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Vier (German Edition)

Vier (German Edition)

Titel: Vier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lupin
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glasigen Augen und dreht den Mann dann auf die Seite. Auf seiner Stirn prangt eine schwarze, verkohlte Eins. Unwillkürlich berührt Drei seine eigene Stirn und die verkohlte Zahl, die man ihm dort eingebrannt hat. Für einen Moment hat er das Gefühl, einen Leidensgefährten gefunden zu haben, doch als er den zerschundenen Körper des Mannes berührt und vor Kälte beinahe zurückzuckt, weiß er, daß jener dort durch eine andere Hölle gegangen ist.
     
    Vier sitzt am Rande des Lichtkegels und blickt in den Raum. Vier ist völlig unverletzt. Körperlich. Als Drei seine Stirn berührt, widersteht Vier dem Reflex das Selbe zu tun. Es gibt keine Vier auf seiner Stirn. Es gibt eine Vier hinter seiner Stirn.
    Drei bemüht sich um den Mann mit der Eins, dreht ihn zur Seite, versucht ihn in eine Art stabiler Seitenlage zu fixieren und sieht sich dann mehr oder weniger hilflos um. Drei ist der von uns, der noch am meisten Mensch geblieben ist , sagt sich Vier. Drei ist der, der glaubt, es gibt einen Ausweg.
    Vier hingegen glaubt an gar nichts mehr. Vier hat Dinge gesehen, die ihn zerstört haben. Er hat die körperliche Zerstörung übersprungen und ist direkt in der Tiefe des Seins zerstört worden. Er ist unbeholfen bis über eine Grenze gestolpert, hinter der nur Albträume liegen. Er weiß, was man den drei anderen angetan hat. Er hat es gesehen. Er hat es gesehen.
    Vier kennt den Schuldigen. Die Finger seiner linken Hand graben sich in den Handrücken seiner Rechten. Er will schreien, doch er bleibt stumm. Er kann nicht sprechen. Er kann es nicht aussprechen. Er kann es nicht.

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    Es brennt. Es brennt so sehr. BITTE! Laßt mich gehen! Nein. Es brennt! Nein!
    Bitte! AaaAaaahhh. Bi-tt-e.
    Etwas surrendes hängt im Halbdunkel über ihr. Sie weiß, daß es Schmerz bringen wird. Es surrt so hochfrequent, daß es eine Tätowierernadel sein könnte oder ein Zahnarztbohrer. Oder irgend etwas anderes. Sie will es nicht wissen. Doch! Sie muß. Sie muß es wissen!
    Was--? Aaaaaaahhh. Verdammt. Nein.
    Blut. Sie schmeckt Blut. Etwas bohrt sich in ihren Arm. Er ist fast völlig gefühllos durch den andauernden Schmerz. Sie merkt nur halb, wie die das drehende, brennende Ding in ihre Haut sticht, sich tief in ihr Fleisch bohrt, bis hinab an die Muskelstränge ihrer Arme. Sie will ohnmächtig werden. Wieder und wieder. Sie will es. Aber sie kann nicht. Irgend etwas hält sie wach.
    Stimmen im Hintergrund. Sie will den Kopf zur Seite werfen und dorthin sehen, will Gesichter sehen; will wissen. Aber da ist nichts. Sie weiß es. Nichts außer Schmerz. Sie hat dorthin gesehen und ist bestraft worden. Ihre Stirn, ihre Stirn ist blutverschmiert. Sie haben irgend etwas mit ihrer Stirn gemacht. Verdammt. Verdammt.
    Sie will um sich schlagen, will treten, will ihren nackten Körper bedecken, sich hochstemmen, sich freikämpfen.
    Sie weiß, daß sie das nicht kann. Das ist die schlimmste Folter.
    Sie liegt. Mehr kann sie nicht. Sie ist fixiert und will nicht wissen, womit. Etwas Warmes rinnt ihre Beine herunter. Es hat eine gewisse Viskosität, klebt, dickt ein und bildet einen schorfigen Rand dort, wo ihr Körper auf dem Tisch aufliegt: Blut.
    Surrend bohrt sich das Gerät wieder in ihren Körper. Zwischen all der Taubheit flammt für einen Moment Schmerz auf. Schmerz! Das Brennen wird zu einem Ziehen, als jemand beginnt, sich an ihren Beinen zu schaffen zu machen. Bitte nur die Beine! Bitte nur die Beine! Nicht wieder dort; nicht dort unten. Nein!
    Der Schmerz wird unerträglich, als eine Klinge die Haut an ihren Beinen quälend langsam in einem wirren Zickzackmuster ritzt. Sie schreit, sie läßt die ganze Wut, den ganzen Schmerz heraus und spürt mit einem Mal etwas an ihrer Kehle. Etwas hauchdünnes schneidet in ihre Haut ein, drückt ihr die Luft ab, läßt ihre Augen hervorquellen, läßt dann wieder nach, zieht sich wieder um die wunde Haut fest, wieder und wieder, tiefer und tiefer, bis sie schließlich reißt und warmes Blut an den Ränder des Drahtes herunterrinnt. Blut. Sie möchte lachen, doch der eisenharte Griff des Drahtes drückt ihr unbarmherzig die Luft ab. Röchelnd saugt sie in irren Stößen die wenige Luft ein, die durch die völlig zusammengepreßte Kehle dringen mag. Sie will weg, will loslassen, will sterben; ist frei.
    Für einen Moment ist die Luft wieder da. In dem Chaos aus flirrenden Sternen, die vor ihren Augen tanzen, hört sie eine Frau schreien. Ihre Stimme ist seltsam verzerrt in der dumpfen Dunkelheit

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