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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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liegt, hat sein höchst eigenes Terroir .«
    »Faszinierend. Danke für das Kompliment, aber ich weiß, ich kann keine große Winzerin werden. Ich lerne so viel mit der Hilfe von anderen, aber ich denke, meine Neigung geht mehr zu den Sonnenblumen, zum Ginseng. Ich hab auch Spargel gepflanzt, aber der ist erst nächstes Jahr so weit.«
    »Du hast die Pflanzung natürlich gestaffelt.« Er beugte sich vor, seine braunen Augen strahlten.
    »Musste ich ja. Man kann nur alle zwei Jahre genießbaren Spargel stechen. Das ist mit ein Grund, warum er so teuer ist.«
    »Ich bin interessiert, Harry. Ich kann keinen frischen Spargel vorrätig halten. Egal, ob die Sorte, die die meisten Leute hier in der Gegend kennen, oder die dicken weißen europäischen Stangen.«
    Harry stand auf. »Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    Sie ging hinaus, schloss die Bürotür hinter sich und stieß mit Franny Howard zusammen, der Inhaberin einer großen Reifenhandlung.
    »Verzeihung, Harry.« Frannys Hand schnellte zu ihrem pink geschminkten Mund.
    Harry lachte. »Hey, ich bin bloß froh, dass du nicht am Steuer von deinem Wagen warst.«
    »Da pass ich ein bisschen besser auf. Weniger Ablenkungen. Hast du nicht kommenden Mittwoch deine Nachuntersuchung?«
    »Ja.«
    »Möchtest du, dass ich mitkomme?« Franny hatte den Krebs überlebt, bevor er bei Harry diagnostiziert worden war. Sie hatte Harry in die Selbsthilfegruppe eingeführt.
    »Oh, danke, Franny. Ich weiß, dass alles gut ist.«
    »Ja, bestimmt. Sag mal, ich hab in der Zeitung gelesen, dass du, Reverend Jones und Susan bei ReNu die Leiche gefunden habt. Muss ja ein schwerer Schock gewesen sein.«
    »Allerdings. Es gibt noch keine Verdächtigen. Der Mann hat offenbar ziemlich zurückgezogen gelebt.«
    »Solche Leute sind meistens zäh. Man muss die Schichten abpellen. Ich schwöre, da brodelt was mittendrin. ReNu unterbietet immer die Preise von allen anderen. Ich vermute, wenn der Mörder einer von den Konkurrenten wäre, dann hätte er eher Vic Gatzembizi den Schädel eingeschlagen.« Vic war der Eigentümer.
    »Den muss man erst mal erwischen. Er pendelt ständig zwischen seinen Betrieben hin und her. Leute wie du und Vic, ihr seid so ehrgeizig.« Harrys Lippen kräuselten sich zu einem matten Lächeln.
    Franny nickte. »Danke. Weißt du, Victor empfiehlt so ganz nebenbei Leute an mich, die sich nach neuen Reifen umsehen. Offenbar müssen Fahrzeuge, die zur Reparatur in seiner Werkstatt sind, das nehmen, für das die Versicherung aufkommt. Aber Victor ist nett zu mir, er führt mir – sagen wir mal – Kunden zu, deren Autos nicht schrottreif sind.« Sie senkte die Stimme. »Wie ich höre, hat er Freundinnen an jedem Ort, wo er einen Betrieb hat. Seine Frau würde ihn mit Sicherheit umbringen, wenn sie davon wüsste. Andererseits kriegt sie alles von ihm. Wie sie das macht, muss ich erst noch lernen. Ich muss dieses Talent entwickeln.«
    »Schätzchen, ich finde, du hast auf diesem Gebiet genug Talent.« Harry lachte.
    Auf dem Nachhauseweg – Mrs. Murphy, Pewter und Tucker drängten sich alle drei auf dem Vordersitz – lachte Harry wieder über Franny. Beim Nachdenken über Autos und Reifen erinnerte sie sich daran, dass sie nach Miranda sehen musste und dass sie versprochen hatte, ihren Falcon zu wachsen. Angesichts des Auftragsstaus bei ReNu würde Miranda einen Mietwagen benötigen. Safe & Sound sollte ihr einen stellen, aber Harry wollte ihr für alle Fälle den Kombi anbieten.
    Um den starken Ortsverkehr zu vermeiden, wollte Harry auf der Umgehungsstraße nach Westen zur Route  250 fahren.
    Dieses Vorhaben kam buchstäblich zum Stillstand, weil blinkende Lichter, Polizei und Feuerwehrleute den Verkehrsfluss aus PKW s, LKWs und Lieferwagen stoppten. Es sah nach einer langen Schlange aus.
    »Verdammt«, fluchte Harry, dann prüfte sie die Tankanzeige.
    Halbvoll. Das würde reichen, auch wenn sich die Wartezeit hinzog. Sie sah weiter vorn Rick Shaw und Coop in einer lebhaften Auseinandersetzung mit einem Angehörigen der Staatspolizei. Der Mann hatte die Hände in die Hüften gestemmt, ging dann zu seinem Streifenwagen, stieg ein und telefonierte.
    Coop sah Harrys Volvo und kam zu ihr.
    »Hey, was ist hier los?«, fragte Harry.
    »Ein Milchlaster ist umgekippt.«
    »Ach nein.«
    »Und nun gilt folgendes Bundesgesetz: Das Butterfett in der Milch ist Öl. Wir müssen das als Umweltgefährdung behandeln. Man hat mir soeben die
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