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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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dem Totenschädel über gekreuzten Knochen prangten.
    Candy war so damit beschäftigt, den bedauernswerten Gepäckträgern wegen eines fehlenden Koffers den Marsch zu blasen, dass sie das dunkelhaarige magere Mädchen übersah, das mit zwei vollgestopften Wäschesäcken in die Wohnung geschlichen kam. Wie eine Katze, eine große Dschungelkatze mit einem Raubtierlächeln. Sie hob spöttisch eine Augenbraue in Lauras Richtung und verschwand in dem größten Zimmer.
    »Hey...«, versuchte Laura zu sagen, aber niemand hörte ihr zu, bis etwa fünf Sekunden später Candy den Gepäckträgern befahl, ihre Koffer in das Zimmer ihrer Wahl zu bringen.
    Laura hielt sich die Ohren zu, als der unvermeidliche Schrei »Wer zum Teufel bist du?« durch die Wohnung gellte. Gut möglich, dass eins ihrer Trommelfelle für alle Zeiten perforiert war.
    Es folgte eine gedämpfte Erwiderung.
    »Aber das ist mein Zimmer! Ich hab bereits gesagt, dass ich das nehme.«
    »So ein Päch.« Das Katzenmädchen folgte Candy zurück ins Wohnzimmer, verschränkte die Arme und warf Laura den giftigsten aller Blicke zu.
    »Du kännst dieses Mädchen, ja?«, erkundigte sie sich mit unüberhörbar osteuropäischem Akzent.
    Darauf folgte ein ergreifender Augenblick köstlicher Stille, bevor Candy in einer ihrer berühmten Schimpftiraden explodierte. Das war um Klassen besser als eine Doppelfolge »Sex in the City«.
    »Oh! Mein! Gott!«, schleuderte sie heraus. »Wieso bin ich bloß von lauter Arschlöchern umgeben? Warum hat mir niemand ein Zimmer reserviert? Was für eine Scheißagentur ist das hier? Wir klären das jetzt sofort oder ich hetze dir meine Managerin auf den Hals - und gegen die bin ich bloß ein kleines Kuschelhäschen!«
    Es war ein höchst eindrucksvoller Auftritt. Candy holte zwischendurch nicht ein Mal Luft. Danach schnappte sie sich ihren kleinsten Koffer und schmiss ihn quer durchs Zimmer, wobei er ein Schwarz-Weiß-Foto von einem knutschenden Paar von der Wand fegte.
    Unsere Kaution ist zum Teufel, dachte Laura, während die Gepäckträger Blicke austauschten, die ganz klar besagten: »Wahnsinn, wir sind in’ner Livesendung.«
    In den drei Minuten, die Candys Lakaien brauchten, um sich unter Entschuldigungen zu verdrücken, flüchtete Laura in die relative Sicherheit der Küche, um sich eine stärkende Tasse Tee zu kochen.
    »Milch, drei Zuckär«, sagte eine Stimme hinter ihr, und als Laura von der Teedose aufschaute, lehnte das Katzenmädchen am Kühlschrank.
    Du brauchst natürlich nicht bitte zu sagen, dachte Laura, aber sie holte noch einen Becher aus dem Regal. Morgen würde sie sich um die Benimmregeln kümmern.
    »Ich bin Laura.«
    »Irina«, grunzte die andere.
    »Bist du aus Russland oder so?«
    Ein gleichgültiges Achselzucken. »Und wänn schon.«
    Verdammt, undwennschon dich doch selbst!
    Dann sah Laura sie zum ersten Mal richtig an und auf einmal war keine Luft mehr in der Küche. Trotz all ihrer Theatralik konnte Candy diesem Mädchen in Sachen Wirkung nicht das Wasser reichen. Irina war das schrägste Wesen, dem Laura jemals begegnet war. Aber sie war mehr als schräg, an ihrem Äußeren war etwas erschreckend Surreales: Katzenaugen von einem ungewöhnlichen Silbergrau, ultrahohe Wangenknochen und ein Mund wie eine Schnittwunde mit so tief herabhängenden Mundwinkeln, als wäre es zu anstrengend, sie gerade zu halten. Ihre Haut war definitiv vom fahlen Ende des Farbspektrums und übersät von großen, fleckigen Sommersprossen. Und obwohl ihr Haar straff zurückgebunden war, so wie die Frauen aus den Vorstädten auf die Schnelle die Stirnfalten wegkriegen wollten, verhalf das ihrem Gesicht nur zu einem eindrucksvollen kantigen Aussehen. Sie sah aus, als käme sie aus einem anderen Sonnensystem und wäre auf der Erde notgelandet. Und es war völlig egal, dass sie einen schmuddeligen lila Overall anhatte oder dass sie spöttisch auf Lauras entgeistertes Gesicht herunterstarrte - alles, was sie tat, war wahnsinnig wirkungsvoll. Und trotzdem war sie irgendwie nicht hübsch.
    Laura fiel nichts ein, was sie sagen konnte, deshalb tunkte sie wie ferngesteuert die Teebeutel in die Becher und tat Milch und Zucker rein. Sie hatte keine Ahnung, warum Irina so niederträchtig grinste, wo sie doch aussah, als hätte sie ihre Klamotten aus dem Müll geholt.
    Laura schob den Becher zu Irina hinüber und hielt ihr die Keksschachtel hin. »Willst du einen?«
    Irina sackte nach vorn und schnappte sich drei (drei!) der leckeren körnigen

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