräuchliches Wort für eine Schutzschicht auf Metalloberflächen – besser bekannt unter der Schreibweise Emaille . Die Berliner sprechen dies auch gern Emallje aus, genauso wie sie von der Schurnallje sprechen, wenn sie Journalisten meinen. Oder von der Kanallje , wenn sie jemanden beschimpfen wollen.
    Dieses Vokabular würde E-Mail-Erfinder Tomlinson wohl 49 nicht verwenden, auch wenn ihm die Bindestrich-Variante manchmal im wahrsten Sinne des Wortes gegen den Strich geht. E-Book, E-Business, E-Cash, E-Commerce – ständig entstehen neue Wortkreationen in der E-Lektrowelt .
    Selbst die deutsche Internetgemeinde fällt ihm in den Rücken. Ohne Rücksicht auf den Willen des Erfinders haben die obersten Sprachwächter aus der Duden-Redaktion für die deutsche E-Mail die Bindestrich-Schreibweise festgelegt. B-Asta .
    Nun könnte man sagen, der Mensch fährt ja auch mit der S-Strich-Bahn oder hört im O-Strich-Ton ein Konzert in D-Strich-Dur . Dies funktioniert im Schriftdeutsch auch reibungslos. Aber in der gesprochenen Sprache kann die Bindestrich-Variante manchmal zu merkwürdigen Eigenheiten führen.
    Nehmen wir an, eine Kundin des Internetanbieters T-online führt ein Telefonat. Sie will ihrem Gegenüber mitteilen, wie sie am besten per E-Mail erreichbar ist. Sie sagt also ihren Namen und dann die Adresse mit der Endung @ T minus online Punkt de . Plötzlich wird der Vorteil zum Nachteil. Aus dem geschriebenen Bindestrich wird ein gesprochenes Minus.
    Für den Erfinder der Electronic Mail offenbar kein Grund, Pessimismus zu verbreiten: Es sei schon häufig in der englischen Sprache vorgekommen, dass neue Wortkreationen mit einem Bindestrich versehen wurden, weil sie ursprünglich aus zwei Wörtern stammten. Aber dann, sagt Tomlinson, wenn das Wort in den gewöhnlichen Sprachgebrauch eingegangen sei, dann habe der Strich auch schnell wieder seine Bedeutung verloren.
    Es ist wohl diese Beharrlichkeit, die einen erfolgreichen Erfinder von einem @ -Minus-Normalbürger unterscheidet – Google hin und Duden her.
     
TOTAL VERNETZT UND EINSAM
    Er hat kein gutes Gefühl. Meier kommt morgens ins Büro, fährt den Rechner hoch und klickt auf sein E-Mail-Programm. Noch während er hastig an seiner Kaffeetasse nippt, schielt er mit einem Auge auf den Computer.
    Er will bereit sein, wenn die munter einlaufenden Nachrichten den Bildschirm füllen. Anfragen von Kunden, Aufträge von Kollegen und vielleicht ein Gruß von einem alten Bekannten. Etwas Spannendes, Unerwartetes, Schönes, Hektisches, das seinen Puls in Bewegung bringt.
    Allein, es tut sich nichts. Der Computer arbeitet, die Internetverbindung ist stabil, aber Meier startet diesen Morgen ohne neue Nachrichten. Es ist die Höchststrafe für den total vernetzten Menschen der Internetgesellschaft: Modernes Mobbing besteht heute darin, den Tag im Büro ohne neue Nachrichten beginnen zu müssen. Menschen wie Meier sind digital ausgesperrt – total vernetzt und einsam.
    Wer es seinem Kollegen mal so richtig zeigen will, schreibt ihm bewusst keine E-Mail. Auflaufen lassen, kaltstellen, isolieren. Bedeutungsverlust wird heute in Megabyte gemessen. Derjenige, dessen Postfach als Letztes vollläuft, hat verloren. Weil er unwichtig ist. Weil man ihm nichts zu sagen hat. Weil man ihn gar nicht braucht.
    Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren Lebewesen so eng vernetzt wie heute. 96,1 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen regelmäßig das Internet, sagt die ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. Aber gerade unter den supervernetzten, jungen, vitalen Studenten schleicht sich ein merkwürdiges Gefühl ein.
    Eine

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