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Untersuchung des Hochschulmagazins Unicum kommt zu dem bitteren Schluss, dass die aktuelle Studentengeneration zwar enorm gut verkabelt ist, sich aber eben auch sehr allein fühlt. Die Einsamen fallen durchs digitale Netz.
Der Soziologe Tino Bargel bezeichnet die aktuelle Generation von Studenten als „Einzelkämpfer“, sehr stark geprägt durch Technologie, Globalisierung und Individualisierung. Sie organisieren sich in Netzen wie Facebook oder StudiVZ , aber für mehr als die Hälfte der 750 Befragten haben Mitstudenten keine besondere Bedeutung mehr.
Für 40 Prozent ist der Laptop sogar der wichtigste Alltagsgegenstand geworden, noch vor Mobiltelefon, Portemonnaie oder Schlüssel. Und nur 8 Prozent sehen in ihren Kommilitonen noch echte Verbündete. 8 Prozent!
Kein Wunder, dass die Einzelkämpfer in der Studie das Lied Allein Allein der Dresdner Band Polarkreis 18 zur inoffiziellen Hymne ihrer Generation wählten. Was aber kann ein junger Mensch tun, wenn er die Hochschule verlässt. Wenn er seinen Bürojob beginnt und dann tatsächlich Allein Allein ist, weil die E-Mail-Umwelt ihn im Stich 53 lässt? Drei Denkvarianten sind dazu möglich.
Variante eins orientiert sich an der Realität und heißt „einfach ignorieren“. Abtauchen ins echte Leben. Freunde treffen, Kino, Kneipe, Sport – jede Form der Abwechslung und des sozialen Austauschs ist willkommen.
Variante zwei geht offensiv mit dem Phänomen des Alleinseins um. Wer die Antwort auf seine Fragen im Netz sucht, der landet vielleicht irgendwann einmal auf der Seite www.alleinr.de . Dort findet der Betrachter einen virtuellen Ruheraum. Er liest zunächst diese Zeilen: „Endlich allein. Entspannen Sie sich. Hier müssen Sie nichts tun. Sie melden sich nicht an, Sie laden nichts hoch, Sie kommentieren nicht, Sie knüpfen keine Kontakte. Niemand beobachtet, was Sie tun. Sie sind allein.“
Und dann fährt der Leser mit der Maus ein Stück nach unten und blickt auf einen komplett schwarzen Bildschirm. Das ideale Programm für all diejenigen, die das Alleinsein durch Onlinekommunikation genau mit Onlinekommunikation therapieren wollen.
Wem das noch nicht reicht, der greift zu Variante drei – einer Brachialmethode, die aber argumentativ durch nichts übertroffen wird. Dieser Weg orientiert sich an einem einfachen Rat der amerikanischen Autorin Julie Morgenstern: „Never Check E-Mail in the Morning.“
Wer morgens erst gar nicht in sein Postfach sieht, kann auch nicht enttäuscht werden – völlig egal, ob er allein ist oder nicht.
DIE FLEDERMÄUSE ZWITSCHERN ES VON DEN BLÄTTERN
Der Mensch ist ein kommunikativer Charakter. Sprache, Buchdruck, Telefon. Immer wieder denkt sich das vermeintlich intelligenteste Geschöpf auf diesem Planeten ein neues Kommunikationsmittel aus, um noch schneller, noch intensiver, noch besser mit anderen Lebewesen in Kontakt treten zu können.
Autokauf im Internet? Eine Erfindung des Menschen. Jobsuche online? Entstanden durch menschliche Intelligenz. Interaktive Wohnungssuche oder gar Austausch in sozialen Netzen? Nein, an dieser Stelle ist der Mensch nur zweiter Sieger.
Das Prinzip, bei der Suche nach Immobilien auf den kommunikativen Rat der Artgenossen zu hören, ist uralt und stammt von den Fledermäusen. Diese Lebewesen sind ähnlich dem Mensch ausgesprochen kommunikativ. Sie benutzen eine Reihe von Lauten, mit denen sie ihr soziales Leben organisieren.
Die Suche nach einem Partner, die Beziehung zwischen Mutter und Kind oder die Warnung vor Gefahr: Immer setzen die Tiere bestimmte Geräusche ein, mit denen sie ihren Fledermaus-Alltag gestalten. Und dazu gehört auch die interaktive Wohnungsvermittlung, wie die amerikanische Biologin Gloriana Cheverri mit ihren Kollegen gezeigt hat.
Fledermäuse übernachten in aufgerollten Blättern. Sie wechseln häufig die Wohnung und sind deshalb auf Tipps und Hinweise wichtiger Multiplikatoren angewiesen. Dazu setzen sie ein spezielles System von Fragen und Antworten ein, mit denen sie ihre Bekannten auf interessante Unterkünfte aufmerksam machen.
Um dies zu zeigen, hatten die Forscher eine Gruppe von Haftscheibenfledermäusen in Costa Rica eingefangen. Die Wissenschaftler setzten jeweils ein Gruppenmitglied in ein zuvor ausgewähltes aufgerolltes Blatt. Danach ließen sie ein weiteres Mitglied aus der Gruppe frei.
Dabei zeichneten die Forscher alle Laute und Geräusche der Tiere auf. Die freigelassene Fledermaus begann sofort, ihre Freunde zu suchen – begleitet
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