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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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enden kann. Klar, wissen wir alle.« Sie tippte sich an den Kopf. »Aber jetzt weiß ich es wirklich.« Sie tippte sich ans Herz.
    »Karma.« Coop wickelte die Salatblätter in ein Geschirrtuch.
    »Was?«
    »Das zu wissen. Und dass wir hier alle zusammen sind. Ich glaube, das ist Karma.«
    »Und was mit Walt passiert ist? War das Karma?« Harry war nicht auf Streit aus, nur neugierig auf Coops Gedanken zu dem Thema.
    »Ja. Hatte keine Freunde. Familie in Iowa. Das ist alles, was ich bislang rausgefunden habe, aber ja, sein Tod ist Karma.«
    Ein teuflisches Funkeln ließ Mrs. Murphys herrliche Augen aufblitzen. »Hey, Pewts, das heißt, der Blauhäher, der dich dauernd angreift, der ist dein Karma.«
    Pewter machte große Augen, ihre Pupillen weiteten sich, sie hob den Schwanz ein wenig, die Schnurrhaare zuckten zurück. »Deins sind Bandwürmer.«
    7
    E ine Berieselungsanlage mit Zeitschaltung versprühte kalte Wassertröpfchen. Harry verweilte bei den verschiedenen Kopfsalatsorten, von denen einige phantasievolle Namen trugen wie Tidewater-Romana und Low-Country-Frühsalat. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete die Obst- und Gemüseabteilung in Yancy Hamptons Lebensmittelgeschäft. Sie staunte, wie frisch alles war, bewunderte die Üppigkeit: glänzende Auberginen, pralle Apfelsinen, Tangerinen, Äpfel in allen erdenklichen Rot- und Grüntönen. Sie staunte auch darüber, dass diese herrlichen Gemüse und Früchte rein biologisch waren.
    Als Farmerin wusste Harry, wie Insekten, Mehltau, diverse Pilze, zu viel oder zu wenig Regen sich auf die Ernte auswirken konnten. Biologische Erzeugnisse glänzten selten wie diese Prachtexemplare. Jedes einzelne hätte einem Gemälde von einem üppigen Stillleben entsprungen sein können.
    Wie aber definiert man »biologisch«? Frisch. Yancy unterstrich diese Eigenschaft, indem er seinem Geschäft den Namen Frisch!Frisch!Frisch! gab. Der Laden warb ständig mit der ursprünglichen Herkunft seiner Waren.
    Er warb auch ausdrücklich damit, dass er bei hiesigen Bauern einkaufte. Während Harry durch die Gänge schlenderte, räumte sie ein, dass es immerhin leicht sein könnte, Tomaten einzukaufen. Sie standen bei den landwirtschaftlichen Produkten des Staates an vierter Stelle. Tabak besetzte den dritten Platz, Mais den zweiten, und Sojabohnen standen an erster Stelle.
    Harry hatte nie in irgendeinem Geschäft ein Tabakblatt gesehen, doch die diversen Mais- und Tomatensorten waren auffällig präsentiert. Vielleicht wurden sie auf Lastwagen herbeigekarrt.
    Virginia kassierte 1 , 8  Millionen Dollar Weinsteuer, und Harry konnte sich die Summen nur vorstellen, die die »großen Vier« dem Staat einbrachten. Wenigen Leuten war bewusst, wie wichtig landwirtschaftliche Erträge für die Wirtschaft eines jeden Staates waren. Alle Leute waren geblendet von Energieeffizienz, Spitzentechnologie und Elektronik. Yancy unterstützte wenigstens die virginischen Farmer.
    Unverarbeitete Sojabohnen wurden wenig gekauft. Sie wurden enthülst und geröstet angeboten. Harry hatte keine Ahnung, ob Yancys Sojabohnen aus Virginia kamen.
    Sie wusste nicht, warum, aber sie war misstrauisch.
    Sie verschränkte die Arme. Als sie in der Morgensonne aus dem Kombi gestiegen war, hatte die Temperatur 22  Grad betragen. Gerade so viel, dass Harry ein Schweißtropfen den Ausschnitt hinab und unter die Brust rann. Eine Dame griff nicht nach dem Taschentuch und wischte ihre Prachtstücke ab, so wenig wie ein Gentleman es mit seinen verschwitzten unteren Gefilden tat. Harry musste unwillkürlich daran denken, dass ebendiese Brüste, so hübsch sie auch waren, sie hätten töten können. Sie verbannte diesen Gedanken und schlenderte weiter an den Früchten entlang. Die tiefdunklen Tangerinen sprangen sie geradezu an.
    Der Preis, vier Dollar zehn für drei Stück, sprang sie ebenfalls an.
    Sie besann sich, dass sie nicht hergekommen war, um Zitrusfrüchte zu kaufen, und sah auf die Uhr: Punkt zehn. Zeit für ihre Verabredung mit Yancy Hampton. Obwohl der Montagvormittag gewöhnlich nicht die Zeit für Lebensmittelkäufe war, herrschte in dem Geschäft ein starkes Gedränge von gutgekleideten Frauen und dem einen oder anderen Mann. Rolex-Uhren fingen das Licht ein; diskrete edle Ohrringe oder Diamantenstecker erzeugten winzige Regenbögen. Flotte Espadrilles, zu akkurat gebügelten Blusen und Bermudashorts getragen, vervollkommneten die Erscheinung.
    Yancy Hampton verstand sein Geschäft.
    Harry klopfte an die
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